Achtung. Bitte nicht voreilig meinen Blog lesen. Erst das Video anschauen, mehrmals. Dabei keinerlei Kommentare lesen. Dann sich ein Bild über das Gesagte machen. Und dann kommt in meinem Blog die Auflösung.
Bei der Rednerin handelt es sich um Prof. Dr. Alena Buyx. Dieser Umstand allein macht das Video noch nicht wichtig. Interessanter ist, dass sie acht Jahre im Deutschen Ethikrat war, davon vier als Vorsitzende. Noch interessanter ist der Umstand, dass Wolfgang Kubicki das Video kommentiert.
Ich habe mir das Video – ohne jede Betrachtung eines Kontextes – immer wieder angeschaut. Beim ersten Mal kam ich zum gleichen Schluss wie so viele Twitter-Kommentatoren: Völlig unakzeptabel.
Jeder interpretiert das Gehörte und Gesehene eben so, wie er es hören möchte. Die Arbeit von Frau Buyx im Ethikrat während der Corona-Zeit wird von vielen Menschen sehr kritisch gesehen. Also ist dieses Video geradezu Wasser auf die Mühlen der Coronakritiker und AfD-Anhänger. Und schon fliegen die Finger über die Tasten, und das finale Urteil über Frau Buyx ist gefällt. Das Video kommt ja immerhin vom Vizepräsidenten des Bundestages. Es muss also echt sein. Es ist ja auch echt, aber eben doch wieder nicht.
Echt, aber eben doch nicht echt.
Am Ende der Videoanalyse kam ich zu der Auffassung, dass mit dem Video etwas nicht stimmen kann. Die Rhetorik war nicht zu 100% echt, sondern wirkte um eine Nuance zu aufgesetzt. Der Ton war zu demagogisch, das Ende geradezu verheerend. Dieses „Verbieten“ als Schlusswort war nicht logisch. Das konnte nicht wirklich von einer ehemaligen Vorsitzenden des Ethikrates stammen. Die angeschlagene Tonart ist einer Person nicht würdig, die eine so hohe Position innehatte. Irgendetwas läuft hier somit in die falsche Richtung.
Bis mir ein Licht aufging, dauerte es ein Weilchen. Das lag durchaus an einer gewissen Voreingenommenheit, eine Neigung, die sich mal wieder als Hemmnis für eine objektive Betrachtung erwies.
Voreingenommenheit ist in der Welt der Sozialen Medien fehl am Platze.
Das Video entstand während einer sogenannten Oxford-Debatte. In einer Art Debattierclub werden zu einem Thema zwei Menschen ausgesucht, die – ganz unabhängig von der tatsächlichen eigenen Meinung – unterschiedliche Positionen vertreten und rhetorisch perfekt präsentieren müssen. Perfekt war es nicht, sonst hätte ich das Video für richtig echt gehalten.
Frau Buyx selbst versuchte in einem kurzen Kommentar, die Sache richtig zu stellen. Aber da war das Fallbeil über ihr schon unterwegs. Was bin ich froh, einen Blog zu betreiben. Wäre ich auf den sozialen Medien unterwegs, wäre ich vermutlich auch in die Falle getappt, in die uns Wolfgang Kubicki geführt hat. Das Bloggen auf meiner Homepage sorgt dafür, dass ich die Dinge mit dem notwendigen Abstand und mit der notwendigen Emotionslosigkeit betrachten kann.
Wolfgang Kubicki müsste sich eigentlich entschuldigen. Ich glaube, dass er den Hintergrund des Videos kennt. Ich glaube jedoch, dass er davon überzeugt ist, dass Buyk bei dieser Oxforddebatte eh ihre eigene Meinung wiedergegeben hat und hielt es deshalb für unerheblich, unter welchen Umständen dieses Video zustandekam. Deshalb wird keine Entschuldigung kommen.
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