Samstag, 30. Dezember 2023, Beliebteste Vornamen in Deutschland

Gestern fiel mir im Netz auf, dass der Name Mohammed im Ranking der beliebtesten Vornamen auftaucht, wobei man den Begriff „beliebt“ etwas relativieren sollte. Die Wahl des Namens Mohammed als Jungenname in muslimischen Familien hat eher weniger mit Beliebtheit zu tun. Schon die SZ (ich liebe deren leichten Hang zu einer Mischung aus Ironie/Zynismus/Sarkasmus, aber auch nicht immer) stellte 2019 fest, dass es eine Tradition vor allem für die in der Diaspora lebenden muslimischen Familien sei, ihre Buben Mohammed zu nennen. Die NZZ muss ich immer im gleichen Atemzug zur SZ nennen. Sie beeindruckt ebenfalls, zum Beispiel durch diesen lesenswerten Artikel, den ich bei der Recherche fand. Ideologiefrei und mit einem kleinen schweizerischen Schuss Humor wird Renaud Camus in seinem französischen Schloss interviewed. Ich kannte den Mann, der angeblich mit seiner Bevölkerungsaustausch-Theorie Rechtsradikale in aller Welt inspiriert, bis vor fünf Minuten nicht. Ich muss eindeutig mehr lesen. Gibt es jemanden, der sich ein NZZ-Abo mit mir teilen würde?

In Berlin irritierte mich dann doch ein wenig, dass Mohammed auf dem 2., 3. oder 4. Platz gelandet ist (je nach Web-Seite, die man aufschlägt), im Jahr 2022 sogar auf dem ersten Platz. Irritation deshalb, weil die Zeitungen eben von den „beliebtesten“ Namen sprechen. Wenn ich meinen Rechenschieber anwerfe und 40 Jahre weiterdenke, dann wird die gleiche Zeitung vermutlich verkünden, dass die Burka das beliebteste Kleidungsstück von Berliner Frauen und Mädchen sei. Und auch bei diesem Detail sprechen wir eher über Tradition als über Beliebtheit.

Es beruhigt mich, dass der Vorname Michael nicht mehr so häufig vorkommt. Das hat aber leider seine Ursache. In den sozialen Medien wird in abfälliger Weise der Begriff „der deutsche Michel“ oder der „DummMichel“ benutzt – gewissermaßen als Sinnbild für uns Deutsche, die wir uns als dumme Schäfchen jeden Blöksinn von „oben“ gefallen lassen. Das wirkt.

Als ich Kind war, gab es den Begriff vom „dummen Detlef“. Ich kann nicht sagen, woher das kam, und es lässt sich auch nicht ergoogeln. Es könnte eine Filmfigur gewesen sein. Aber ich kannte keinen einzigen Detlef. Der Name kam in der „DDR“ nicht vor. Ich hätte auch nicht so heißen wollen, aber „Ronny“ eben auch nicht.

Die Vornamen Günther, Jürgen, Wolfgang, Dieter, Ralf, Björn, Heinz und Karl-Heinz sind völlig verschwunden. Christoph ist nicht zu sehen, Luis weit hinten. Scheinbar werden Namen mit hellen Vokalen wie a und e bevorzugt. Der schöne deutsche Traditionsname Andreas schafft es in 2022 aber auch nur noch auf Platz 50. Dreisilbige Namen sind scheinbar auch weitestgehend auf dem Rückzug. Ja, die Zeiten ändern sich.


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