Schon mit der Überschrift dürfte klar sein, dass ich mir jede Chance verspielt habe, jemals nach China oder Hong Kong zu reisen. Sicherlich würde man mich gern in das Land lassen. Ob ich da aber jemals wieder herauskäme, stünde auf einem anderen Blatt. Und wer sich jetzt fragt, ob die Chinesen wohl überhaupt Notiz von meinem Blog nehmen, der sollte nicht zu blauäugig sein. Zum Einen gibt es natürlich Tausende Trolle, die irgendwo in China in irgendeinem Wolkenkratzer in irgendeiner der Millionenstädte sitzen, um das weltweite Internet zu kontrollieren und zu beeinflussen. Denen könnte meine bescheidene Homepage tatsächlich durch das engmaschige Netz flutschen.
Viel mehr Respekt muss man aber vor der Automatisation dieser Überwachungsstrategie haben. Eine KI-Komponente durchstöbert 24/7 das Netz und sucht nach Begrifflichkeiten wie Uiguren, Tibet, Dalai Lama, Hong Kong oder eben auch Taiwan. So wie Google meine Seite irgendwann automatisch „erkannt“ hat und ohne mein Zutun in der Suchmaschine darstellt – und immer weiter oben platziert, was mich freut -, so können das die chinesischen Systeme ebenfalls. Also wird meine Seite analysiert, in einem Zentralregister automatisch erfasst und klassifiziert. Bei den ganz bösen kritischen Seiten poppt bei irgendeinem chinesischen Geheimoffizier die Sache auf, der dann – wie bei der Stasi – einen OV (Operativen Vorgang) eröffnet. Randnotiz: Als ich – irgendwann vor zwanzig Jahren – die Stasi-Unterlagen zugeschickt bekam, hatte der OV-Vorgang bezüglich meiner Person den Namen „Brücke“.
Bei meiner bescheidenen Seite würde vermutlich zunächst gar nichts passieren. Zunächst. Wehe aber, ich stehe mit meinem deutschen Pass an einem chinesischen Flughafen. Denn jetzt poppt der Datensatz – versehen mit einschlägigen chinesischen Schriftzeichen – auf. Das war es dann. Mit etwas Glück werde ich nach einem stundenlangen Verhör in den nächsten Flieger gesteckt und wieder heimgeschickt. Mit etwas Pech lande ich im nächstbesten Gefängnis und warte dort wochenlang auf eine Anklage nebst Urteil. Ob mir dann eine deutsche Botschaft oder ein Konsulat hilft, darf bezweifelt werden. Deutschland kann sich eine Verschlechterung der Beziehungen zu China im Moment nicht leisten. Wir haben mit China ein höheres Handelsvolumen als die USA. Und wie man sich selbst schaden kann, sehen wir grade beim Umgang mit Russland. Der kleine Michi wäre in diesem politischen Spiel völlig unwichtig. Die Option, dass ich unbehelligt ein- und wieder ausreisen kann – ich möchte das lieber nicht ausprobieren.
Die USA jedenfalls setzt gegenüber China seine kritische Politik fort. Der Besuch von Nancy Pelosi in Taiwan war ein gutes Mittel, die Befindlichkeiten Chinas zu testen. China reagierte sofort und wütend und simulierte bei einer Marine-Übung Angriffe gegen Taiwan. Machen wir uns nichts vor. Der China-Taiwan-Konflikt ist der nächste große weltpolitische und militärische Brandherd. Chinas unbegrenzter Machtanspruch auf allen Ebenen lässt keinen anderen Schluss zu, als dass es zu einem Angriff auf Taiwan kommen wird. Die Geschichte hat es immer gezeigt: Wer Waffen besitzt, setzt sie irgendwann ein. Das hat die Nato in Serbien so gemacht, Russland beweist es im Moment in der Urkraine und China – bis an die Zähne bewaffnet – wird es auch tun. Was hat Deutschland dem entgegenzusetzen? Gar nichts. Auch das Prinzip „Wer A sagt, muss auch B sagen“ kann Deutschland bei China nicht anwenden, falls China (ähnlich wie Russland in der Ukraine) in Taiwan einfällt. Deutschland müsste China quasi kritiklos gewähren lassen. Oder kann sich jemand die deutsche Wirtschaft ohne Handel mit China vorstellen?
Bleibt noch die Frage, warum sich China mit der Größe seines Landes (9.597.000 km² und damit das 27fache von Deutschland) nicht einfach zufriedengibt und unbedingt das 36.197 km² große Taiwan (so groß wie Baden-Württemberg) einverleiben muss. Antwort: Es hilft, dem großen Ziel etwas näher zu kommen, nämlich politisch, militärisch, wirtschaftlich und ideologisch die Nummer 1 in der Welt zu werden. Taiwan ist ein Big Player bei Halbleitern. Ein militärischer Konflikt würde die Weltwirtschaft ein weiteres Mal durcheinanderwirbeln. 65% aller weltweit hergestellten Halbleiter kommen aus Taiwan. Tendenz: Steigend. China selbst steht bei 8%, macht zusammen 73%. Mit einer solchen Zahl kann man dann nach Belieben die Muskeln spielen lassen.
Wir sollten uns keinen Illusionen hingeben, dass es in China eine Restvernunft gibt und es schon nicht so schlimm kommen wird. Der Krieg dort unten kommt, das ist mathematisch sicher. Aber wir können ja in Deutschland ruhig und entspannt noch ein wenig weitergendern. Jeder Mensch ab 14 darf einmal im Jahr das Geschlecht wechseln. Macht Spaß, lenkt ab und befriedigt die Transaktivisten.
Bei der Recherche zu diesem Blog habe ich mir einen Beitrag auf dieser Linken-Seite von Sevem Dagdelen durchgelesen. Wenn man die typisch linke Demagogie weglässt und nur die historischen Fakten sieht, dann wird das Bild von China ein wenig klarer. Man muss bei solchen Artikeln aber den geistigen Abstand haben, um zu erkennen, über was die Bundestagsabgeordnete alles nicht schreibt. Das Wort „Uiguren“ kommt nur einmal vor, der Begriff „Tibet“ überhaupt nicht. Eine irgendwie geartete Kritik am chinesischen Regime ist nicht erkennbar. Wer ein wenig mehr Zeit hat, kann sich die Methoden des chinesischen Staates gegenüber seinen Bürgern im Internet anschauen. Insbesondere die verpflichtende Gesundheits-App auf dem Smart-Phone hat es in sich, weil es eben keine Gesundheits- sondern eine Schnüffel-App ist. Die App kann sogar den Zugang zur eigenen Wohnung sperren. Die dahinterliegende Logik wird vom Staat gesteuert. Corona ist hier nur ein Vorwand. Willkür pur. Die digitale Fußfessel. China ist ein großes Gefängnis. Zwei Beispiele: https://www.youtube.com/watch?v=pWUG_RJ_988
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