Samstag, 23. März 2024, ovb-Bericht: Endgültiges Aus für Bahnstrecke Marklkofen-Neumarkt

Bevor ich auf den heutigen ovb-Bericht, Schildbürgerstreich? komme, schauen wir uns doch einmal an, wer zu welchem Zeitpunkt für den Erhalt der 150 Jahre alten Bahnstrecke „gekämpft“ hat. Vorndran natürlich… die Sozis. Günter Koblauch machte sich bei einem Ortstermin ganz stark für den Erhalt. „So schnell geben wir nicht auf“ war die einhellige Meinung. In unserem Stadtblatt vom Februar 2017 war auch ein Beitrag, nachdem mit „vereinten Kräften“ ein neuer Betreiber für die Bahnstrecke gesucht werden sollte. Am 05.10.2017 war allerdings schon für den ovb in seinem Bericht der Zug „abgefahren“. Nicht einmal der ovb hat Vertrauen in die Lokalpolitik. Seltsam. Normalerweise vertraut man sich blind.

Am 05.04.2018 stellte MdL Markus Ganserer (B90/Die Grünen) eine Anfrage an den Bayerischen Landtag. Interessant war Ganserers Verweis auf den Grundsatz der Landesplanung, wo es heißt, dass Streckenstilllegungen und ein Rückbau der bestehenden Schieneninfrastruktur vermieden werden sollen, siehe Punkt 5. Die Antwort fiel so verschlüsselt aus, dass der Grundsatz als solches nichts wert zu sein scheint.

Am 13.06.2022 fragte Innsalzach24.de hinter einer Bezahlschranke sich selbst, ob es eine Zukunft für die Strecke Marklkofen – Neumarkt-Sankt Veit gibt. Noch am 21.07.2023 sprach das Wochenblatt vom „vehementen“ Einsatz aus der Region. Die Bayernbahn Infrastruktur würde ein Übernahmeangebot an die RSE abgeben. Der Bund Naturschutz hat auf seiner Homepage auch eine Meinung zum Thema und forderte den Erhalt der Strecke. Aber wer hört schon auf uns.

Heute nun der ovb-Bericht, der uns über den Rückbau der „Weiche 39W09“ nordöstlich von NSV informiert. Ohne die berühmt-berüchtigte Weiche 39W09 hängt das Gleis Richtung Markkofen buchstäblich in der Luft. Die 150-jährige Geschichte der Bahnstrecke ist Geschichte. Was haben unsere Vorfahren aufgeatmet und gejubelt, als damals Ortschaft für Ortschaft an das Schienennetz angeschlossen wurde. Denn die Mobilität brachte ungeahnten wirtschaftlichen Fortschritt. Die Einweihung eines Bahnhofes war ein großer Moment für alle Menschen im Ort. Was machen wir? Wir schmeißen unser Schienennetz einfach weg.

Von der Straße auf die Schiene? Mitnichten.

Deutschland hat sich wieder ein Stück abgeschafft. Slogans wie „Von der Straße auf die Schiene“ sind reine Makulatur, oder in diesem Fall „Marklkofulatur“. Die miese Rolle der Rhein-Sieg-Eisenbahn betrachtet der ovb freilich nicht. Was hat ein in Bonn ansässiges Unternehmen für ein Interesse, eine Bahnstrecke zwischen NSV und Marklkofen zu pachten und dann (nicht) zu betreiben. Letztlich legte man die Strecke vor Jahren still. Die Begründung ist so einleuchtend wie fragwürdig: Die Betriebssicherheit war nicht mehr gewährleistet. Es fehlte somit ein Nutzungskonzept und auch der Wille zur Sanierung. Dann wird eben einfach stillgelegt. Hört man in Deutschland momentan öfters. Passt ins momentane Bild.

ovb stellt die Frage: Schildbürgerstreich? Eher ein Fall für das Schwarzbuch.

Und jetzt kommt natürlich der Treppenwitz des Tages, der eigentlich keiner ist. Im Jahre 2020 hatte Neumarkts Oberverwaltung über das tote Gleis eine neue Brücke für 810.000 Euro bauen lassen. Es ist deshalb nicht der Treppenwitz des Tages, weil schon 2020 jeder über die Situation bescheid wusste. Es war also der Treppenwitz aus dem Jahre 2020. Dennoch zerbricht sich ob dieser „eigenartigen Situation“ heute in Neumarkts Oberverwaltung niemand den Kopf. Schließlich seien großzügig Zuschüsse in einer Gesamtsumme von 495.000 Euro geflossen. Die Stadt hätte dann noch um die 315.000 Euro zu tragen gehabt. Alles verkraftbar. Es handelt sich ja nur um die Gelder deutscher Steuerzahler. Meines Erachtens: Ein klarer Fall für das Schwarzbuch. Das Schwarzbuch 23/24 habe ich mir jetzt gleich einmal bestellt. Es kostet scheinbar nichts und listet exemplarisch 100 Verschwendungsfälle auf.


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