Man fühlt sich an den Baulöwen Jürgen Schneider erinnert, der auch ein riesiges Firmengeflecht aufgebaut hatte und sein Geschäft (Immobilien kaufen, sanieren, wieder vermarkten) nur aufrechterhalten konnte, weil er auf ewige Expansion und im Schneeballverfahren auf immer neue Investoren setzte. Bis zu 55 Bankinstitute gaben Kredite in Höhe 5,5 Mrd. DM und spielten das Spiel mit, wider besseres Wissen. Das ganze Imperium mit mindestens 130 Tochterfirmen brach 1994 zusammen.
Welche Lehren hat der Markt aus dem damaligen Scheitern gezogen? Keine. Wieder konnte ein Shooting-Star ein Firmengeflecht mit Holdings und Stiftungen aus dem Boden stampfen und kam eine ganze Zeit lang damit durch. Nun bröckelt es aber an allen Ecken und Enden. Das Insolvenzverfahren gegen die Signa-Holding ist eingeleitet.
Die Stadt Hamburg hat mit dem Elbtower ihr ganz besonderes Projekt. Es sollte das dritthöchste Gebäude Deutschlands und laut hamburg.de als Abschlussprojekt „ein selbstbewusstes Statement der wachsenden Stadt Hamburg“ werden. Nach dem Baustopp (das ist das Gegenteil von „wachsen“) schafft es der SPD-Bürgermeister Peter Tschentscher, uns auf ndr.de mitzeiteilen, dass es wahrscheinlich sei, dass auf der Baustelle jetzt fünf Jahre lang nicht mehr gebaut würde. Gleichzeitig sieht er keine akuten Folgen für die Stadt. Genau mein Humor. Fehler bei sich selbst sieht man generell nicht. Eine Jury hätte das Angebot der Signa-Gruppe sorgfältig geprüft. Haben uns das nicht auch die Wirtschaftsprüfer bei Wirecard erzählt? Die personelle Besetzung der Jury würde mich interessieren. Man geht davon aus, dass die Signa-Holding über 1.000 Tochterfirmen (Immobilien, Sport, Medien) hat. Und selbstverständlich hat Benko laut capital sein Privatvermögen über eine Stiftung geschützt. Gläubiger und Finanzamt schauen derweil mit dem Ofenrohr ins Gebirge. Das alles konnte die Jury durchschauen? Wer war damals gleich wieder Bürgermeister in Hamburg: Olaf Scholz. Er meinte bezüglich der aufkommenden Bedenken, dass alles fünfzehn Mal geprüft und die Bauvergabe an Signa ein „großer Gewinn“ sei.
Und wo Scholz ist, sind die Subventionen nicht weit. 700 Millionen Euro zahlte der deutsche Staat insgesamt an Subventionen für Benko. Klarer Fall als Lehrbeispiel für die Gefahren von Subventionen, meinte daraufhin der SPIEGEL, leider hinter seiner Bezahlschranke. Was wir aber wissen, sind die geplanten Baukosten für den Elbtower: 700 Millionen Euro. Finde den Fehler.
Wo Scholz ist, sind aber auch die anderen Pleiten, das Pech und die Pannen nicht weit. Der Stern hat zum Beispiel die vollmundigen Aussagen von Scholz und seinen Genossen vor dem G20-Gipfel 2017 zusammengefasst. Scholz sah die Probleme rund um die Veranstaltung nicht. Wie wir wissen, gab es heftigste Krawalle, wie in einem Bürgerkrieg.
Interessant ist, dass die Mainstreammedien die Verstrickung des Olaf Scholz in die Benko-Pleite überhaupt nicht thematisieren. Youtube ist allerdings voll von Kommentaren zum Thema Elbtower. Alles zeigt mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Olaf Scholz. Die Botschaft ist eindeutig: Diese Pleite war voraussehbar.
Selbst die Sicherheiten erweisen sich nun als Lachnummer. Benko musste 30% Vorabvermietungen nachweisen. Dazu gewann man die Hamburg Commerical Bank als Mieter. Ohne diesem Deal hätte man die Quote nicht erreicht. Lustig: Vorher kaufte Benko deren altes Areal. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Man hätte zum Beispiel auf Heike Sudmann hören können, damals in Hamburg Sprecherin für Stadtentwicklung. Sie ist bei den Linken, aber diesen misslichen Umstand lassen wir jetzt mal außen vor. Sie erklärte uns schon am 28.11.2022 auf NDR, dass schlimmstenfalls zwanzig Stockwerke gebaut werden und danach Schluss ist. Die Frau hat komplett recht behalten. Aber was zählt schon der Prophet im eigenen Land? Nichts. Für die Elbtower-Ruine hätte ich auch schon einen neuen Namen: CumEx-Scholz-Turm.
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