Dienstag, 30. Januar 2024, Ausland: UNRWA-Skandal

Bis vor kurzem kannte ich den Begriff UNRWA nicht, der für United Nations Relief and Works Agency steht, eine Unterorganisation der UN, die es schon seit dem arabischen Krieg 1949 gibt. Man muss dann aber Zeit ins Land lassen, bevor man sich eine Meinung bildet. Zunächst hieß es, dass zwölf Mitarbeiter des Palästinenser-Hilfswerkes der Korruption überführt bzw. in die Hamas-Angriffe verwickelt seien bzw. mitgemacht hätten. Je nach Medium wird das in Nuancen anders dargestellt.

Ich schlussfolgerte, dass in dieser Behörde, die rund 12.000 Mitarbeiter im Gazastreifen beschäftigt, kaum mehr als 0,1% korrupt ist und achte mir: Das ist nicht einmal ein normaler Durchschnitt. Das ist unterdurchschnittlich. Oder glaubt irgendjemand, dass diese Quote in einer vergleichbaren deutschen Behörde geringer ist als 0,1%? Ich eher nicht. Irgendwo muss ja der Grund zu suchen sein, warum wir Vorzeigedemokraten samt unserem moralischen Zeigefinger beim weltweiten Korruptionsindex kein Stockerlplatz innehaben, sondern nur auf Platz 9 stehen. Weil das auch unsere Ampel weiß, äußerte sie sich zunächst nicht klar, was die weiteren Finanzhilfen angeht. Andere Länder wie Australien waren da schneller. Dachte Australien wirklich, dass die australischen Dollar im Gaza-Streifen ausschließlich in Mineralwasser, Mehl, Zucker und Windeln investiert wurden? Wo Geld ist, sind Gier, Korruption und Bosheit nicht weit. Seit jeher.

Weil die Entwicklungs- und Finanzhilfen für andere Länder eh im Feuer der deutschen Öffentlichkeit stehen, wurde im Netz gleich einmal ordentlich auf die Ampel draufgehauen. Dann hörte ich einen Kommentar von einem Reporter, der sich dort unten befindet, und schon betrachtete ich die Sache aus einem anderen Licht. Die Palästinenser fliehen im Gaza-Streifen von einem Gebiet ins andere, sind nirgends sicher und kommen aus dem gottlosen Gaza-Streifen nicht heraus, weil Ägypten als einziger Ausweg seine Grenze dichtgemacht hat. Und jetzt kommen auch noch Hunger und Durst dazu, weil die Lebensmittelhilfen ausbleiben. Dennoch hat sich Deutschland dem weltweiten Boykott angeschlossen und die Finanzhilfen gesperrt. Es blieb wegen der Vorwürfe auch gar nichts anderes übrig. Und schon gibt es Forderungen an Israel, sich doch selbst um das Problem zu kümmern. Israel sitzt in der Klemme. Die Israelis glauben nicht daran, das es unter den Palästinsern einen relevanten Prozentsatz an Menschen gibt, die unschuldig sind. Nur bei Neugeborenen ist man sich relativ einig, dass diese nun mal gar nichts für den Konflikt können. Aber zu jedem neugeborenen Palästinenser gehört eben auch ein Vater. Fakt ist, dass die Israelis in ihrem Kampf gegen die Hamas unerbittlich vorgehen. Und sie haben überhaupt keinen Spaß bei der Vorstellung, ihre Todfeinde auch noch füttern zu müssen.

Sorgten schon die 1%, die da am 7. Oktober beim Überfall auf Grenzgebiete in Israel dabei waren für Entsetzen, so wird der Unmut größer, je mehr Details ans Licht kommen. Seite heute sprechen wir nicht mehr über 1% korrupte Mitarbeiter, sondern schon von 10%, wie das Wall Street Journal meldet. Das ist so bitter, weil man den Glauben in seine eigene Spendenfreude verliert. Ganz abgesehen von etwa 100 Millionen Euro jährlich, die Deutschland der UNRWA jedes Jahr gezahlt hat. Und wofür? Für millionenschwere Tunnelsysteme der Hamas? Das ist alles so übel. Und dennoch überwiegt mein Mitleid mit den unschuldigen Menschen in dieser Gegend. Eine menschliche Katastrophe.


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