Samstag, 05. Oktober 2024, Krankenkassenzusatzbeiträge steigen.

Wie gestern bei der Butter, hatte der Focus für uns in einem weiteren Bericht – auch von gestern – den ultimativen Ratschlag für gesetzlich Versicherte bereit: Man solle doch einfach die Krankenkasse wechseln, um ein paar Hundert Euro jährlich zu sparen, weil die Krankenversicherungen in ihrer finanziellen Not nun auch unterjährig dazu übergehen, die Zusatzbeiträge zu erhöhen. 

Und wieder liegt der Focus falsch, komplett falsch. Wo wäre die Vielfalt, wo der Wettbewerb, wenn alle gesetzlich Versicherten den Rat des Focus beherzigen und wechseln würden? Der Nischen-Anbieter würde von Wechselanträgen förmlich überrannt werden, müsste massiv in Personal und IT investieren und diese Kosten sofort an die Versicherten weitergeben. Vom Nischenanbieter zum Premium-Anbieter mutiert, hätte er dann auch die Macht, in zweierlei Hinsicht den Markt zu zerstören. Wechselwilligen wird der Wechsel durch Top-Angebote schmackhaft gemacht, während man auf der anderen Seite beliebig an der Preisspirale drehen kann. Auf der Strecke blieben dann etwa 90 deutschlandweit agierende Krankenversicherungen. Sollten sie verschwinden, ist die Monopolstellung da.

Was der Focus uns vorschlägt, würde die Krankenversicherungslandschaft kurzfristig zerstören. Der Staat müsste noch stärker subventionieren. Der Sozialismus nähme seinen Lauf. Offensichtlich gefällt das dem Focus, falls er denn über die Konsequenzen seines Berichtes überhaupt nachgedacht hat.

Wenn eine Firma organisch wächst, habe ich nichts dagegen. Aber warum kann ein Anbieter günstiger sein, als der Mitbewerb? Kleinere Dienstwägen für den Vorstand? Geringere Gehälter? Mehr Selbstbehalt bei Leistungen? Andere Leistungen? Erhebliche Rücklagen? Der Focus hätte ruhig ein klein wenig recherchieren können als einfach nur in die Statistik zu schauen, wer auf Platz 1 ist.

Der Witz des Jahres ist immer die Ausdrucksweise bei solchen Meldungen. Wenn der Zusatzbeitrag von 1,5 auf 3% steigt, spricht man nicht etwa von einer Verdoppelung, weil das so frustrierend klingt, sondern bleibt bei Verkündung der schlechten Nachricht bei der Zahl von 1,5% bei der Zahl, weil  sich das wesentlich undramatischer anhört. Auch vom daraus resultierenden Gesambetrag in Prozent lesen wir beim Focus nichts. 

Auch nimmt der Focus nicht auseinander, wie sich die absoluten Einnahmesteigerungen für die Krankenversicherungen allein schon durch die gestiegenen Gehälter der letzten Jahre ausgewirkt haben. Diese prozentuale Beitragsberechnung ist unverständlich, weil sich die Betragseinnahmen nicht etwa an den Kosten orientieren, sondern allein an den Gehältern. Das ist Sozialismus.

Oder zählen diese Einnahmesteigerungen nicht, weil das ein Nullsummenspiel ist und höhere Gehälter immer auch höhere Preise nachsichziehen, auch wenn uns die Gewerkschaften erzählen wollen, dass es genau umgedreht ist? Die Lohn-Preisspirale wirkt sich nur deshalb nicht so nichtsbringend aus, weil unser deutsches Wirtschftssystem weiterhin darauf aufbaut, Dinge mit einem Mehrwert zu exportieren. Wäre Deutschland eine abgeschlossene Einheit, hätte selbst alle benötigten Rohstoffe und unser Finanzsystem wäre abgeschottet, würde man sofort bemerken, dass eine Lohn-Preisspirale nichts, rein gar nichts bringt. Unser Wirtschaftssystem basiert auf der Ausbeutung anderer Länder. Es spricht nur niemand aus. Die Sache wird sich aber umdrehen und dies mit bösen Folgen für unsere Gesellschaft.


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