https://wahlen.thueringen.de/datenbank/wahl1/WAHL.asp?wahlart=GW&wJahr=2024
Die Berichterstattung im Mainstream war seltsam. Zunächst kam ich gar nicht drauf, was anders war als bei anderen Berichterstattungen. Und dann fiel es mir auf: Es fehlten die nach Wahlen typischen Prozentangaben, Gewinne und Verluste, Mandatsverteilungen, Abschneiden der einzelnen Parteien. Also habe ich mir einmal ein paar typisch thüringische Städte herausgesucht. Beginnen wir mit den Stadtratswahlen in Gera, rein zufällig rausgesucht, Volltreffer:
https://wahlen.thueringen.de/datenbank/wahl1/wahl.asp?wahlart=GW&wJahr=2024&zeigeErg=SORTWK
Vor der Wahl hatte ich mehrmals die Begrifflichkeit „Absturz der AfD“ bei Wahlumfragen gelesen. Aber die 35% sind ja noch dramatisch höher als die 30%, die in meinem Kopf rumschwirrten. Und die 3,3% der Grünen sind ja geradezu eine Watschn für die Regierungspartei. Was ist denn den Menschen in Gera da für eine Laus über die Leber gelaufen. Nehmen wir die Gemeinderatswahlen im Altenburger Land: 0,2% für die Grünen.
Seltsame Ergebnisse in einigen Kommunen.
Die Zersplitterung ist äußerst seltsam. Wir wundern uns über die 51,1% der Wähler, die gar keine von den Altparteien wählen, auch nicht die AfD.
Es kommt aber noch seltsamer. Die AfD schwankt in der Gesamtübersicht der Städte zwischen 2,5% und 35%. Da müssen sich ein paar Kandidaten komplett und bis zur Unwählbarkeit danebenbenommen haben. Die Schwankungen bei den Grünen sind dagegen gut erklärbar. In den zwei Universitätsstädten Jena und Weimar schaffen es die Grünen über die 10%. In Erfurt wiederum ist der Anteil der Studenten an der Gesamteinwohnerzahl scheinbar geringer. Folge: Abfall auf 7,5%. Ansonsten liegen sie bei 0,2% bis 3,3%.
In Sonneberg hätte man die Gelegenheit gehabt, dem Landrat Sesselmann von der AfD zu zeigen, dass seine Wahl zum Landrat ein Ausrutscher war. Was aber ist geschehen? Die drei Ampelparteien kommen gemeinsam nur auf 6%. SPD und FDP werden jeweils einen einzigen Stadtrat stellen, die Grünen gar keinen. Galant hinausbefördert. Könnte eine Blaupause sein.
Selbstreflektion der Grünen? Fehlanzeige
Die Reaktionen der thüringischen Grünen hätten mich jetzt interessiert. Beispiel X: Dort twitterten die Grünen bis zum Wahltag. Mit dem Spruch „Ob gestern auf der Straße oder heute an der Wahlurne gilt: Demokratie verteidigen, Rechtsextremismus stoppen!“ hat es nicht geklappt. „Zusammenhalten statt spalten“ hat auch niemanden überzeugt. Und tatsächlich schaffen es die Grünen aus Thüringen, beim twittern ihr eigenes Wahlergebnis in keiner Weise zu reflektieren. Kein Dank an die (wenigen) Anhänger, kein Erklärungsversuch, kein „wie geht es weiter“, einfach nichts. Sendepause. Hilflos, ahnungslos, konzeptlos, wahrscheinlich beleidigt.
Was lese ich stattdessen von Ann-Sophie Bohm, einer aus dem Führungsduo der Grünen in Thüringen? Die Ergebnisse seien kein Grund zur Erleichterung? Wie? Was? Ach so. Man ist schon wieder zur Tagesordnung übergegangen und beschäftigt sich mit der AfD. Der CDU ruft sie ein „Schämt euch“ zu, weil der frühere Thüringer Ministerpräsident dazu aufgerufen hat, die AfD-Wähler zurückzugewinnen. Was spricht denn jetzt bitte gegen diesen Ansatz? Richtig. Nichts.
Gratulation an Thüringen zum Erfolg, die Grünen an der Wahlurne derart in die Schranken zu weisen. Thüringen ist quasi entgrünt. Entkernt. Fertig.
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