Montag, 23. September 2024: Bahn: Deutschlandticket steigt auf 58 Euro.

Ich weiß nicht genau, inwieweit das Deutschlandticket erfolgreich ist. Ich würde eher sagen, dass es bequem ist. Man kann einen ganzen Tag in München verbringen, ohne sich auch nur einen Moment Gedanken um „Fahrscheine oder Fahrkarten“ zu machen. Wenn man sich das Ticket leisten kann und die Kosten, vernachlässigbar durch den Arbeitgeber gesponsert, gleich auf dem Gehaltszettel „verschwinden“, gibt es nichts besseres. Für uns privat ist das Ticket als ‚flat rate‘ durchaus ein Erfolg.

Anders schaut es für die Marktteilnehmer aus. Die Deutsche Bahn hat in ihrer Halbjahresbilanz 1,2 Milliarden Euro ausgewiesen. Dagegen stehen bei 13 Millionen Deutschlandtickets durch die Anhebung um neun Euro magere 117 Millionen Euro Mehreinnahmen pro Monat. Im Jahr sind das 1,4 Milliarden Euro. Damit wäre das Defizit der Bahn zur Hälfte bezahlt. Es gibt aber noch viele regionale Verkehrsbetriebe, bei denen in der Kasse Ebbe herrscht. Das ganze Verteilungssystem der Ticketeinnahmen bleibt für mich undurchsichtig.

Reichen die Erhöhungen für die notwendigen Investitionen in das Schienennetz?

Laut Deutscher Bahn sei der Bund mit seiner grundgesetzlichen Gewährleistungsverantwortung mit Abstand der bedeutendste Zuschussgeber. Mit 8,1 Mrd. € entfielen rund 87% aller Investitionszuschüsse des Jahres 2023 auf den Bund. Die restlichen Mittel stammten von Ländern und Gemeinden (1,0 Mrd. €, 11 %), der EU (0,2 Mrd. €, 2 %) und sonstigen Zuschussgebern (<0,1 Mrd. €, <1 %).

Die Anhebung des Preises für das Deutschlandticket ist somit nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Seltsame ist, dass der Steuerzahler das Deutschlandticket auch für Menschen mitfinanziert, die sich nicht nur das Ticket locker leisten können, sondern auch eine Erhöhung verkraften könnten. Wo wäre für uns die Schwelle, wo wir beginnen würden, zu überlegen? 80 Euro. Schmerzgrenze? 100 Euro. Ich hätte das Ticket auf 75 Euro erhöht. 2,50 Euro pro Kalendertag lassen sich durchaus erklären und verkraften.

Ricarda Lang tut so, als sei sie nur Beobachterin der Szenerie. Als Vorsitzende der Grünen hätte ich gedacht, dass sie mehr Einfluss auf bundespolitische Entscheidungen hat. Das ist scheinbar nicht so. Ist vielleicht auch besser so.

Ich würde bei der Finanzierung neue Wege gehen. Alle Deutschen müssen konsumunabhängig GEZ bezahlen. Warum nicht auch nutzungsunabhängig die Bahn finanzieren? Ich meine die Bahn, nicht die Bahnvorstände.


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