Donnerstag, 19. September 2024, Libanon: Der Weg der Pager und der Walkie Talkie.

Bis heute Nachmittag habe ich mir den Kopf zerbrochen, wie der Mossad die Sache angestellt haben könnte. Ich glaubte, man hätte einfach die Lieferung irgendwo auf dem Transportweg abgefangen, nach Israel umgeleitet, dort die Geräte präpariert und wieder auf die Reise geschickt. Diese Umleitung von Lieferungen halte ich für durchführbar. Eine andere Frage trieb mich aber um: Wie schafft man es, die Geräte aus den sicherlich verschweißten und versiegelten Originalverpackungen zu nehmen und die Verpackungen dann wieder so zu verschließen, dass alles weiterhin wie neu und manipulationsfrei ausschaut.

Taiwan, Japan und Ungarn wollen es nicht gewesen sein.

Dazu kommt noch, dass gerade solche hochsicherheitsrelevanten Geräte nicht nur verpackungstechnisch versiegelt sind, sondern auch technisch. Es gibt technische Möglichkeiten, um zum Beispiel sicherzustellen, dass Geräte nicht von unautorisierten Menschen geöffnet werden. Kommt ein solches Gerät zum Repaircenter, werden zunächst die Versiegelungen gecheckt. Sind die Siegel gebrochen, verfällt die Garantie. Siegel können zum Beispiel Lackpunkte auf Schrauben sein. Aber es geht weitaus komplizierter. Beispielsweise werden in tragbaren elektrischen Geräten kleine Glaskolben mit Sollbruchstellen eingebaut. Bemerkt man im Repair-Center, dass ein solcher Glaskolben gebrochen ist, ist das der Beweis dafür, dass das Gerät auf den Boden gefallen ist. Die Garantie kann sich der Besitzer dann in die Haare schmieren.

Diese Überlegungen lassen nur einen Schluss zu: Israel hat die Geräte selbst produziert. Um diesen Umstand zu verschleiern, wurden Tarnfirmen eingerichtet, die die Bestellung der Hisbollah entgegennahmen. Denn Taiwan und Ungarn weisen jegliche Verstrickungen von sich.

Ich schaue gerade mit einiger Skepsis auf das neben mir liegende iPhone…

Beruhigend ist, dass eine solche Operation nur ein Geheimdienst erfolgreich durchführen kann: Der Mossad. Mit Abstrichen kann das auch das FBI, wie dieses Beispiel aus dem Jahr 2022 zeigt.

Derweil äußerte sich der Hisbollah-Chef Nasrallah zum Geschehen. Er wirkte recht väterlich. Aber WeLT-TV lässt sich nicht davon abbringen, die Hisbollah als Terroristen zu bezeichnen. Demnach ist auch Nasrallah ein Terrorist, auch wenn er als Kleriker auftritt. Diesen Umstand hätte ich fast vergessen, als ich ihm heute Nachmittag zuhörte.

Interessant war, wie er versucht hat, dass libanesische Volk hinter sich zu bringen. Da – glaube ich – hat er aber schlechte Karten. Die Libanesen wollen in Ruhe und Frieden leben, können das aber wegen der Terrormiliz nicht.

Ahmad Mansour ist für mich der neue Ben Wisch. Ältere Menschen kennen ihn noch: Ich rede von Hans Jürgen Wischnewski. Niemand kannte den Nahen Osten besser. Ich habe Ahmad Mansour auf Twitter gefragt, ob es ihm etwas ausmacht, wenn wir ihn ab sofort als Ben Wisch II bezeichnen.

Unsere Außenministerin telefoniert sich derweil die Finger wund. Nun, Frau Baerbock, Sie müssen akzeptieren, dass Ihre Meinung in der Welt eher keine große Rolle spielt. Bei Genscher wäre das etwas völlig anderes. Twitterkommentar des Tages:

Könnten Sie einfach bis zur BTW die diplomatischen Geschäfte ruhen lassen? Dann müssen wir uns danach zwar immer noch für Ihre Amtszeit entschuldigen, aber Sie richten bis dahin wenigstens keinen weiteren Schaden an. Falls Sie das im Völkerrecht übersehen haben: Reihenweise islamische Länder wollen Israel auslöschen. Hamas und Hisbollah müssen zerschlagen werden. Die Zwei-Staaten-Lösung ist Geschichte und vermutlich immer eine realitätsferne Utopie. Man kann im Krieg nicht auf zwei Seiten gleichzeitig kämpfen, auch nicht im diplomatischen.

Ach, ich habe das übersehen. Der Tweet kommt von Frauke Petry. So etwas lesen Sie nicht, oder?

Ich wollte noch erzählen, wo ich das Bild hergenommen habe. Antwort: Nirgends. Ich habe ChatGPT benutzt. Beim ersten Befehl gab es noch eine Fehlermeldung. Aber schon mit dem zweiten Befehl war ich erfolgreich. Die Sache mit den Bildrechten hat sich für immer erledigt. Mit Bildern und Fotos kann man nichts mehr verdienen. Arme Künstler, arme Fotografen. Letzteren hat man jetzt auch noch das Business mit den Passfotos entzogen.


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1 Kommentar zu „Donnerstag, 19. September 2024, Libanon: Der Weg der Pager und der Walkie Talkie.“

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