Dieses Totschlagsargument kommt von der Wirtschaftsprofessorin Ellen Enkel und will uns was genau suggerieren? Genau genommen: Nichts. Wenn wir beginnen, alle Dinge in unserem Besitz nach ihrer Nutzungsdauer zu bewerten, um 90% davon daraufhin für nicht sinnvoll zu erachten, dann haben wir alle ordentlich zu tun.
Das ganze Interview hilft nicht weiter. Die Überschrift heißt: „Für Normalverdiener gibt es keine Alternative zum Elektro-Auto.“
Damit geht die Irritation schon einmal los. Was ist ein Normalverdiener? Laut finanz.de liegt ein Normalverdiener bei einem Bruttogehalt zwischen 3.300 und 4.100 Euro.
Das hilft aber bei der Betrachtung nicht weiter, ob sich ein Normalverdiener ein E-Auto leisten kann. Die Wohnsituation und die Wohngegend sowie die familiäre Situation spielen bei der Betrachtung des „Sich leisten könnens“ eine große Rolle.
Die Mittel- und Unterschicht würde mit ihrem Mobilitätsbedürfnis alleingelassen. Wieder solche Begrifflichkeiten, die nicht weiterhelfen. Die Unterschicht besitzt keine Immobilie und zahlt Miete. Passiert das auch noch in München, Berlin oder Hamburg, dann braucht es für diese „Schicht“ sehr wohl eine Alternative zu den viel zu teuren Elektroautos, deren Wiederverkaufswert bis heute nicht geklärt ist. Dazu habe ich mir einen Artikel auf autobild.de angeschaut, bin daraus aber überhaupt nicht schlau geworden. Was interessiert mich denn ein zehn Jahre altes E-Auto vom Typ Renault Clio? Interessant ist der Artikel hinsichtlich der Berichterstattung über den Renault Zoe. Der Begriff Zoe kommt in dem Artikel 28 (in Worten: achtundzwanzig) Mal vor. Ich glaube, dass Renault hier als Sponsor fungiert hat. Ich will trotzdem keinen Renault.
Kauft man ein neues E-Auto, ist der im Blick zu behaltende Wiederverkaufswert nicht abschätzbar. Eine dramatisch sinkende Nachfrage macht den Preis kaputt. Kauft man ein gebrauchtes E-Auto, ist vielleicht der Akku hin. Auf jeden Fall droht Preisverfall. Mir hilft das alles nicht weiter. Schwachpunkt gebrauchter E-Autos seien die Bremsen, weil E-Autos sie zu wenig benutzten. Verstehe ich nicht. Wenn man Bremsen wenig nutzt, verschleißen sie weniger und müssten bei Gebrauchtwagen demnach wie neu sein. Aber ich glaube, da irre ich mich mit meinem komplett fehlenden Autowissen.
Nehmen wir eine Familie mit zwei Kindern, die sich auch manchmal einen Urlaub leisten möchte. Tesla hat aus meiner Sicht überhaupt keine echte Familienkutsche. Der BMW 2er Active Tourer als Hybrid-Modell kostet als Einstiegsmodell 48.100 Euro. Da ist aber nicht einmal ein solch elementares Sicherheitsfeature wie ein Gepäckraumtrennetz dabei. Wenn schon Neukauf, dann muss man auch an die Sonderausstattung denken. Ganz locker landet man dann bei 55.000 Euro.
Dieses Geld muss man sich als Familie leisten können und wollen. Unsere Wirtschaftsprofessorin meint, dass es zu diesen Kosten keine Alternative gibt. Und man müsse dann eben mit dem „Zuckerbrot-und-Peitsche“-Prinzip agieren. Das heißt ihrer Logik nach: Förderung und gleichzeitige Erhöhung von Benzinpreisen. Da ist er wieder: Der Ruf nach dem Staat. Aber genau dieser Staat hat die Förderprämien letztens erst komplett gestrichen und so den Markt unter Druck gesetzt.
Ellen Enkel weiter: Mobilität müsse nicht zwangsläufig mit Autobesitz verbunden sein. Man könne ja mit dem E-Bike fahren oder ÖPNV nutzen. Auch meine Logik wäre, zumindest ein Auto für Notfälle in der Garage stehen zu haben, alles andere aber mit dem Zug zu erledigen. Leider ist ein vernünftiger Bahnausbau in Deutschland nicht in Sicht. Vom Knotenpunkt Mühldorf aus gibt es in keine Richtung zweigleisige Strecken.
Heute waren wir mit Bahn und Rad in Jettenbach. Von Jettenbach aus wollten wir heimfahren. Wegen Personalausfall fuhr einfach ein Zug nicht. In einem vernünftigen Konzept der Bahn darf so etwas nicht vorkommen. Genau wegen solcher Überraschungen sind wir letztens zum Viertelfinale Deutschland – Spanien mit dem Kleinbus nach Stuttgart gefahren.
Alles, was ich heute so in den Medien über das Thema Klimaschutz gelesen habe, taugte nichts. Fast alles. Gut finde ich den Newsletter von der SZ. Der wöchentliche ‚Klimafreitag‘ kommt nicht belehrend daher. Er ist erfrischend kurz und hat stets eine ganz leichte ironische Note. Das liegt nicht aber nicht am Verfasser, von dem ich mir persönlich das „ok“ abgeholt habe, den Klimafreitag zu veröffentlichen (Blogger kennen sich halt…). Beim Klimafreitag wechseln sich die SZ-Redakteure ab. Aber der Schreibstil ist unverkennbar SZ-like. Ich empfehle das Lesen und natürlich die Anmeldung zum Newsletter.
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