Freitag, 03. Mai 2024, Binance: Plattform für massiven Betrug.

In den letzten Tagen wurde ich ungefragt zu drei fremdartigen WhatsApp-Gruppen hinzugefügt. Alle beschäftigen sich mit der Handelsplattform Binance. Dort werden Kryptowährungen verwaltet, und es wird durch Mining Geld verdient. Wer das mag, für den ist das eine ganz normale und legale Sache.

Ich habe mir das Treiben ein wenig angeschaut und versucht, herauszubekommen, um was es eigentlich geht. Die Erklärungen dazu kommen automatisch und ungefragt als Messages. Und zwar im Minutentakt. Neben den durchaus sehr guten Erklärungen der Admins gibt es dann die Teilnehmer der Chat-Gruppennutzer, die hier und da ein paar Fragen stellen, um dann total begeistert in das Geschäft „einzusteigen“.

Skepsis

Natürlich bin ich bei solchen Plattformen extrem skeptisch. Im Leben nicht würde ich auch nur einen Euo in diese Richtung investieren. Ich halte von dieser Art des Geldverdienens grundsätzlich nichts.

Die Fragen, warum hier eigentlich Geld verdient werden kann, werden von den „Usern“ tatsächlich auch gestellt. Die Antwort ist die übliche und erwartbare: Es handelt sich um ein Belohnungssystem. Man zahlt irgendwelche Kryptowährungen in die Wallet ein, während andere Akteure mit diesem Geld handeln und dabei Gebühren kassieren. Davon profitierten die die User in einer Art Belohnungssystem. Alles wäre an den Dollar gekoppelt.

Geld verdienen durch das Herumsitzen auf der Couch und das Anstarren der App? Nicht mein Fall. Das kann die Welt nicht voranbringen.

Das Pünktchen auf das i war die Aussage, dass die Rendite bei 6% liegen würde. Am Tag. Auch die Nachricht, dass man allen Usern der Chatgruppe ein ganz besonderes Angebot machen könne, ist typisch für eine Anwerbemasche.

6% Rendite. Am Tag. Genau mein Humor.

Spätestens jetzt war der Punkt erreicht, wo ich meine Vermutungen durch eine Suche in google untermauern wollte. Ich gab ein: „binance fake“. Ach du meine Güte. Die Betrugsmasche ist offensichtlich und wird sehr gut erklärt. Es sind Chatbots am Werk. Viele User in der Chatgruppe gehören zu einem programmierten Chatbot. Es wird eine lebhafte und ehrliche Diskussion vorgegaukelt, die sich aber rein zwischen künstlichen Computer-Usern abspielt. Den echten und vielleicht sogar interessierten Usern wird eine spannende Welt vorgegaukelt, die die Möglichkeit bietet, Geld zu verdienen. Einfach so. Durch eine Investition, entsprechendes Vertrauen und anschließendes Nichtstun.

Sicherlich ist hier KI im Spiel, die aber noch nicht perfekt funktioniert. Wenn am Tag zwanzig User immer das Gleiche fragen, nämlich, wie denn das Geldverdienen überhaupt funktioniert und wo die Risiken sind, und wo man denn nun die app herunterlädt, dann würde ich als genervter Admin spätestens beim zehnten User antworten: „Sorry, aber schauen Sie doch einfach mal in den Chatverlauf, damit ich hier nicht alles immer wieder wiederholen muss. Ich habe das Szenario ungefähr vor einer Stunde exakt geschildert.“ Tatsächlich wird aber geduldig immer das gleiche Band abgespielt: „Tun Sie das als Schritt Eins, jenes als Schritt Zwei, und dann schreiben Sie doch bitte eine PN an Frau Beatrice.“ Typisch Maschine. Sie unterhält sich mit sich selbst. Emotionslos. Erst in einigen Generationen wird es möglich sein, die künstlichen „User“ dann auch so zu programmieren, dass man als Leser der Nachrichten gute und schlechte Laune des „Schreibers“ spürt. Dann wird der Täuschungseffekt noch größer sein. Gibt es da draußen jemanden, der an das Gute von KI glaubt?

Chatbots bei der Arbeit

Und dann antworten die Chatbot-User, dass sie alles erledigt haben und als Belohnung schon die ersten fünf USDT gutgeschrieben bekommen hätten. Ein User voller Freude: „Danke, Frau Beatrice, ich werde Ihnen ein Geschenk schicken“. Das Deutsch in der Chat-Gruppe ist auffällig. Ich dachte zunächst, dass mein Whatsapp-App die englischen Chats ins Deutsche übersetzt und deshalb manche Sätze irgendwie anders sind, als ein Biodeutscher sich ausdrücken würde. Das Deutsch wird aber durch die Chatbots generiert. Die können schon sehr gute Sätze bilden, kommen aber an das Ur-Deutsch nicht heran, wie wir es gewohnt sind. Aber man ist überaus höflich: Abends um 22.00 Uhr geht der Wissenschat in die Nachtruhe, um uns nicht zu stören. Schau an.

Ein echter User hinterließ im Chat in seiner Nachricht nur ein einziges Wort: Scam. Die Nachricht wurde sofort gelöscht. Ein echter Admin auf einer echten Plattform, der ein gutes Produkt bewirbt, hätte entrüstet zurückgefragt, wie der User denn darauf komme. Wer von seinem Produkt überzeugt ist, der hält eine solche Beschimpfung aus und sucht die Diskussion.

Um es aber klar zu sagen: Binance an sich ist eine seriöse Plattform. Eine sehr große Plattform. Sie wird nur von Betrügern so stark missbraucht, dass Binance selbst extrem eng mit Staatsanwaltschaften zusammenarbeitet.

Ben Rose erklärt uns die Welt

Für mich war es das. Genug gelernt über: DeFi Liquidity Mining, Pancakeswap-Investoren, BNB Smart Chain BEP20-Blockchain-Netzwerk, USDT (an den US-Dollar gekoppelte Stablecoins).

Eine Idee habe ich noch: Bei den Whatsapp-Usern sind deutsche Mobiltelefonnummern zu sehen. Man könnte den einen oder anderen anrufen und hören, wer sich da tatsächlich mit welchem Namen meldet. Aber dann beginnt vermutlich der Telefonterror. Brauchen wir nicht.

Ein User, der immer wieder die technischen Zusammenhänge erklärt, nennt sich Ben Rose. Und den gibt es wirklich. Er ist Professor und tatsächlich mit Binance verbandelt. Aber hat ein Professor, der General Manager für Australien und Neuseeland ist, Zeit, jede Stunde Fragen auf einer deutschen Whatsapp-Plattform zu beantworten? Und tut er dies mit einer deutschen Mobilfunknummer? Sicher nicht. Zumal er sich selbst in der Whatsapp-Gruppe als „Analyst bei Binance“ vorstellt. Kaum zu glauben, das ein Binance-GM von Australia/Neuseeland derart einen auf Understatement macht und sogar seinen Titel weglässt. Somit wird auch dieser Name missbräuchlich genutzt.

Fazit: Fake von vorn bis hinten. Ich habe mich aus allen drei Gruppen schmunzelnd abgemeldet. Obwohl einem das Schmunzeln vergeht, wenn man sich folgenden Beitrag durchliest:

https://kanzlei-herfurtner.de/betrugsmasche-ueber-binance/


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