China kennt jeder, den Begriff Shen Yun nicht. So ging es auch uns, weshalb wir gestern Abend in Füssen im Festspielhaus vorstellig wurden, und uns die gleichnamige Tanzveranstaltung anschauten, bei dem eines der acht weltweit auftretenden Tanzensembles zu Gast war und eine beeindruckende Show ablieferte. Imposante Aufführung. Es war spannend zu sehen, wie Zustände wie Triumphgefühl, Niederlage, Angst, Anspannung, Unentschlossenheit, Überlegenheit, Liebe, Hass und Zweifel tänzerisch umgesetzt wurden. Ein supertoller Nebeneffekt war das patentierte technische System, bei dem die Tänzer und Tänzerinen auf der Bühne mit der riesigen Leinwand im Hintegrund gewissermaßen „verschmelzen“. Das kann man nicht erklären, das muss man gesehen haben. Es gab keinerlei Bühnenaufbauten. Es gab nur die Tänzer, die Leinwand und ordentlich Licht. Bei den grellen Landschaftsbildern auf der Leinwand musste ich unvermittelt an die Broschüren der Zeugen Jehovas denken.
China dünnhäutig, wie immer
Wie immer schlecht vorbereitet auf das Event glaubte ich tatsächlich, dass die Tänzer und Tänzerinnen aus China kommen. Aber weit gefehlt. Das Unternehmen hat seinen Sitz in in New York. Chinafreundlich war die Show auch nicht, weshalb man in China auch gar nicht auftreten darf. Denn die getanzten Geschichten beschäftigen sich auch mit der in China verbotenen Falun-Gong-Bewegung. Die Show war somit auch ein wenig politisch angehaucht. China beklagt sich immer wieder vehement, weil sich Shen Yun gegen das chinesische Regime richtet. Das ist ganz mein Fall und zeigt, dass Diktaturen anfällig für Kritik sind und traditionell dünnhäutig reagieren. Die chinesische Regierung wäre wohl eine der letzten Regierungen weltweit, die mit den Falun-Gong-Prinzipien „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ etwas anfangen könnte. Eher gefriert die Hölle.
Das mit den Diktaturen trifft sich gut, hat doch die Grünen-Vorsitzende in Sachen Diktatoren vor drei Tagen auf X bezüglich der Spionageaffäre wie folgt nachgekartet:
Ich weiß nicht, ob so ein Post unter das Urheberrecht fällt, aber ich zeige es hier als Sicherheitskopie. Man kann nie wissen, ob und wann so ein Artikel wieder verschwindet. Dann würde der Link nicht mehr funktionieren und mein Blog ginge ins Leere. Bei über 3.000 Antworten kann man sich vorstellen, wie diese ausgefallen sind. Man muss es ganz einfach selbst lesen. Strukturiert wie wir sind, sprechen wir zunächst nicht über den ideologischen Inhalt, sondern schauen uns die Wortwahl an.
Die Rechtsextremen handeln nicht im europäischen Interesse.
Ein leicht dahin gesagter Satz, der aber schon die gesamte Lang’sche Nachlässigkeit zeigt. Gibt es ein europäisches Interesse? Schauen wir uns Europa geografisch doch einmal an. Da wäre ganz im Osten… Russland mit Putin an der Spitze. Zu Europa gehört auch Weißrussland (von mir aus neuerdings auch Belarus genannt), mit seinem Despoten Lukaschenko. Dann hätten wir noch Ungarn mit Victor Orban im Angebot, der traditionell das europäische Interesse in Sachen Migration auf seine Weise beantwortet, indem er keine Migranten aufnimmt. Wir werfen noch einen Blick auf Italien mit der Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die einer postfaschistischen Partei angehört. Wir hätten in Europa auch noch Großbritannien, frisch aus der EU ausgeschieden – zeigt aber in Sachen Ruanda, wie man zügellose Migration zu bekämpfen gedenkt. Nicht zu vergessen ist die Slowakei mit ihrem populistischen Sozialdemokrat Pellegrini, der den russlandfreundlichen Kurs von Regierungschef Fico unterstützt.
Somit muss sich Frau Lang fragen lassen, von welchem europäischen Interesse sie spricht?
Eine weitere Nachlässigkeit ist der Halbsatz „sondern für China und Putin“. Bessere Optionen wären „sondern für China und Russsland“ oder „sondern für Xi Jinping und Putin“ gewesen. Zweites wäre es logischer, denn man kann nicht zwei riesige Länder mit all ihren Einwohnern in Sippenhaft für zwei Präsidenten nehmen, die vorsätzlich die europäische und die weltweite Friedensordnung in Gefahr bringen.
German Doppelmoral
Man fragt sich, ob deutsche Politiker keine Social-Media-Beratung haben. Irgendeiner könnte sich den Stuss doch kurz einmal durchlesen, damit die größten Fauxpas ausgemerzt werden. Vielleicht sollte sich Lang gelegentlich auch einmal mit den Exportzahlen von BMW beschäftigen. Dann würde sie draufkommen, dass BMW im Jahr 2023 33% seiner Autos nach China exportierte und vermutlich zusperren könnte, fiele ein Drittel des Absatzes weg. Die BMW-Manager dürften sich maximal unwohl fühlen, wenn die chinesische Regierung mit ihrem Präsidenten als Diktatur bezeichnet wird. Maximale wirtschaftliche Verflechtung mit eine Diktatur. Dazu fällt mir nur ein Begriff ein: German Doppelmoral.
Kampf gegen Rechts als Lebenselixier
Falls die Grünen jemals pragmatische und/oder programmatische politische Ansätze hatten, unser Land in eine andere Richtung zu bewegen, dann sind sie vollständig davon abgekommen. Sie sind in einen „Alle und alles gegen Rechts“-Wahn verfallen. Hätten Sie ihren Lieblingsgegner namens AfD nicht, sie würden in eine tiefe Sinnkrise verfallen. Aber Vorsicht. Dahinter steckt zumindest teilweise Kalkül. Mit Verweis auf den Kampf gegen „Hass und Hetze“ werden im Moment so einige politisch absurde Ideen gerechtfertigt. Schade, dass auch andere Parteien auf diesen Zug aufspringen. Mario Voigt (CDU-Spitzenkandidat in Thüringen), brachte letztens die Idee von einer „verwirkbaren Social-Media-Lizenz“ ins Spiel, scheinbar für so Typen wie mich. Auch wenn Voigt schon längst wieder zurückgerudert ist, zeigt es die Denkweise unserer Politiker. Wir schauen uns das in einem der nächsten Blogs genauer an.
Und dann habe ich noch überlegt, wer eigentlich der SPD-Spitzenkandidat für die Europawahl ist. Ich wollte beim Nachdenken schon aufgeben, bevor mir dann doch noch im letzten Moment Katarina Barley einfiel. Bei ihr hätte ich jetzt eher den Verdacht, dass sie versteckt wird. In Nachrichten oder Talkshows sieht man sie nicht. Der SPIEGEL fragt nicht ganz zu Unrecht, ob sich Scholz an die Frau überhaupt noch erinnert, denn die Europawahl scheine für ihn bereits verloren zu sein.
Wenigstens ein Lichtblick im deutschen Abwärtstrend.
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