Update: Ich verspüre gerade so ein nervöses Zucken, in beiden Händen. Die emotionale Seite meines Split-Brain sagt: Komm Michi, misch dich ein, in die Facebook-Diskussion. Schreib doch mal was. Mach dir Luft. Mach dich wichtig.
Die mit Altersweisheit vollgepumpte Seite sagt stattdessen: Beruhige dich. Lass es bleiben. Es kommt wie so oft nur Böses von den Kommentatoren. Es bringt nichts. Du kannst Positionen nicht ändern.
Ja. Option 2 ist die richtige. Die ersten Kommentare sind noch themenbezogen. Danach driftet die Sache auf die persönliche Ebene ab. Muss ich nicht haben.
Also konzentrieren wir uns auf den zweiten ovb-Bericht zum tödlichen Unfall und sinnieren über die damalige „intensive Diskussion“ des Stadtrates. Woher nimmt der ovb die Überzeugung, dass es zum Vorschlag, mit einem Kreisverkehr die gefahrloseste Variante durchzusetzen, eine intensive Diskussion gab? Ich sage: Es gab sie nicht. Vielleicht gab es sie in nichtöffentlichen Sitzungen. Aber dann kann der ovb keine Kenntnis davon haben. Und den Zeitungsbericht aus dem März 2021 hatte ich ja bereits analysiert. Wer sind die „Fachleute“ von denen im zweiten Bericht gesprochen wird? Und wie immer müssen wir über das schreiben, über was nicht geschrieben wird. Zu so einem heiklen Thema erscheinen zwei Berichte, Neumarkts Oberverwaltung äußerst sich aber nicht? Sehe ich da ein Zeichen für Unwohlsein?
Ich sage voraus, dass die Kreuzung nicht so bleiben wird. Es wird ein weiterer Unfall passieren, womit wir einem Kreisverkehr immer näherkommen. Dann rücken auch die Planer und „Fachleute“ wieder in den Mittelpunkt und auch die Gremien, die zu einem Kreisverkehr keine Meinung hatten. Wir haben heute vier Linksabbiegemöglichkeiten. Das sind – unabhängig vom aktuellen Unfall – vier potenzielle Unfallquellen. Welche Fachleute könnten hier auf die Idee gekommen sein, keinen Kreisverkehr zu bauen? Mit einem Kreisverkehr hätte es diesen schlimmen Unfall nicht gegeben, weil es technisch nicht möglich ist.
Und wie kann man diese Kreuzung als ‚kein Unfallschwerpunkt‘ bezeichnen, wenn es sie erst sechs Wochen in dieser Form gibt und wir bereits jetzt den ersten Toten haben?
Freitag, 07. Juni 2024, ovb-Bericht: Tödlicher Unfall am neuen Raiffeisenlagerhaus
Beim neuen Raiffeisenlagerhaus ereignete sich am Dienstag ein schlimmer Unfall mit einem Toten, sechs Verletzten und drei beteiligten Fahrzeugen, die jetzt schrottreif sind. Wieso die Kreuzung nicht als Unfallschwerpunkt gilt, wenn doch dort immer wieder Blechschäden passieren, und es auf der Staatsstraße immer wieder kracht, erschließt sich mir nicht ganz. Wie man an dieser Stelle ungebremst die Staatsstraße „überqueren“ will, verstehe ich mich ebenfalls nicht. Mal schauen, was wir über die Unfallursache konkret noch erfahren.
Mit den möglichen Verkehrsproblemen rund um den Neubau des Raiffeisenlagerhauses Richtung Brodfurt beschäftigten sich seit Beginn der Planungen nach meinem Gefühl ernsthaft genau zwei Menschen. Das war der grüne Neumarkter Stadtrat und ich in meiner Reaktion darauf. Am 31.03.2021 schrieb ich (siehe auch viel weiter unten) als Reaktion auf einen ovb-Bericht folgendes:
Kreisverkehr statt Abbiegespuren: Absolut sinnvoll. Was es mit dem Bauherrn darüber zu reden gibt, ist mir schleierhaft. Höchstens über die Beteiligung an den Kosten. Denn wenn der Kreisverkehr von der Stadt zu bezahlen ist, dann wird ein Bauherr natürlich dafür sein. Ein Kreisverkehr ist die gefahrloseste Variante überhaupt. Eine „wahrscheinliche Verzögerung“ des Bauprojektes reicht nicht, um den Gedanken vom Tisch zu wischen.
Natürlich wurde der Gedanke mit einer imaginären Handbewegung vom Tisch gewischt. Jetzt zeigt sich, dass der grüne Stadtrat mit seiner Idee eines Kreisverkehrs richtig lag und ich mit meinem gleichlautenden Kommentar dazu auch. Es ist auch völlig klar, dass es mit einem Kreisverkehr einen solch schweren Unfall niemals hätte geben können und zwar ganz unabhängig davon, ob bei einem der Beteiligten Alkohol im Spiel war oder nicht.
Sonntag, 21. April 2024, Raiffeisenlagerhaus eröffnet.
Wenn man sich das alte Gebäude anschaut, dann kann man mit dem neuen Gelände beinahe seinen lieben Frieden schließen. Mich trieben das Interesse, aber eben auch die Aussicht auf eine Flasche Mineralwasser, mit dem Fahrrad in Richtung Further Kreisel und dann ins Festzelt hinein. Im Umfeld des Neubaus nahm ich eine wahre Autolawine wahr. Ab dem Gertränkemarkt Fleischmann war faktisch alles zugeparkt, was auch nur im entferntesen wie ein Parkplatz für Autos aussah.
Das Festzelt war um 1000 proppevoll. Es hilft dann ungemein, ein paar Bekannte aufzuspüren. Und schon hatten zwei ehemalige Neumarkter Fußballfunktionäre ein Plätzchen gefunden. Wir analysierten am Tisch die Reden, jedoch nicht inhaltlich, denn was kann man uns hier schon Neues erzählen… Wir kümmerten uns um das rednerische Talent der Vortragenden.
Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sprach ohne Punkt und Komma, hielt eine echte Wahlkampfrede, fokussierte sich aber schon auch auf die Landwirtschaft. Wobei die Frage im Raum steht, warum er eigentlich gekommen ist. Der Neubau eines landwirtschaftliches Lagerhaus fällt doch eher in das Ressort der Bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.
Unserem Landrat Max Heimerl folge ich auf allen Kanälen. Deshalb war ich während seiner Rede unkonzentriert und schwatzhaft. Sorry dafür. Wir am Tisch waren uns am Ende einig, dass sich Menschen, die sich für begnadete Redner halten oder begnadete Redner werden möchten. durchaus einmal mit Kurt Tucholskys humorvollem Essay „Ratschläge für einen schlechten Redner“ beschäftigen dürfen.
Die ganzen Ungereimtheiten schenken wir uns. Initial war von einem Einzugsgebiet von 30km die Rede, jetzt sind es 50km. Die Aussage aus 12/2020, es werde „keine Silos geben“, verstehe ich jetzt auch nicht mehr. Keine Ahnung, was ich Laie bei meinem Rundgang heute gesehen habe. Ich würde fast sagen: Getreidesilos. Andere Gemeinden haben wegen der befürchteten erhöhten Verkehrslast abgewunken, Neumarkts Oberverwaltung sieht das Problem nicht.
Dann fiel mir beim Losradeln aus Versehen noch mein kleiner plakativer Gruss in Sachen Flächenfraß aus der Tasche. Ach, so ein Pech aber auch. Entschuldigung.
Sonntag, 14. April 2024, Nächste Woche Eröffnungsfeier
Nächstes Wochenende ist es so weit. Ich habe das Projekt von Anfang an „begleitet“ und werde auch am Sonntag ab 0900 zur Eröffnung dort sein. Es hatte somit Sinn, alle meine Blogs zu dem Thema hier weiter unten zusammenzufassen und sich die mediale Berichterstattung noch einmal anzuschauen. Insbesondere werde ich mir nächsten Sonntag die „eins, zwei“ Verkaufsregale genau ansehen.
Auch den Anlieferverkehr werden wir in der nächsten Zeit genau betrachten. Die Logik, der Standort würde ja aus der Stadt herausgezogen und somit die Stadt eher entlastet, hält einer genauen Analyse nur bedingt stand. Größere Lagerflächen werden auch mehr Verkehr anziehen. Wegen der Nähe des Lagers zur Umgehungsstraße kann uns Neumarktern der Verkehr aus drei Richtungen egal sein. Aus Richtung Hörbering ist es aber nicht ganz egal.
Es nutzt einem Laien wie mir auch nichts zu wissen, dass das Lager eine Aufnahmekapazität von 150t pro Stunde und eine Gesamtkapazität von 12.000t hat. Um von diesen Kapazitäten auf die Intensität des An- und Ablieferverkehrs zu schließen, müsste man die Umschlaggeschwindigkeit wissen. Wie schnell leeren sich die Silos durch die Entnahme? Und selbst dann sind wir noch nicht viel schlauer. Da hilft wohl nur eine Verkehrszählung. Hoffentlich versperren nicht die vielen Bäume, die man auf die Bautafel gemalt hatte, die Sicht auf die Einfahrt. Die Bäume, bzw. die kleinen Stecklinge, zähle ich dann auch gleich noch mit. Vielleicht sind es ja auch nur Sträucher.
Der ovb führte 2020 aus, dass die Tage des Raiffeisenlagerhauses in Niederbergkirchen gezählt seien. Die Bank möchte sich „effizienter“ aufstellen (eben durch den Neubau in Neumarkt), hieß es damals. Mal schauen, wo die Effizienzbemühungen hinführen. Das Einzugsgebiet ist laut ovb 50km. Traktoren rollen mit ihren Anhängern bis zu 50km über die Straßen, um nach Neumarkt-Sankt Veit zu kommen?
Beim Hofladen wurde in einem früheren Bericht von Eiern, Milch und Honig gesprochen. Ich bin gespannt, wie Honig und Eier auf 220qm verteilt werden. Von Agrar, Garten und Lebensmittel war die Rede. Jetzt sprechen wir auch von Handwerker- und Baustoffartikeln. Unser Handwerkerladen auf dem Stadtplatz wird sicherlich gespannt auf seine zukünftigen Umsatzzahlen schauen.
20.07.2023, Lokales, Die Stadt hat „damit nichts zu tun“.
Der ovb geht heute, gefühlte drei Wochen nach der Stadtratssitzung, auf das Frage-Antwort-Spiel zwischen Stadtrat Ludwig Spirkl und Herrn Bürgermeister Baumgartner bezüglich des Raiffeisenlagerhauses und Gewerbeflächen ein. Trotz dieser nicht gerade zeitnahen Berichterstattung erinnere ich mich. Ich erinnere mich aber auch daran, dass das Zwiegespräch zwischen Herrn Spirkl und Herrn Baumgartner etwas ausgedehnter verlief. Denn Spirkl antworte noch einmal mit den Worten „Wir haben es genehmigt.“ Meiner Meinung war die Schlussbemerkung von Herrn Baumgartner (Gedächtnisprotokoll an): „Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“ (Gedächtnisprotokoll aus).
Wenn der ovb heute Herrn Baumgartner mit den Worten zitiert, die Stadt habe damit nichts zu tun, dann ist da jemand über die Ausmaße des Projektes offensichtlich genauso erschrocken wie ich.
Schauen wir uns noch die drei Töpfe an, aus denen sich der Zuschuss für das Projekt zusammensetzt und wenden uns dem ELER-Programm zu. Das Ziel ist laut StMELF (Staatsministerium f. Ernährung usw.) „wirtschaftliche, natürliche und soziale Ressourcen zu erhalten und zu entwickeln“. Die Vertreibung von Kiebitzen aus ihrem heimischen Nistgebiet fand ich aber eher unsozial.
Samstag, 01. Juli 2023
Einige Wochen lang kam ich nicht zum Brodfurther Kreisel. Aber jetzt, als wir aus dem Urlaub zurückkamen, erschrak ich mich. Um Himmels Willen, was entsteht denn hier für ein wuchtiges Bauwerk? Obwohl ich mich schon mehrmals mit dem Bauvorhaben beschäftigt habe, reichte mein Vorstellungsvermögen bisher nicht ganz aus, um die Dimension des neuen Raiffeisen-Lagerhauses einzuschätzen.
Wer sich die Bautafel anschaut und dann die dahinterliegende Baustelle, hat Schwierigkeiten mit der Wiedererkennung. Die Bautafel ist aus einem anderen Blickwinkel und damit beschönigend dargestellt. Der 28m hohe Getreideturm gerät dezent in den Hintergrund. Garniert mit dem entsprechenden Grün und den Bäumen konnte man sich mit viel Optimismus ein Bauwerk vorstellen, das in die Landschaft zu passen scheint. Aber die Wirklichkeit ist eine andere. Was da gebaut wird, sprengt jede Vorstellungskraft. Natürlich kann man argumentieren, dass auch eine Stadt wie die unsere sich entwickeln muss, und somit auch gewerbliche Bauprojekte zwangsläufig dazugehören.
Die Details schauen ernüchternd aus: Der Eigentümer, Raiffeisenbank Neumarkt-St. Veit-Reischach eG mit Sitz in Reischach, versprach, die Anzahl der Mitarbeiter von 5 auf sagenhafte 7,5 zu erhöhen. Ich weiß nicht, ob das wirklich der Grund ist, warum der Bauherr uns Steuerzahler mit einem Zuschuss von 1,5 Millionen Euro zur Kasse bittet, bzw. etwas drastischer formuliert, schröpft. Alles wird gerade für die 7,5 Mitarbeiter vorbereitet, um Neumarkt-Sankt Veit als das „Armenhaus des Landkreises“ (Stadtrat Perau, UWG, im ovb-Bericht am 02.03.2022) aus seinem Tief herauszuholen.
Ich möchte mich nicht über jeden Kleinkram aufregen. Aber auf dem Schild ist genug Platz, um Neumarkt-Sankt Veit auszuschreiben, anstatt abzkürzen. Auch die zwei Leerzeichen vor und nach dem Bindestrich sind nicht richtig. Auf die abgebildeten zwei Baumreihen zwischen Betonwand und Straße bin ich gespannt. Den QR-Code auf der Bautafel rechts unten und die Gründe für die Mitfinanzierung der EU, Bayerns und der Bundesrepublik Deutschland muss ich mir noch näher anschauen.
Während ich schreibe, sehe ich gerade den Bericht auf innsalzach24.de über den Bau. Man kann die Baustelle durchaus als „entstehendes Dorf“ bezeichnen, so mit ländlichem Dorfladen und ein oder zwei Regalen. Ich glaube aber, dass man uns mit Begrifflichkeiten wie „prägendes Bauwerk“ und „prägnanter Teil des Lagerhauses“ vorsichtig karmachen möchte, was uns erwartet. Und da sprechen wir nicht von einem Dorf. Ich bleibe bei dem Begriff Monster.
https://www.pnp.de/lokales/landkreis-altoetting/lagerhaus-bau-laeuft-auf-hochtouren-12221343
Donnerstag, 08. September 2022, ovb-Presseschau
Nachdem uns heute jede Menge Informationen untergejubelt wurden, die wir schon längst kennen, hätte ich das Kapitel Lokalseite beinahe zugeschlagen – und dabei ein wichtiges Detail übersehen. Womit wir ruckartig zurück und beim Begriff „Unterjubeln“ sind. Noch am 11.6./12.06. wurde im ovb darüber berichtet, dass ein 28m-Siloturm errichtet wird. Heute lernen wir, dass sich an der Planung nichts verändert habe. Aber plötzlich sind es zwei 28m-Silotürme. Der ovb-Redakteur hätte diesen Widerspruch ruhig hinterfragen können. Tut er aber nicht. Betreutes Informieren, wie gehabt.
Dass man bei den Kosten um 1,5% höher als geplant liegt, ruft bei mir unvermittelt die Frage auf, was denn das ganze Projekt nun kostet? Müssen wir aber auch nicht wissen. Hauptsache wir Steuerzahler haben den Bau mit 1,5 Millionen gefördert. Damit haben wir unsere Schuldigkeit getan. Kostenerhöhung um 1,5%. Muss für das Neumarkter Lesevolk reichen. Die Bezugsgröße ist irrelevant. Es bleibt also bei einem siebenstelligen Betrag aus frühreren Berichten. Ist an Genauigkeit aber auch kaum noch zu überbieten.
Das Grundstück ist jetzt wieder zwei Hektar groß. Früher waren es einmal vier Hektar. Die Zeit ist verdammt schnelllebig, da komme ich einfach nicht mehr mit. Auch die Info zu den Ausgleichsflächen macht mir zu schaffen. Ein Hektar hier, 1,5 Hektar da. Macht das jetzt 2,5ha? Wo sind die Flächen? Kann ich mir die irgendwo anschauen?
Wen interessiert die Info, dass die Anzahl der Arbeitsplätze von 5 auf 7,5 erhöht wird? Antwort: Niemanden. Erstens ist auch das eine Info, die wir schon kennen, und zweitens weiß ich nicht, welche Botschaft uns damit vermittelt werden soll? Seht her, die Raiffeisenbank bekämpft Neumarkts Arbeitslosigkeit? Vielleicht ist es noch nicht bis zum ovb durchgedrungen: In Bayern ist Vollbeschäftigung. Wer arbeiten möchte, bekommt auch einen Job. Hätte nur noch gefehlt, dass der ovb schreibt, dass die Raiffeisenbank die Anzahl ihrer Mitarbeiter um sagenhafte 50% steigert.
Man kann mir noch zehnmal erzählen, dass die Kapazität für das ankommende Getreide 12.000 Tonnen beträgt – ich kann mir unter dieser Zahl trotzdem nichts vorstellen. Selbst wenn ich weiß, dass ein Hektoliter Gerste 58 bis 67kg wiegt, wird mein Vorstellungvermögen damit noch nicht besser. Verzehnfacht sind wir dann bei einem Kubikmeter. Jetzt beginnt die Rechnerei. 28m hohe und runde Türme. In jeden Turm passen 6.000 Tonnen Getreide. Nehmen wir an, wir sprechen über Gerste mit einem Hektolitergewicht von 60kg. Jetzt kommt die Frage an die Grund- Mittel- und Realschüler: Welchen Durchmesser haben beide Türme? Oder müssen wir hier Gymnasiasten ansprechen? Ich gebe euch noch die Formel für die Volumenberechnung eines Zylinders, das muss aber als Starthilfe genügen: PI/4 x d ins Quadrat x Höhe. Ach Gott, eine Formel mit zwei Unbekannten. Auf geht’s in Neumarkt-Sankt Veit. Wir brauchen die Lösungen, die uns der ovb nicht geben will/kann.
Raiffeisenbank und ovb sagen uns nicht, welches Getreide eingelagert wird. Hoffentlich sprechen wir nicht von diesem unsäglichen Futtermais. Und wir erfahren auch nicht, wie oft diese 12.000 Tonnen umgeschlagen werden. Das würde Rückschlüsse über die zukünftige Verkehrsbelastung ermöglichen. Also lieber nichts darüber schreiben. Aber zählen können wir selbst. Den Tag Überstunden gönne ich mir, um die Anzahl der ein- und ausfahrenden Fahrzeuge zu dokumentieren.
Schauen wir uns den ovb-Bericht vom 20.12.2021 an. Da ging es um ein Regenwasserrückhaltesystem, an dem der Planer intensiv “dran” sei. Fazit: Nie wieder was davon gehört. Ein Stadtrat hatte Fotovoltaik-Systeme angesprochen. Fazit: Nie wieder was davon gehört.
Und noch ein letzter Verweis auf einen früheren ovb-Bericht bezüglich des Hofladens: In der Ausgabe vom 18.12.2021 waren es noch ein oder zwei Regale, 20 Quadtratmeter. Heute spricht man über diese „ein bis zwei Regale“ in höchsten Tönen. Ein Top-Konzept, das die Gesellschaft braucht, Regionalität, kurze Wege usw. Das Ganze wegen ein bis zwei Regalen? Da radeln wir hin und checken das – am Eröffnungstag.
Samstag, 11. Juni 2022, ovb-Presseschau: 1,5 Mio. Zuschuss für Neubau
Die Meldung über einen Marktstrukturförderungs-Zuschuss des Freistaates Bayern für den Neubau der Lagerhalle in einem neuen Gewerbegebiet außerhalb der Stadtgrenzen Neumarkts hatte es bisher noch nicht in die Öffentlichkeit geschafft. Ohne Zuschuss könne man das Projekt „nicht sinnvoll“ umsetzen. Eine schöne Umschreibung für „es geht nur auf Kosten des Steuerzahlers“.
Ich dagegen habe das Familieneinkommen der letzten dreißig Jahre überschlagen und die Steuern geschätzt, die wir in diesem Zeitraum an unser Land abgeführt habe. Ich denke an Mineralölsteuer, Mehrwertsteuer, Grunderwerbssteuer, Grundsteuer, Gewerbesteuer, Lohnsteuer, KFZ-Steuer, Versicherungssteuer. Aus längst vergangenen Zeiten kommen noch geringe Mengen Biersteuer hinzu. Bei der letzten Steuer verstehe ich mich selbst nicht. Wie war das möglich, dass ich mich aus niederen Beweggründen an so etwas beteiligt habe? Ich bin ganz durcheinander. Denn im ovb auf Seite 17 wird darüber berichtet, wie ausgelassen die Jugend gestern auf dem Neumarkter Volksfest gefeiert hat – und das sicherlich nicht bei grünem Tee und Mineralwasser.
Gleichzeitig erklärt die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) auf merkur.de, dass Alkohol gefährlicher als Cannabis und deshalb nur noch an Menschen ab 18 Jahren abzugeben sei. In Supermärkten dürfe es Alkohol gar nicht mehr zu kaufen geben, sondern nur noch in lizenzierten Geschäften. Und es müsse teurer werden. Nur die Verteuerung wird freilich wahrwerden. Die Anhebung der Altersgrenze ist wegen zu starker Lobbyarbeit nicht in Sicht.
Zurück zum Siloturm: Ich kann jetzt rechnen, wie ich mag: Alles in allem haben wir vermutlich keine 1,5 Millionen an Steuern gezahlt. Das heißt – platt ausgedrückt – dass alle von uns bezahlten Steuern der letzten dreißig Jahre nicht etwa in den Ausbau der deutschen Infrastruktur, den Ausbau von Kindergärten und Schulen, den Ausbau des Schienennetzes, in Neumarkts Verwaltung samt Bürgermeister, in Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime oder sonstige sinnvolle Institutionen investiert wurden. Nein. All diese gezahlten Steuern bekommt jetzt mit einem Schlag die Raiffeisenbank Neumarkt-Sankt Veit – Reischach e.G. mit Sitz in Reischach. Ich denke, ich werde zur vollständigen Finanzierung des Lagers noch weitere steuerliche Beiträge leisten müssen.
Coronabedingt musste ich jetzt doch tatsächlich Dinge tun, die ich eher selten tue. Wochenendeinkauf tätigen: 47 Euro. Da fallen gleich wieder ein paar Euro Mehrwertsteuer für den Silo-Turm ab. Reparierte Uhr vom Uhrmacher geholt: 20 Euro inkl. MwSt (für den Siloturm). Repariertes Fahrrad vom Fahrradhändler abgeholt: 30 Euro inkl. MwSt. (für den Siloturm). Erdbeeren auf dem Feld gepflückt: 14,50 Euro inkl. MwSt (für den Siloturm).
Meine Herren Bank-Vorstände: Ich bin dran, an der Finanzierung. Ich kann ja nichts dafür, dass der Staat im zweiten Halbjahr 2020 die Mehrwertsteuer reduziert hatte. Ich verspreche, in Zukunft mehr Gas zu geben, damit das Projekt „sinnvoll“ umgesetzt werden kann.
Es wundert mich nicht, dass über die wirtschaftliche Situation der Raiffeisenbank separat berichtet werden soll. In einem Zeitungsartikel Gewinne aufzeigen und gleichzeitig von uns Steuerzahlern 1,5 Mio. Förderzuschuss abgreifen? Da hätte sich wohl auch der letzte Leser ein wenig gewundert. Hier werden uns die Informationen – wie so oft – doch lieber häppchenweise serviert.
Die Selbstbedienungsmentalität von Firmen und uns Deutschen ist grenzenlos und wird als selbstverständlich verstanden.
1,5 Mio. für eine neue Lagerhalle (samt Siloturm)? Unbedingt. Energiegeld von äh, sind es 300 Euro? Nehmen wir mit. Tankrabatt? Her damit, wenngleich wir Dieselfahrer nichts davon merken. Rentenerhöhung? Gerne doch. ja. Mindestlohn von 12 Euro? Selbstverständlich. Coronageld von 300 Euro für jeden Arbeitnehmer? Warum nicht. Die Rentner bekommen das Geld nicht und müssen sich stattdessen mit einer Rentenerhöhung von nur 6,1% abspeisen lassen? Skandal. Sanktionen für Hartz4-Empfänger werden ausgesetzt? Ja bitte. Denn Druck auf sie aufzubauen, ist kaum noch zumutbar. Geht gar nicht in einer Gesellschaft, die in Richtung bedingungsloses Grundeinkommen abdriftet. Einmal Wohlfühlstaat für alle? Bitte schön, in Deutschland zum Nulltarif zu haben.
Kindererziehung? Bezahlt der Staat. Schulbildung? Selbstverständlich kostenlos. Studium? Natürlich beitragsfrei. Die schon eingeführten Studienbeiträge wurden vor langer Zeit wieder abgeschafft. Passte einfach nicht in unsere „Der Staat zahlt alles“-Gesellschaft.
Allein 47 Milliarden Euro Kindergeld zahlte der Staat im Jahre 2021 an knapp 17 Millionen Kinder, oder besser gesagt: An die Eltern. Wieviele Schulen hätte man bauen, bzw. sanieren und fit für die Zukunft machen können, wenn man diese Summe wenigstens auf halbem Niveau gehalten hätte? Wie viele Lehrer hätte man dafür ausbilden und einstellen können? Bei solchen horrenden Zahlen spielt es wirklich keine Rolle, ob wir 400 Millionen an ins Ausland lebende Kinder überweisen. Da mag das deutsche/europäische Sozialrecht merkwürdig erscheinen wie es will, das ist wirklich kein nennenswerter Aufreger.
Lustig ist, wie Robert Habeck heute im ovb zum sparsamen Duschen aufruft und eine Energiesparkampagne startet. 24 Euro jährliche Ersparnis, wenn man mit einem Minimum an Wasser kocht. Gleichzeitig konnte ich in den letzten Wochen in Neumarkt zuschauen, wie ein neuer Swimmingpool entsteht. Die Zeiten von neuen privaten Swimmingpools sind gefühlt eigentlich vorbei. Bestandsschutz? Von mir aus. Wegen der immer knapper werdenden Wasserressourcen muss hier für Neuerrichtungen aber ein Umdenken her. Zumal Neumarkt über ein Super-Freibad verfügt, dass defizitär betrieben werden muss.
Ich bin gespannt, welche Veränderungen die Energiekampagne, an der sich auch Spitzenverbände von Wirtschaft und Kommunen beteiligen, für unsere Stadt bringen wird. Die Erklärung hätte ich gerne gesehen, finde sie aber im Internet nicht. Sie wird nur sinngemäß wiedergegeben. Tipps, Ratgeber, Förderprogramme und Beratungsangebote. Das nutzt nichts. Wir brauchen konkrete Gesetze. Der in Zukunft notwendige Verzicht muss deutlicher sicht- und spürbar werden.
Dienstag, 15. März 2022, Flatterbänder statt Kiebitze
Ganz im Sinne des Umweltschutzes wurde jetzt auf dem Gelände des zukünftigen Raiffeisenlagerhauses damit begonnen, die Bodenbrüter zu vertreiben. Rotweiße Flatterbänder sollen die Kiebitze verjagen. Praktischer Naturschutz á la Neumarkt-Sankt Veit. Begrifflichkeiten wie Nachhaltigkeit, Flächenfraß, Bodenverdichtung – alles bei uns kein Thema. Allerdings gilt der Kiebitz als äußerst standorttreu. Lässt sich auf dem Gelände – trotz Flatterbändern – auch nur ein einziges Gelege nachweisen, stehen die Bagger still bzw. rollen gleich gar nicht erst an. Ich glaube, ich werde heute Mittag mal einen kurzen Radlausflug unternehmen und bei einem Ortstermin der Sache auf den Grund gehen.
Montag, 20. Dezember 2021
Erstmals erfahren wir, dass der Bauantrag vom Planer mit „heißer Nadel gestrickt“ worden sei. Etwas mit heißer Nadel stricken heißt übersetzt, dass man unter Zeitdruck war/ist. Der ovb und alle Beteiligten vergessen jedoch uns zu erklären, wo der Zeitdruck herkommt. Müssen wir nicht wissen.
Seltsam ist auch der Widerspruch, dass der UWG-Fraktionsvorsitzende im Bauantrag konkrete Maßnahmen zum Regenrückhaltebecken vermisst, während der Planer uns erzählt, dass alle Verfahrensschritte im Bebauungsplan festgehalten seien. Jetzt frage ich mich grade, ob dem Bauantrag nicht immer ein Bebauungsplan zu Grunde liegt.
Der Bericht leitet damit ein, dass der Stadtrat die letzten Hürden beseitigt hat, während der Planer noch intensiv „dran“ sei, sich um ein Niederschlagswasserrückhaltesystem zu kümmern. Der Bericht endet damit, dass es überhaupt noch keine Rechtsgültigkeit gäbe.
Stadtrat Gruber fordert indes „erneut“ die Installation von Fotovoltaikanlagen. Die Forderung muss es somit schon einmal gegeben haben. Ich habe in den historischen ovb-Berichten nichts dazu gefunden. Erst jetzt hielt man diese Forderung für so relevant, dass sie es in die Zeitung schaffte. Zunächst sind die Planungen dazu vage beschrieben, dann plant man die Installation ohnehin, dann garantiert man. Ich dachte, dass solche Dinge im Bauantrag detailliert beschrieben sind. Wieder falsch gedacht. Dem Antragsteller wird faktisch freie Hand gelassen.
Beim Thema Laden müssen wir auch ein paar wirre Zahlen verkraften: Aus 400qm werden netto 250-300qm, daraus werden dann 20qm, und am Ende bleiben ein oder zwei Regale übrig. Das entspräche dann 10% von innenstadtrelevanten Produkten. Egal, wie ich die Prozentsätze aus den gegebenen Zahlen anwende, ich komme nicht auf 10%.
Und es gänge um Honig oder Eier halt, keine Konkurrenz zu hiesigen Bäckereien. Wobei ich bei einem unserer zwei Bäcker sehr wohl Honig im Angebot gesehen habe. Ganz abgesehen davon, dass man heutzutage eher den Begriff Mitbewerb benutzt, sehe ich bei der Situation, in der zwei Anbieter das Gleiche verkaufen, eben doch genau das: Mitbewerb. Wie man das negieren kann, weiß nur der Planer allein.
Ansonsten ist der ganze ovb-Bericht eine Aneinanderreihung verwaltungsrechtlicher Begrifflichkeiten: Bauplan, Bebauungsplan, Feststellungsbeschluss, Satzungsbeschluss, Grünordnungsplan (über den überhaupt nichts an die Öffentlichkeit dringt, vermutlich weil es sich eher um einen Grünbeseitigungsplan handelt).
Und die Überraschung des Tages ist, dass die Oberverwaltung die Bedenken von SPD-Stadtrat Spirkl zum Verkehrsaufkommen nicht teilt. Aber – Bedenken hin oder her – zu den prognostizierten Verkehrsbewegungen gibt es wenigstens konkrete Zahlen, die auch durch den gestrigen Bericht nicht korrigiert wurden (siehe mein Blog hier viel weiter unten). Daran werden wir uns halten.
Am Ende entschied der Stadtrat einstimmig. Irritierend: Frau von Roennebeck hatte bisher gegen alles gestimmt, was es zum Projekt zu entscheiden gab. Deshalb wäre es interessant gewesen zu wissen, vieviele Stadträte eigentlich anwesend waren. Diese Info schafft es genauso wenig in die Zeitung, wie die Info, wann die Sitzung überhaupt stattfand und die Info, dass Rosina von Roennebeck bei der Sitzung nicht anwesend sein konnte. Sonst wäre es wohl mit der Einstimmigkeit Essig gewesen.
Allgemeine Berichte über die Stadtratssitzungen gibt es offensichtlich nicht mehr. Jede Woche wird uns portionsweise ein Thema präsentiert. Das ist eine neue Masche der Berichterstattung.
10.09.2021, Silomais ist der Heilsbringer
Wenn man eine Homepage betreibt, gibt es zwei Möglichkeiten, um sie mit Themen zu füttern. Man geht proaktiv zu den Themen hin, oder die Themen kommen zu einem. Manchmal hilft aber auch der Kollege Zufall. Als wir heute im „Freitag ab Eins…“-Modus lustig vom Eder-Wirt heimradelten…
…war ich an dem Schild eigentlich schon vorbeigefahren. Weil sich aber im Laufe der Zeit der Blick schärft, kehrte ich noch einmal um. Und schon war es da – das Thema des Tages.
Laut dem Schildchen, das natürlich ganz zufällig vollständig im modischen Grün daherkommt, scheint 1ha Maissilo für die Umwelt eine tolle Sache zu sein. 14 Tonnen CO2 werden gebunden, 9 Tonnen Sauerstoff freigesetzt. Wenn man sich überlegt, dass man jetzt schon diese gleichermaßen majestätischen wie grazilen Maisfelder sieht, soweit das Auge reicht, dann scheint die Welt ja vollständig in Ordnung zu sein. So viel CO2-Bindung, Sauerstoffproduktion ohne Ende. Dazu noch die Aussicht auf günstiges Futtermittel für die Rinder, die später als Schnitzel auf unseren Tellern – äh ich korrigiere – auf euren Tellern liegt: Das ist wirklich eine win-win-Situation für Umwelt, Mensch und Tier.
Jetzt könnte der Beitrag mit einem Hurra auf alle Fleischfresser enden, wenn die Sache nicht einen gewaltigen Haken hätte. Ich muss wieder korrigieren: Die Sache hat Dutzende von Haken. Schauen wir uns die gezeigten…
…Detailinformationen für 1ha genauer an. Da kommt der erste Haken. Die Auflistung von freigesetztem CO2 durch die Produktion (3.000kg) und die Gegenrechnung des gebundenen CO2 in Höhe von 14.000kg mit dem letztendlichen Überschuss an gebundenem 11.000kg hört mit dem Endprodukt Silomais auf.
Jetzt müssen wir uns aber überlegen, wofür Silomails gebraucht wird, nämlich für das Füttern von Rindern. Wir erinnern uns zum Thema Kühe: 1,5 Milliarden Kühe gibt es weltweit. 10% der Treibhausgase stammen von Kühen. Eine Kuh verbraucht zwischen 70 und 200 Litern Wasser pro Tag. Eine Kuh stößt 500 Liter Methan pro Tag aus. Mehr Fakten muss man gar nicht wissen, damit einem klar wird, dass man die Produktion von Silomais nicht losgelöst von dem sehen kann, was danach damit geschieht.
Falls mir jetzt jemand sagen möchte, dass man mit Mais doch auch Biogas produzieren könne, dem sage ich: Ja, ganz toll. Wir verbrennen Nahrungsmittel, anstatt sie zu essen, und wir finden das auch noch gut. Wie schizophren. Es gibt ja auch keine Hungersnöte auf dieser Welt. Nicht im Tschad, nicht in Madagaskar, nicht in der Sahara. Können wir alles ignorieren. Wir halten korrektes Genderisieren für wichtiger.
Die Beleidigung des Tages ist der Satz: „Das ist der CO2-Preis für unsere Ernährung.“. Ich korrigiere: Das ist der CO2-Preis für EURE Ernährung. Ich mit meinen paar Scheiben Käse und meinem halben Liter Milch pro Woche möchte in diese Argumentationskette eher nicht mit hineingezogen werden.
Was heißt eigentlich „vorübergehend“ gebunden? Das klingt nach Relativierung der positiv dargestellten Bilanz.
Aber jetzt kommen wir zum Witz des Tages: Das Werbeschild steht genau dort, wo im nächsten Jahr der tolle Silomais nicht mehr zu finden sein wird. Denn der Neumarkter Stadtrat befand, dass Silomais zwar gut und schön sei (erster Fehler), aber in Zeiten, wo jeder über Flächenfraß spricht, es noch besser sei, die Fläche mit einem Gewerbegebiet zuzubetonieren (zweiter Fehler), weil man in einem vorhandenen Gewerbegebiet lieber einen Kindergarten angesiedelt hat (dritter Fehler), anstatt die neuen Raiffeisengebäude.
Heutzutage für Silomais zu werben ist das Befremdlichste, was ich mir als Vegetarier vorstellen kann. Beim Ederwirt gab es übrigens eine Kürbiscremesuppe und Kaiserschmarrn mit Appelpappe für mich. Einfach wunderbar.
31.03.2021, ovb-Presseschau
Ich fasse den gestrigen Bericht der Lokalpresse in meinen Worten zusammen:
- Mehr als vier Hektar werden bebaut. Die Ausgleichsfläche muss aber nur 1,03h betragen. Das nennt man Flächenfraß.
- Wenn man mit dem Aushub nicht weiß, wohin damit, schüttet man einfach einen bis zu vier Meter hohen Erdwall auf. Wenn das Schule macht, wird Neumarkt bald hügeliger sein, als es ohnehin schon ist.
- Ein Kiebitz-Revier muss aufgegeben werden. Mit dem neuen Gewerbegebiet zerstört man, wofür man eigentlich kämpfen wollte. Für die Pflege der Landschaft. Deshalb ist Neumarkt ab morgen Mitglied des Mühldorfer Landschaftspflegeverbandes. Denn ein Hauptprojekt des LPV ist der Schutz von Kiebitzen – und nicht die Beschaffung von Zuschüssen. Sollte ein Neumarkter Stadtrat tatsächlich noch einmal nach dem Nutzen der Mitgliedschaft fragen, so nehmen wir erst einmal zu den Akten, dass Neumarkt hier Schaden anrichten wird und sich die Katze in den Schwanz beißt.
- Fahrzeugbewegungen: Am 13.03.2021 wurde noch von 54 Fahrzeugbewegungen gesprochen. Im gestrigen Bericht waren es schon 58. Über die maximale Anzahl war bisher noch gar nicht gesprochen worden. Jetzt wissen wir, dass es maximal 60 bis 70 Fahrzeuge sein sollen. Die Zahlen gehen von Bericht zu Bericht langsam, aber stetig nach oben. Mit jedem Bericht bekommen wir scheibchenweise Informationen geliefert. So stellt man sich maximale Transparenz vor.
- Kreisverkehr statt Abbiegespuren: Absolut sinnvoll. Was es mit dem Bauherrn darüber zu reden gibt, ist mir schleierhaft. Höchstens über die Beteiligung an den Kosten. Denn wenn der Kreisverkehr von der Stadt zu bezahlen ist, dann wird ein Bauherr natürlich dafür sein. Ein Kreisverkehr ist die gefahrloseste Variante überhaupt. Eine „wahrscheinliche Verzögerung“ des Bauprojektes reicht nicht, um den Gedanken vom Tisch zu wischen. Interessant ist, dass sich der Grüne Stadtrat eher mit dem Thema Kreisverkehr auseinandersetzt, als mit Feldlerchen und Kiebitzen. Ich würde sagen: Thema verfehlt.
- Und wie so oft müssen wir auch über das berichten, worüber nicht berichtet wird. Kosten. Es gibt keinen Hinweis darauf, inwiefern die Stadt Neumarkt für die Erstellung des Gewerbegebietes Geld investiert.
- Abstimmungsergebnis im Stadtrat bezüglich Bebauungs- und Grünordnungsplan: 17:2. Über die Gegenstimmen und die Frage, wer von den 20 Stadtratsmitgliedern nicht anwesend war, müssen wir mutmaßen. Die Lokalpresse überlässt das unserer Fantasie oder war der Meinung: Muss uns nicht interessieren.
13.03.2021, Gewerbegebiet West – Raiffeisengelände
Beim Studium der heutigen Neumarkter Lokalseite war wieder mein ganzes geballtes mathematisches Wissen notwendig, um die Wiedersprüche zu erkennen. Wir arbeiten uns von ‚leicht‘ nach ‚schwierig‘ durch das Dokument.
Die Thematik wurde heute in zwei Artikel aufgeteilt. Im oberen Artikel wird davon gesprochen, dass die Raiffeisenbank auf einem knapp zwei Hektar großen Areal bauen möchte. Der untere Artikel steht unter der Überschrift, dass das Gewerbegebiet eine Größe „VON VIER HEKTAR“ haben wird. Nach Adam Ries (deutscher Rechenmeister, 1492-1559) macht 4h-2h=2h. Wir wissen also nicht, was mit dieser 2h-Restfläche geschehen wird. Auch eine eventuell in diese Richtung gehende spirklsche SPD’ler Frage, brachte nur die Antwort, dass nichts geplant sei. Wir können spekulieren, dass der zusätzliche Flächenfraß von 2h (also 2x100x100m) für den vier Meter hohen Wall oder die tollen etwa 35 Bäume gemäß Virtualisierungsbildchen benötigt werden. Der Rechercheauftrag an die Lokalreporter wäre gewesen, uns diese Frage zu beantworten.
Bleiben wir noch kurz bei dem Virtualisierungbild auf der Lokalseite. So simpel das Bild auch ist, zwei Details dürfen scheinbar niemals fehlen. Ein weiß-blauer bayrischer Himmel und genügend Grün. Das vermittelt den Eindruck, die Welt sei vollkommen in Ordnung. Das mit den Bäumen ist mir schon an der Bautafel für den neuen Kindergarten an der Landshuter Straße aufgefallen. Wir werden in beiden Fällen nachhalten, ob mit Bauabschluss diese mächtig wirkenden Bäume gepflanzt wurden. Ein vier Meter hoher Wall ist sicherlich für den Schallschutz gedacht oder als Sichtblende? Oder Beides? Die Aussage, dass der Wall in Straßennähe errichtet wird, ist unzureichend. Die Frage lautet: In welcher Länge wird der Wall errichtet, und wird er nur an der Staatsstraße errichtet oder auch an der Umgehungsstraße.
Wenn die Fahrzeugbewegungen mit täglich „54 KFZ-Bewegungen auf dem Gelände“ angegeben werden, dann stellen sich gleich mehrere Fragen: Mit „Bewegungen“ meint man doch sicherlich anliefernde Bauern mit ihren Anhängern voll Getreide oder anderen Feldfrüchten. Jetzt wissen wir aber (Biologie 5. Klasse), das Feldfrüchte nicht das ganze Jahr durchgängig wachsen. Die Frage lautet also, was ‚täglich‘ bedeutet. Bezogen auf 360 Tage im Jahr? Bezogen auf die Öffnungszeiten (6 Tage pro Woche) Bezogen auf die Erntesaison? Wir gehen von 54 KFZ-Bewegungen pro Arbeitstag aus, vermuten aber mal, dass wir in Hochlastphasen mit ganz anderen Zahlen pro Tag werden rechnen müssen. Die Zahl 54 behalten wir im Auge, versprochen.
Und weil die Traktoren sicherlich aus allen Himmelsrichtungen angetuckert kommen, stellt sich die Frage, was der Hinweis, dass auf der direkt betroffenen Staatstraße gegenwärtig 3.300 Fahrzeuge unterwegs sind, eigentlich wert ist? Die Antwort ist: Nichts. Im Gegenteil: Die Rechnung mit den 2% ist grundfalsch. Erklärung: Wenn man davon ausgeht, dass alle 3.300 Fahrzeuge, die von West nach Ost fahren, irgendwann auch wieder zurückfahren, dann sprechen wir von 1.650 verschiedenen Fahrzeugen (genauso wie ein Traktor zum Raiffeisengelände hinfährt und nach Entladung den gleichen Weg zurückfährt). Jetzt erst können wir die 54 Raiffeisen-KFZ-Bewegungen in Relation zu den 1.650 Fahrzeug-Bewegungen setzen (bzw. 108 in Relation zu 3.300) und kommen eben nicht mehr auf knapp 2%, sondern auf 3,27%. Ok, die Ungenauigkeit ist geschenkt. Ich möchte nur mitteilen, dass einige Leser der Lokalseite sich immer noch die Fähigkeit erhalten haben, mitzudenken.
Was ist mit „Aufmörteln“ gemeint? Ich kenne nur einen österreichischen Bauunternehmer, der den Spitznamen „Mörtel“ trägt und sich beim Wiener Opernball mit schönen Frauen umgibt. Wie jetzt aber das „Kleinwarengeschäft aufgemörtelt“ werden kann, wird leider nicht erklärt. Ist damit gemeint, dass die Raiffeisenbank im Gewerbegebiet auch einen Verkaufsladen für Baustoffe eröffnen wird? Dann wäre das mit den 54 Fahrzeugbewegungen aber schnell überholt. Die Zahl scheint ohnehin falsch, wenn man voll auf der Bioschiene abfahren möchte. Denn dann muss ja auch noch ein Gleis gebaut werden. Das erfreut sicherlich unseren grünen Stadtrat. Weg von der Straße, rauf auf die Schiene. Jetzt wieder im Ernst: Wie kann man von 54 Fahrzeugbewegungen sprechen, wenn man an diesem Innovationsstandort regionale Produkte verkaufen möchte?
Die Raiffeisenbank lässt im oberen Artikel verlauten, dass man mit deutlich mehr Mitarbeitern plane, die genaue Zahl aber nicht nennen könne, während im unteren Artikel eindeutig steht, dass die Mitarbeiterzahl von 5 auf 7,5 erhöht wird? Ein ganzes Gewerbegebiet für 7,5 Arbeitsplätze? Das nennt man bei uns nachhaltig und zukunftsorientiert, ein echtes „Zuckerl“.
Die stärkste Nutzinfo für uns alle folgt am Ende des unteren Beitrages, wo die Bank von Investitionen in siebenstelliger Höhe spricht. Wir wissen, dass sich die Investitionssumme somit zwischen 999.999,99 (sechsstellig) und 9.999.999,99 (größtmögliche siebenstellige Zahl) bewegen wird, zu Deutsch: zwischen einer und zehn Millionen (vergleiche Mathematik-Lehrer Dieter Feldmann, w.z.b.w. (was zu beweisen war). Geht es noch ein weniger ungenauer? Ich stelle mir die gleiche Bank grade bei ihrer Bilanzpressekonferenz vor. Frage: Wieviel Gewinn haben Sie letztes Jahr erwirtschaftet? Antwort: Zwischen einer und zehn Millionen Euro.
Für die Planer war bei den Nachbarn keine „Riesenablehnung“ spürbar? Das heißt im Umkehrschluss aber nur, dass die Nachbarn nicht sofort einen Riesentobsuchtsanfall bekommen haben. Wir konstatieren: Es bleibt Ablehnung. Wäre schon gut gewesen, wenn man als Stadt mit Fingerspitzengefühl an die Sache herangegangen wäre und direkt mit ihnen gesprochen hätte. Einfach nur zu sagen, dass sich die Anlieger im Rahmen der öffentlichen Beteiligung konkret äußern können – das ist viel zu wenig. Ein Armutszeugnis.
Eine Frage steht weiterhin im Raum: Welche Kosten bleiben bei der Stadt, also bei uns Steuerzahlern, hängen?
26.02.2021, ovb-Presseschau
Grünes Licht für neues Gewerbegebiet – das ist eine interessante Überschrift, wenn doch grade das Gegenteil passiert, nämlich, dass weiteres Grün verschwindet. Was interessieren uns Flächennutzungs-, Landschafts-, Grünordnungsspläne sowie Änderungs- und Aufstellungbeschlüsse? Bauleitplanverfahren, Raumordnung, Landesplanungsbehörde – interessiert uns in keinster Weise. Folgende Infos sind von Interesse:
- Wem gehört das Grundstück im Moment?
- Wer verkauft/verpachtet/vermietet den Grund an wen?
- Wieviel Gelder fließen?
- Wieviele Quadratmeter hat das Gewerbegebiet?
- Sprechen wir tatsächlich von einem Gewerbegebiet für nur ein einziges Gewerbe, oder werden sich dort mehrere Gewerbebetriebe ansiedeln?
- Was hat ein Gewerbegebiet auf der einen Seite der Stadt mit der Hörberinger Straße auf der anderen Seite zu tun?
- Was steht in dem angestrebten städtebaulichen Vertrag?
- Was sagen die Anlieger zu dem Unterfangen?
- Wann ist Baubeginn?
- Was wird aus dem alten Gelände? Wer ist der Eigentümer?
- Gibt es wirklich keine weiteren Argumente für das neue Gewerbegebiet, als zu sagen, das alte Gelände sei nicht mehr zeitgemäß?
- Wo ist unser Grüner Stadtrat? Zum Thema Flächenfraß bzw. Betonierung von Flächen hätte er eine Meinung haben können, ja müssen. Das wäre sein originäres Betätigungsfeld gewesen.
- Was bedeutet der Satz von Frau von Roennebeck, es habe bis eine Woche vor der Stadtratssitzung keine Beratung gegeben? Ab einer Woche vor der Stadtratssitzung kam es also zu irgendeiner Art Beratung zwischen den Stadträten? Sprechen wir wieder von einer dieser konspirativen Vorabstadtratssitzungen, die ich hier schon einmal hinterfragt habe?
Bei all diesen Fragen glänzte die Zeitung mit Faktenleere. Ich warf anschließend einen Blick auf die Stadt-Homepage. Nicht, dass ich jemandem in Sachen Öffentlichkeitsarbeit Unrecht tue. Und was sehe ich unter /Wirtschaftsstandort/Gewerbegbiet? Die Stadt hat an der Landshuter Straße noch freie Flächen zu verkaufen. Wozu dann jetzt schon wieder ein neues Gewerbegebiet? Ich habe mich sofort an der Landshuter Straße umgesehen und in der Tat ein fußballfeldgroßes Gebiet gefunden, bestens geeignet. Komisch nur, dass da schon ein Zaun ringsherum ist. Habe ich nicht verstanden. Spätestens jetzt muss doch aber unser grüner Stadtrat aus seinem Tiefschlaf erwachen.
31.12.2020, Neuer Standort für Lagerhaus
Kommen wir zum Thema Lagerhaus für die Raiffeisenbank. Der neue Standort am Further Kreisel sei ein 1A-Fleckchen für die Errichtung eines solchen Lagerhauses. Einiges an Verkehr würde aus Neumarkt abgezogen und entlaste unser Städchen und vor allem die Bahnhofstraße. Ich sage voraus, dass es anders kommen wird. Bleibt außerdem die Unlogik, warum Lagerhäuser auf der grünen Wiese errichtet werden, während Kindergärten in Gewerbegebieten ihr neues Zuhause finden. Flächenfraß könnte man auch noch ins Felde führen. Und die Frage, was aus dem Lagerhaus an der Bahnhofstraße wird, ist der Lokalseite auch keinen einzigen Satz wert. Den Satz „Es wird keine Silos geben“, merken wir uns ebenfalls. Andere Gemeinden sprachen davon, dass der geplante Bau die Dimensionen sprengen würde. Bei uns ist das alles kein Thema.
https://www.ovb-heimatzeitungen.de/muehldorf/2020/12/21/lagerhaus-vor-den-toren-der-stadt.ovb
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