EU reduziert Strafzölle auf E-Autos aus China leicht • news • onvista
Die Sache mit den Strafzöllen hatte ich zwar im Blick, aber nicht verstanden. Erst nach mehrmaligem Lesen des Artikels fiel der Groschen. Denn bisher dachte ich, die Strafzölle beträfen chinesische Autos chinesischer Autohersteller.
Jetzt wird klar, dass sich die Zölle auch gegen westliche Automarken richtet, die in China produzieren lassen. Und es lässt sich offenbar sehr schön in China produzieren, wenn China mit staatlichen Zuschüssen winkt. Dieser Verlockung erlag neben Tesla auch BMW.
Die EU hat deshalb Strafzölle verhängt, die aber noch nicht final beschlossen sind. Und jetzt hat hier ein wildes Verhandeln und ein ‚Geschachere‘ wie auf einem türkischen Basar eingesetzt. Die EU prüft und verändert die Prozentsätze. Autobauer intervenieren, und die EU vermindert die Prozentsätze erneut. Mir war gar nicht klar, dass es unterschiedliche Prozentsätze gibt. Wie man zu diesen unterschiedlichen Prozentsätzen kommt, gibt der Artikel nicht her. Die EU-Kommission hat die Autohersteller in kooperierend und nicht kooperierend eingeteilt. In eine dritte Kategorie fallen die Hersteller BYD, Geely und SAIC. Geely und SAIC sagt mir überhaupt nichts. Allein schon eine solche Kategorisierung halte ich für fragwürdig. Gilt hier das Prinzip: Bitte alles kuschen, sonst kommt es noch schlimmer?
VDA läuft zu Höchstform auf
Klar dürfte sein, dass der VDA (der Interessenverband der Autoindustrie) den Lobbyismus in Berlin und Brüssel gerade auf eine neue Ebene hebt. Dafür ist er da. Dafür werden dort zwischen 100 und 150 Angestellte schließlich bezahlt.
Es müssen sich aber im Oktober eh noch alle 27 EU-Staaten mehrheitlich für die Zölle entscheiden. Kommt keine Mehrheit zustande, wird es keine Zölle geben. Ich sage voraus, dass die Einführung der Zölle scheitert und sich die EU-Kommission blamiert.
Werden die Zölle aber tatsächlich eingeführt, trifft das nur bedingt die Unternehmen. Die Strafzölle müssten, wenn Kapitalismus noch halbwegs funktioniert, die Autopreise erhöhen. Man träfe somit den Endkunden. Die Autos werden teurer. Wenn ich es richtig sehe, sind nur die E-Autos betroffen. Und tatsächlich hat Tesla laut auto-motor-und-sport.de den Kaufpreis für das in Shanghai produzierte Model 3 vorsorglich um 2.000 Euro verteuert.
Das Vorgehen der EU scheint mir kontraproduktiv zu sein, denn E-Autos sollen sich am Markt doch durchsetzen. Das können sie aber nur, wenn sie bezahlbar sind.
Andererseits hätten BMW und Mercedes durchaus Standorttreue beweisen und mit ihren Produktionsstätten in Deutschland bleiben können. Sagt sich einfach, ist es aber nicht. China hat mit seiner Wirtschaftspolitik einen erheblichen Zwang ausgeübt. Du möchtest deutsche Autos bei uns verkaufen? Dann produziere sie gefälligst auch bei uns. Und sogleich war das Hemd näher als der Rock. Hohe Subventionen versüßten den deutschen Automanagern die Entscheidung, den chinesischen Markt zu erobern. So richtig floriert das Geschäft im Moment aber nicht. In 2023 fanden sich unter den meist verkauften zwanzig Modellen nur zwei Volkswagen. BMW, Mercedes, Audi? Nicht zu sehen. Ich konnte jetzt auch kein Modell entdecken, welches auf die drei Automarken hinweist. Folglich produziert man in China eher für die internationalen Märkte und ist von den drohenden Zöllen umso stärker betroffen – wobei sich das Engagement von Mercedes und damit die Auswirkungen für Mercedes stark in Grenzen halten.
BMW, Mercedes und Audi in China nicht in den Top 20
Angesichts der gezahlten Subventionen ist es lachhaft, wenn der VDA davon spricht, dass die EU-Kommission und China im offen-konstruktiven Dialog eine Lösung finden müssten, um die Abkehr von globaler Zusammenarbeit „und freiem sowie fairem Handel“ noch zu stoppen.
Wo auch immer Subventionen im Spiel sind, sollte man grundsätzlich nicht mehr von fairem Handel sprechen dürfen. Dieses Wording würde ich unter Strafe stellen.
Auf vda.de habe ich mich bis zum Kapitel „Zölle“ in die Homepage eingegraben, zum aktuellen Thema aber nichts Aktuelles finden können.
Immerhin gibt die VDA-Chefin Hildegard Müller in einem Statement vom 04.07.2024 zu, dass „das Ausmaß und die Art und Weise von staatlicher Unterstützung in China eine Herausforderung“ sei.
Frau Müller macht sich eine grundsätzliche Vertriebsrhetorik zu eigen. Demnach kennt man im Vertrieb grundsätzlich keine Probleme. Man kennt nur Herausforderungen. Ich muss so schmunzeln. Schöne Grüße an KHS, der in meiner Firma wie kein anderer diesen Satz geprägt hat.
Wie der VDA dieser Herausforderung begegnen möchte, lässt Frau Müller freilich offen.
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