Beim Schreiben dieses Essays war der Erstgeborene ganz ohne Zweifel in seinem Element. Phiosophie, Psychologie, Klima. Unsereins ist sicherlich mindestens eine Ebene tiefer unterwegs. Die „kognitiven Dissonanzen“ haben es mir aber angetan.
Der hochgebildete Philosoph wird jetzt das Beispiel der zu hoch hängenden Trauben anführen. Ein Fuchs verspürt den Drang, süße Trauben zu essen,. bemerkt aber zugleich, dass die Trauben am Baum unerreichbar hoch hängen. Er löst diese kognitive Dissonanz, indem er sich einredet, die Trauben seien eh sauer.
Bei unserer Trainerausbildung beschäftigten wir uns mit den kognitiven Fähigkeiten. Ich gebe das typische Beispiel in Sachen Fußball: Der Fußballer hat den Ball am Fuß, plant einen Pass zu seinem Mitspieler, ist mitten in der Ausführung, bemerkt aber, dass der Pass niemals ankommen kann. Im Kopf entsteht eine kognitive Dissonanz (Konflikt). Die kognitive Fähigkeit sollte jetzt darin bestehen, die Passausführung in der letzten Hunderstel Sekunde abzubrechen, um sich eine bessere Lösung zu überlegen.
Umgemünzt auf den Klimawandel wissen wir nur zu gut, dass unsere Generation den Wahnsinn zu verantworten hat. Wir wissen, dass die Polkappen 2100 nahezu abgeschmolzen sein werden und es die Malediven nicht mehr geben wird. Die kognitive Dissonanz besteht jetzt darin, den Konflikt durchaus zu verspüren, aber es glattweg abzulehnen, die Problematik mit der eigenen Person zu verknüpfen. Der eine isst Fleisch, weil er die ausgewogene Ernährung vorschiebt. Der andere trinkt Wein, weil das doch lediglich „eingefangener Sonnenschein“ sei. Zu allem Unglück wird jede noch so krude Meinung durch mindestens fünf Studien untermauert. Und so hat ein jeder seine eigene Begründung, warum er gerade wenig bis nichts dazubeitragen kann, die Welt zu retten.
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