16.06.2020 Freifunk in Neumarkt – was steckt dahinter?

Dienstag, 16.06.2020 Freifunk in Neumarkt – was steckt dahinter?

Ich habe diesen Freifunk (ab jetzt FF genannt) schon so lange auf meinem Mobiltelefon drauf, dass ich schon gar nicht mehr weiß, ob ich das WLAN vor zehn oder gar vor zwanzig Jahren aktiviert habe. Aber bei einem Bummel über den Stadtplatz fiel mir das Netz auf und ich fragte mich: Was war denn das gleich wieder? Strategisch und aus der IT-Brille betrachtet hat die Medaille wie immer viel mehr als nur zwei Seiten:

  • Idee
  • Technologie
  • Anbieter
  • Nutzer
  • Kosten

Idee

Die Idee ist, in Neumarkt und anderen Orten ein flächendeckendes und für den Nutzer kostenloses WLAN zur Verfügung zu stellen. Die selbstlose Idee für Neumarkt wäre, die Attraktivität der Stadt in Zeiten der Digitalisierung zu erhöhen. Dafür müssten, um zum Beispiel den ganzen Stadtplatz und die Geschäfte vollständig abdecken zu wollen, so einige WLAN-Router mehr installiert werden, als es im Moment sind, um so einen lückenlosen Internetzugriff als kostenlosen Service anzubieten.

Technologie

Das Szenario beruht darauf, dass man davon ausgeht, dass z.B. alle Geschäfte am Stadtplatz über einen Internet-Anschluss verfügen. Könnte man zumindest jedes zweite Geschäft davon überzeugen, etwas von seiner Internetbandbreite abzugeben und mittels eines zusätzlichen WLAN-Routers anzubieten, hätte man den ganzen Stadtplatz performant abgedeckt. Die Abdeckung ist perfekt, wenn sich die Router gegenseitig „sehen“, sodass alle Router miteinander vermascht werden können. Das führt zu einem positiven Effekt an der Sache. Beispiel: WLAN-Router1 hängt am Vodafone-Kabel-Anschluss. WLAN-Router2 hängt am Telekom-DSL-Anschluss. Beide Router sind vermascht. Nun beschädigt der Baggerfahrer – während der Stadtplatzsanierung – in der Nähe von WLAN-Router2 ein wichtiges Kabel. Internet über den Telekom-Anschluss fällt aus. Jetzt stände der WLAN-Router2 dumm da. Die über ihn eingeloggten User hätten kein Internet mehr (genauso wie der Inhaber des Telekom-Anschlusses). Hier hilft die Vermaschung. Durch sie helfen sich die Freifunk-WLAN-Router gegenseitig mit Bandbreite aus. Trotz Störung funktioniert für alle User das Internet weiterhin.

Weiter in Sachen Technologie: Der durch die User entstehende Internettraffic wird verschlüsselt und über VPN an zentrale Server des Vereins „Freifunk“ geschickt. Da sich der Verein `Freifunk Altdorf` nennt, können wir davon ausgehen, dass das Rechenzentrum (RZ) irgendwo dort in der Nähe betrieben wird. Entweder hat sich der Verein ein eigenes RZ aufgebaut oder aber er nutzt die Ressourcen eines entsprechenden RZ-Betreibers. Diese Server wiederum haben eine performante Internetanbindung. Der WLAN-User in Neumarkt nutzt für seinen Internetzugriff somit eine ihm völlig „fremde“ Infrastruktur – anstatt den mobilen Internettarif seines Endgerätes – und macht sich somit unabhängig von seinem Datentarif und auch vom schwankenden Empfang seines Mobiltelefons. Hört sich nach einem Konzept an.

Anbieter

Um WLAN flächendeckend zur Verfügung stellen zu können, müssen sich genügend Geschäfte oder Privathaushalte (Anbieter) finden, die in einen zusätzlichen speziellen WLAN-Router investieren und diesen so aufstellen, dass er bei den Geschäftsleuten die Geschäftsräume und einen Teil des öffentlichen Raumes vor dem Geschäft abdeckt, während wir bei Privathaushalten eigentlich nur über die Abdeckung von öffentlichem Raum sprechen. Der WLAN-Router braucht Strom und ist optimalerweise an einem freien Port des DSL-Routers angeschlossen (bei mir wäre es ein Switch, weil die vier Ports am DSL-Router für meine Zwecke schon lange nicht mehr reichen). Der Anbieter muss einen Teil seiner Bandbreite für den FF „abzwacken“. Hat beispielsweise ein Geschäftsmann einen 16MB-DSL-Internet-Anschluss und ist der Meinung, dass 10MB für seine eigenen Zwecke reichen, dann stellt er dem FF 6MB zur Verfügung. Jemand, der einen 50MB-Anschluss hat, kann der Öffentlichkeit eventuell schon 20MB zur Verfügung stellen. Diese Trennung der Bandbreite ist notwendig. Denn als „Eigentümer“ des DSL-Anschlusses möchte ich natürlich, dass meine Anwendungen ungestört funktionieren. Es wäre nicht akzeptabel, wenn die User vor meinem Haus lustig Whatsapp-Calls durchführen oder sich auf Youtube einen Film anschauen, während ich nicht mehr richtig im Internet surfen kann…

User

Für den User ist die Sache sehr einfach. Man aktiviert sich im FF-WLAN, macht sich damit unabhängig von der eigenen verfügbaren Datenrate und kann nach Herzenslust das Internet nutzen. Es spielt dann auch keine Rolle mehr, an welchem Ort sich der User befindet. Wann immer mein Mobiltelefon einen FF-WLAN-Router findet, wird diese Verbindung aktiviert, egal, ob ich in Neumarkt oder in Landshut unterwegs bin. Sind mehrere User im Bereich eines WLAN-Routers unterwegs, teilen sie sich die freigegebene Bandbreite. Und wie funktioniert es in der Praxis? Antwort: Sehr gut. Wenn man testweise mit dem Fahhrad und aktivem Youtube von oben nach unten über den Stadtplatz fährt, wird das Video ruckelfrei und ohne jedes Problem abgespielt. Die Downloadrate beträgt etwa zwischen 3,0 und 5,9MB. Da ist die Welt in Ordnung. Ok, beim Testen war es nach 18.00 Uhr, und auf dem Stadtplatz war nichts los. Der Test hätte sicherlich auch ohne FF geklappt, aber dann hätte es halt meine begrenzte Vodafone-Datenrate „angeknabbert“.

Ein weiterer Test betraf den Bahnhof. Am linken vorderen Eck betrug die FF-Datenrate satte 24MB. Zum Vergleich: Ich zahle für meinen DSL-Anschluss fünfzig Euro für 16MB. Wie ungerecht! Dann bin ich zum Gebäude Bahnhofstraße 35 gegangen und hatte dort – vor dem Eingang stehend – immer noch 16MB. Sollte ich mein Homeoffice mal auslagern müssen, werde ich versuchen, mir da irgendwo ein Büro zu mieten.

Pros und Cons

Das klingt alles supertoll und müsste eigentlich die ganze Stadt im Handstreich überzeugen. Tut es aber nicht. Denn die lediglich etwa 30 FF-Hotspots in Neumarkt – davon sind allein schon sieben Stück am Bahnhofsgebäude verbaut – sprechen eine andere Sprache. Woran liegt das?

Es liegt an den zögerlichen Geschäftsleuten (den potenziellen Anbietern). Zunächst einmal entsteht immer ein seltsames Gefühl, wenn ich als Anbieter weiß, dass völlig fremde Menschen ihren Internetverkehr über mein privates Equipment und meinen Internetanschluss abwickeln. Das Gefühl ändert sich auch dann nicht, wenn ich als Anbieter vollständig „verdeckt“ bleibe. Das Problem der „Störerhaftung“ existiert nicht. Dem Anbieter kann es völlig egal sein, auf welchen Seiten im Internet sich die User herumtreiben. Aber die Zurückhaltung bleibt dennoch.

Stellen wir uns vor, ich würde Teil des FF‘s werden wollen, weil ich mir denke: Ach, vor meinem Haus gehen so viele Spaziergänger entlang – denen möchte ich einen ordentlichen Internet-Zugang gewähren. Dann sollte ich folgendes wissen: Technologisch läuft der Internetverkehr des Spaziergängers von seinem Endgerät (Smart-Phone, Tablet, PC usw.) über den extra FF-WLAN-Router. Der verschlüsselt die Daten. Das ist notwendig, weil sonst ich als Herr über mein LAN mit einem einfachen Sniffer (Analysesoftware) den Datenverkehr des Nutzers „mitlesen“ könnte, so nach dem Motto: Ach, da geht ja der Herr Nachbar vor meinem Haus mit dem Hund spazieren und tippt in sein Handy. Wollen wir doch gleich mal schauen, was er im Internet so macht… Diese verschlüsselten Daten laufen über mein LAN (Local Area Network) in meinen privaten DSL-Router, von dort auf meinen DSL-Anschluss zu meinem Provider, von dort aus zu einem FF-Server und erst von dort ins wirkliche Internet. Im gleichen, meinem LAN, wo dieser Internetverkehr des fremden Nutzers vom WLAN-Router zum DSL-Router läuft, sind natürlich bei mir jede Menge weitere LAN- und WLAN-Geräte angeschlossen. Auch wenn FF beteuert, es sei alles sicher und niemand könnte innerhalb meines LAN’s auf andere Dinge von mir zugreifen, bliebe doch ein mulmiges Gefühl. Denn vor dem Haus könnte sich unter die Spaziergänger auch ein Hacker gesellen, der über mein FF-WLAN-AP (AP = Acesspoint) mal einen Angriff auf mein LAN vollführt. Auch wenn ein weiteres Feature, nämlich VPN (Virtual Private Network) im Einsatz ist, gibt es rein theoretisch allerhand Möglichkeiten, es zu versuchen. Dazu nutzt der Angreifer natürlich kein Mobiltelefon und auch kein Tablet. Er bringt gleich seinen Spezial-PC mit und postiert sich vor dem Haus. Und dann wird einfach mal gecheckt, ob sich bei meiner Konfiguration nicht doch ein kleines Hintertürchen auftut. Das Gegenargument, dass diese Gefahr durch Hacker auch bei meinem privaten WLAN existiert, ist dabei nur bedingt richtig, denn: Wenn ich bei meinem privaten WLAN-Passwort alle Regeln eingehalten und das Passwort entsprechend schwierig gestaltet habe, ist diese Hürde kaum zu nehmen. Beim FF dagegen braucht es gar kein Passwort, um auf das WLAN zu kommen.

Aber das ist alle nur hypothetisch. In Wirklichkeit scheitert bei mir die Sache an der Bandbreite. Während rund um Neumarkt viele kleine Orte schon ans Glasfaser angeschlossen sind, hänge ich seit gefühlten 20 Jahren auf meinem 16MB-Kupfer-DSL-Anschluss fest. Ich könnte nicht einmal 1MB davon hergeben. Und die zur Verfügung gestellte Bandbreite sollte schon performant sein, denn wenn der Internetzugriff über mein WLAN für den User langsamer ist als der direkte Datenzugriff über 4G oder Edge, dann wird der User sich fragen, warum er FF überhaupt nutzen soll. Denn Schnelligkeit und Bandbreite sind die wesentlichen Faktoren. Stelle ich aber genug Bandbreite zur Verfügung – machen es sich dann Leute vor meinem Haus bequem und schauen sich die ganze Nacht lustig Action- oder Erotik-Thriller über mein Internet an? Und wenn sie noch ein paar Bier dabeihaben, dann fragen sie nach einer Stunde, ob sie mal bei mir aufs Klo gehen dürfen… Kommen wir zurück zur nüchternen Technologie.

Der nächste Punkt ist: Bin ich als Anbieter bereit, mir einen zweiten WLAN-Sender im Haus zu installieren. Denn 99% aller Haushalte nutzen die WLAN-Funktionalität ihres eigenen DSL-Routers. Es ist nicht bewiesen, dass WLAN krankmacht. Aber viele Geschäftsleute als potenzielle Anbieter werden sich denken: Hm, vielleicht macht ja die Dosis das Gift. Wenn plötzlich zwei WLAN´s in meinem Haus herumsenden (mein eigenes und dieser FF-Router), ist die Belastung schon mal verdoppelt. Kommt mein Nachbar, dessen WLAN ich auch noch sehen kann (macht schon drei Sender), auf die gleiche Idee mit dem FF, säuseln mir schon vier WLAN-Sender um die Ohren. Das könnte so mancher Mensch als ungemütlich empfinden. Und ebenso könnte es dem Stadtplatzbesucher gehen. Er läuft von Nord nach Süd über den Stadtplatz und denkt sich: Aha, FF funktioniert von oben nach unten gleich gut. Er sieht zwar in seinem Mobiltelefon immer nur den einen „FF“ Wenn er aber ein wenig technisches Wissen hat, wird er sich ausrechnen können, durch vieviele WLAN-Sender er auf seinem Spaziergang hindurchgewandert ist. Er könnte auf die Idee kommen zu sagen: Ups, vielleicht doch ein wenig zu viel der Strahlung. Das könnte auch für das Untere Stadttor gelten, wo im Abstand von vier bis sechs Metern gleich drei dieser WLAN-Router mit den Namen Turm-NG1 bis NG3 im Dreieck aufgebaut sind. Vermutlich soll damit die Sendeleistung in Richtung Stadtplatz verstärkt, oder die Anzahl der möglichen User erhöht werden. Oder beides. Dazu stellt sich die einfache Frage, wer den oder die dazugehörigen Internetanschlüsse betreibt und bezahlt.

Auch in der „ATS4“ versorgt jemand gleich mit drei WLAN-Routern die Umgebung. Die Online-WLAN-Knoten-Online-Karte von Freifunk gibt da schon einiges an Daten preis. Es ist nicht besonders schwierig, den Standort ATS4 mit einer dort lebenden Familie zu verknüpfen.

Kommen wir zum nächsten Punkt: Nehmen wir mal an, ich hätte ein Café auf dem Stadtplatz und ich habe bereits mein eigenes WLAN. Was hält mich davon ab, meinen Gästen einen Gast-Zugang auf meinem bereits existierenden WLAN zu verschaffen? Ich brauche keinen FF und somit keinen zweiten WLAN-Router. Der Effekt ist aber der Gleiche: Ich biete meinen Gästen einen kostenlosen Internetzugriff an. Vielleicht ist ja grade dieser Zugang mein Marketing-Instrument für die Gästegewinnung. Funktioniert aber der FF auf dem ganzen Stadtplatz gleich gut, verschwindet dieser Wettbewerbsvorteil.

Nächster Punkt. Natürlich haben auch die Mobilfunkanbieter kein Interesse, dass der Internettraffic zu Anbietern wie FF oder Bayern-WLAN abwandert. Sie verbessern ständig ihr Netz, und Sie haben ähnliche Konzepte. Das Bayern-WLAN (ein quasi Wettbewerber von FF) basiert z.B. auf einer Zusammenarbeit mit Vodafone. Worst Case für alle Provider wäre, wenn Nachbarn eines solchen WLAN-Routers bemerken, dass die Datenrate so gut ist, dass man seinen eigenen DSL-Anschluss abmelden kann. Dann nutzt man ab sofort kostenlos das Internet – oder man teilt sich fairerweise die Kosten mit dem Nachbarn. Das wäre sicherlich nicht im Sinne des Erfinders. Die Provider investieren in die Netze und die Neumarkter sagen danke und steigen auf FF um, wodurch sich die Anzahl der DSL-Anschlüsse halbiert.

Vodafone selbst hat auch ein derartiges Netz und betrieb bisher schon 2,6 Millionen WLAN-Spots. Durch Zukauf von Unitymedia sind noch einmal 1,4 Millionen WLAN-Spots hinzugekommen. Unterschied zur Freifunklösung: Die Vodafone-Lösung mit vier Millionen WLAN-Spots ist auf Vodafone-Kunden begrenzt. FF ist im Gegensatz dazu für alle da. Aber die Relationen seien hier als Zusatzinfo aufgezeigt: FF hatte – gemäß seiner Seite https://www.freifunk-altdorf.de/ (Momentaufnahme vom 10.06.2020, 18.43 Uhr) –  689 aktive WLAN-Spots mit 1454 aktiven Usern. FF ist somit doch eher ein kleiner Anbieter.

Nächster Punkt: Auch beim Mobilfunkriesen Vodafone gibt es in Sachen Internetzugriff keine unbegrenzten Flatrates. Auch ein sehr guter Tarif für das Mobiltelefon – und ich behaupte, ich habe einen solchen – bietet keinen endlosen Internetzugriff an. Nach einer halben Stunde Filmanschauen ist es aus mit der Datenrate. Vodafone schaltet die Bandbreite dann auf 64k herunter, und ich kann bis zum Beginn der nächsten Abrechnungsperiode warten, bis ich wieder schnelles Internet habe. Alternativ kann ich natürlich ein Datenpaket zusätzlich kaufen, um diesen Engpass auszumerzen. Aber diese Datenpakete sind nicht grade günstig und nach einer Viertelstunde wieder verbraucht. Ein FF-WLAN hat da schon einen gewissen Charme. Aber in welcher Lebenssituation?

Man muss schon ein wenig um die Ecke denken, um einen Fall zu konstruieren, wo der flächendeckende FF gegenüber einzelnen Gast-WLAN-Zugängen so richtig Sinn machen würde.

Erstes Beispiel: Bei FF logge ich mich ein einziges Mal ein und muss mich um die Aktivierung nie wieder kümmern. Nutze ich dagegen die Gastzugänge der einzelnen Geschäfte, muss ich mich bei jedem Geschäft einmal aktivieren, was bei 20 Geschäften allein auf dem Stadtplatz ein wenig lästig ist. Habe ich das allerdings geschafft, gibt es auch bei den Einzelzugängen die gewünschte Automatik.

Zweites Beispiel: Die Stadt Neumarkt betreibt über das Bayern-WLAN (eine Initiative der Bayrischen Staatsregierung und in gewisser Weise ein Konkurrenzprodukt von FF) laut www.wlan-bayern.de fünf  Hotspots (Bahnhof, Freibad, Schule, Altöttinger Straße 32 und bei der Bibliothek) und entrichtet dafür vermutlich monatliche Gebühren. Nehmen wir mal an, es wären etwa 60 Euro pro WLAN-Spot. Diese Kosten könnten bei Schwenk auf FF entfallen – könnte man denken. Aber Bayern-WLAN und FF sind zwei unterschiedliche Konzepte. Wenn FF im Freibad funktionieren würde – woher käme dann die Bandbreite für die Hunderte von Mobiltelefonen, die die Jugendlichen im Bad dabeihaben? Auch diese Bandbreite (ich würde mal locker von wenigstens 50MB ausgehen) müsste beschafft und bereitgestellt werden. Und Bandbreite ist nicht zum Nulltarif zu haben, auch in Zeiten nicht, wo alle über Digitalisierung sprechen.

Und es gibt einen weiteren Punkt zu betrachten. Die Server-Struktur von FF muss ebenfalls beschafft und erhalten werden. In unserer schnelllebigen IT-Welt würde jeder Consulter empfehlen, die HW aller drei Jahre einem Refresh zu unterziehen. Das muss man jetzt nicht unbedingt ernstnehmen, aber alle fünf Jahre müssen Rechenzentrumsbetreiber spätestens damit beginnen, über einen Austausch der Server nachzudenken. Außerdem werden Betriebssysteme abgekündigt usw. Das ergibt Kosten, die gestemmt werden müssen. Deshalb wirbt der FF-Verein auf seiner Web-Seite auch um neue Mitglieder.

Wenn man alle Fakten und Argumente zusammennimmt, wird klar, warum FF bis heute in Neumarkt nicht den ganz großen Erfolg hat. Es braucht schon ein gerüttelt Maß Selbstlosigkeit und Gemeinschaftssinn, um als Anbieter auf diesen FF-Zug aufzuspringen. Ich vergleiche es mit größeren Mietshäusern, wo auf jedem Balkon eine Satellitenschüssel installiert ist, weil sich die Eigentümergemeinschaft und oder die Mieter auf keine vernünftige Lösung mit einer zentralen Sat-Anlage einigen konnte. Lieber mutet man der Allgemeinheit den Anblick dieser absurd hässlichen Balkonfronten mit Blick auf Dutzende Sat-Spiegel zu.

FF ist nur oberflächlich betrachtet unabhängig. Ohne die Internet-Anbieter läuft die Sache nicht. Und die Sache ist – insgesamt gesehen – auch nicht kostenlos. Letztlich bezahlen wir dafür. Die Anbieter zahlen einmalig für die Beschaffung des WLAN-Routers. Sie zahlen monatlich für ihren Internet-Anschluss. Und sie zahlen eventuell jährlich für die Mitgliedschaft im FF-Verein. Und alles was sich auf der einen Seite an Kosten auftut, muss auf der anderen Seite erwirtschaftet werden und findet sich somit in den Einzelhandelspreisen wieder.

Ich fasse zusammen: Geschäftsleute können über FF sehr wohl nachdenken, müssen sich aber – wegen der Einhaltung der FF-Richtlinien – mit Begrifflichkeiten wie Pico-Peering, Meshing und Firmwareforks beschäftigen, also ein ganzkleinwenig technisch unterwegs sein. Privathaushalte wird man für FF eher nicht begeistern können. Nähere Infos:


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