Sonntag, 04. Februar 2024, Sport: Ingolstadt – Dresden 2:1

Wenn einer eine Reise tut… Mit der Bahn ging es über Landshut und München nach Ingolstadt. Vor München wurde der Zug aus unerfindlichen Gründen über einen Rangierbahnhof umgeleitet. Auf dem Münchner Hbf. hatten wir für das Umsteigen deshalb nur noch zwei Minuten Zeit. Gestern hatte aber schon das Joggen gut funktioniert, also war der verschärfte Großvater-Sprint zum nächsten Zug kein Problem.

Das Stadion in Ingolstadt war nur mäßig besetzt. Verlass war wie immer auf die Fans aus Dresden, die die Zuschauerzahl entscheidend auf 11.000 nach oben trieben. Ansonsten zeigten sich die Dresdner Fans von ihrer gewohnt schlechten Seite. Los ging es schon bei der Verkündung der Namen der Ingolstädter. Wie überall werden die Vornamen genannt und die Zuschauer rufen die Nachnamen. Die Dresdner hatten für alle Ingolstädter Spieler den gleichen Nachnamen parat: A…loch.

Dann zeigten sie mal eben, wie kampfbereit und siegessicher sie sind. Tipp: Die Bundewehr braucht kampfbereite Soldaten, bitte bei Herrn Pistorius melden. Denn warum Fans eines Fußballclubs „kampfbereit“ sein müssen, erschließt sich mir nicht. Kaum war das Plakat eingerollt…

…wurden Nebelkerzen gezündet. Zum Glück kam der schwarze Rauch nicht bis zu uns. Die Dresdner mussten ihre Schadstoffe selbst einschnaufen.

Die anderen Slogans gehen wir von oben nach unten durch. Man muss den DFB nicht lieben, aber ob er lächerlich ist, vermag ich nicht zu bestätigen. Fehlerbehaftet ist der DFB jedoch unzweifelhaft, sonst hätte die Nationalmannschaft nicht bei den letzten drei Turnieren komplett versagt.

Bei den zwei Geschlechtern sind wir uns einig. Jetzt plant der DFB sicherlich keine Transliga, weshalb mir der Bezug zum Fußball zunächst fehlte. Dann kam ich doch noch drauf. Offensichtlich möchte man die Probe auf’s Exempel machen, denn Bayer Leverkusen musste vor ein paar Tagen wegen des gleichen Spruchbandes 18.000 Euro Strafe bezahlen. Wie jetzt? Wer im besten Deutschland aller Zeiten der Meinung ist, dass es biologisch nur zwei Geschlechter gibt, muss mit Geldstrafen rechnen? Ich nehme alles zurück und behaupte, dass das dann doch lächerlich ist. Verwunderlich ist, dass Bayer 04 Leverkusen einknickte und das Urteil akzeptierte, anstatt es darauf ankommen zu lassen. Um es klar zu sagen: Männer dürfen mit Männern zusammenleben und Frauen mit Frauen. Ich habe auch nichts dagegen, dass Männer sich in ihrem Körper unwohl fühlen und sich lieber als Frau definieren und andersherum. Man kann auch für sich persönlich ein drittes, viertes oder fünftes Geschlecht erfinden. Alles kein Problem. Ich möchte lediglich keine gesellschaftlich-politisch/mediale Überhöhung des Themas.

Bei dem Spruch bezüglich des DFL muss der Fachmann ein wenig schmunzeln. Die Fans eines Drittligisten sollte es eigentlich nicht interessieren, was die DFL so treibt. Denn sie kümmert sich nur um die erste und die zweite Liga. Und wenn Dresden so weiterspielt, wird man nicht aufsteigen und kann somit dem Einfluss der DFL weiterhin entgehen. Offensichtlich ist das für Dresden erstrebenswert. Wie in anderen Stadien auch wurden aus Protest kleine Bälle auf den Rasen geworfen – fünf Minuten Ballaufsammelpause.

Absolut nervig war die Trillerpfeife, die im Dresdner Block in der zweiten Halbzeit benutzt wurde, um die Gesänge anzustimmen. Das wäre ein echter Grund für eine Geldstrafe. Zum Glück ging dem Trillerpfeifenmann irgendwann die Puste aus.

Rückzu ging es über Regensburg und Landshut. Ich beobachtete mit meinem geschärften Blogger-Auge so dies und das. Ich sah in den Zügen ausländische Mütter mit Kindern. Ein etwa vierjähriger Bub war ein wenig überdreht. Die Mama darauf hin: Shut up your mouth. Es klang zwar nicht so, aber mit etwas gutem Willen kann man das mit dem lässigen „Halt mal die Klappe“ übersetzen. Ich fand es schade, dass ich bei keiner Familie Versuche vernahm, mit den Kindern ein Wort deutsch zu sprechen.

Im Hinblick auf die aktuellen Demos für Vielfalt und Buntheit achtete ich auf den Bahnhöfen darauf, wie bunt und vielfältig es im Moment zugeht. Meine Wahrnehmung: 40% Biodeutsche, 40% südländisch/arabisch ausschauende Menschen und 20% Menschen mit sehr dunkler Hautfarbe. Wenn das mit „bunt“ gemeint ist, dann kann ich sagen: Ja, es ist bunt.

Ich sah Dresden-Fans, die im Zug einfach ihre SGD-Aufkleber an die Decke klebten und die Reste herunterfallen ließen. Der Zug als Müllkippe. Ich sah Dresdner Fans vor und nach dem Spiel, beinahe jeder/jede mit einer Flasche Bier in der Hand und einer weiteren unter dem Arm. Leider können Dresdner Fans tatsächlich nur auf eine Sache wirklich stolz sein: Das ist ihre beeindruckende Menge bei Auswärtsspielen.

Ich sah Reisende, die ins Zugabteil kamen, dabei zwar die Tür öffnen konnten, dann aber nicht mehr in der Lage waren, sie hinter sich zu schließen. Ich sah Menschen, die ihr Gepäck auf den Sitzen postierten, obwohl die Züge gesteckt voll waren und jeder Sitz gebraucht wurde. Ansonsten schauten 80% aller Reisenden in ihre Mobiltelefone, 5% schliefen. 10% entschieden sich für andere Aktivitäten. Ich lernte Vokabeln, aber eben auch erst, nachdem mich facebook mit seinen Verblödungsvideos – von denen ich mich zunächst nicht losreißen kann – schier in den Wahnsinn getrieben hatte. Ich sah eine Allerwelts-Mama, etwa 30, die mit ihrem Kind (vielleicht 2. Klasse) reiste, ein paar Flaschen Bier in ihrem Koffer dabeihatte, eine nach der anderen herausholte und sie konsumierte, so als wäre das das Normalste von der Welt. Ich war ein wenig irritiert.

Ich sah eine Meldung über Vandalismus, weil es zwischen Köln und Frankfurt einen Metalldiebstahl gab und Teile von Bahnanlagen abgebaut wurden. Es wird immer absurder. Ich sah aber auch eine sehr engagierte und durchsetzungsfähige Zugbegleiterin, denn in Saal an der Donau blieb unser Zug stehen. Sie suchte einen Arzt, der sehnlichst in der 1.Klasse erwartet würde. Es war dann doch kein großer medizinischer Notfall. Einem jungen Mädchen war schlecht geworden. Die Verzögerung reichte aber, um in Landshut den Zug nach NSV zu verpassen. In der einen Stunde Wartezeit sah ich dann den ersten Neumarkter und wusste: Die heimatliche Hütte ist nah.


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