Als ich gestern Abend registrierte, dass Frau Miosga die Sarah Wagenknecht zu einem Streitgespräch am Tisch hatte, wusste ich, dass Miosga schlecht aussehen wird. Sie sprang zehn Minuten auf der Frage herum, ob und wann Wagenknecht das letzte Mal bei einer Tafel war. Mangels anderer Argumente fand Miosga bei diesem Thema kein Ende. Auch wenn Wagenknecht ein- oder zweimal leicht ins Stottern geriet, war das alles andere als ein Sieg der ARD-Moderatorin. Es fühlte sich journalistisch nicht richtig an. Miosga konnte lächeln, wie sie wollte – Wagenknecht behielt rhetorisch stets die Oberhand.
Miosga war dann auch sichtlich froh, dass sie Thorsten Frei von der CDU und den Chefredakteur von Table.Media, Michael Bröcker, in die Runde nehmen konnte. Letzterer war mir schon einmal in einer anderen Diskussion sehr positiv aufgefallen. Aber auch mit dieser massiven Unterstützung ließ sich Wagenknecht nicht unterkriegen.
Rhetorik hui, Inhalte pfui.
Nach allen Statements, die ich von Wagenknecht gehört habe, halte ich es für die CDU in Thüringen und Sachsen für gefährlich und höchst unwahrscheinlich, dass es hier zu einer Koalition mit der BSW kommt. Ein schlimmeres Signal könnte die CDU nicht senden. Mit einer von einer Kommunistin geleiteten Partei kann man nicht zusammenarbeiten. Das wäre ein absolutes Unding, auch wenn Wagenknecht den Vorwurf, sie wäre eine Postkommunistin, von sich weist.
Die CDU muss in beiden Ländern an die Vernunft der anderen Parteien appellieren, um zu Minderheitsregierungen zu kommen. Gesetze werden dann nicht mehr auf Basis eines Koalitionszwanges verabschiedet, sondern durch wechselnde Mehrheiten zum Wohle der zwei Bundesländer. Was die Besetzung von Ministerposten und Staatssekretären angeht: Da müssen quer durch alle Parteien einfach die besten Köpfe gefunden werden.
Aber machen wir uns nichts vor: So wird es nicht kommen. Meine Binsenweisheiten werden ungehört bleiben.
Übrigens kam der Focus heute früh mit der Überschrift „Wagenknecht bricht völlig ein“ zu einem ganz anderen Fazit. So unterschiedlich können Sichtweisen sein.
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