Schon die Überschrift des Merkur ist ungenau:
Schlagerstar Helene Fischer singt umstrittenes Kinderlied
Antwort: Die richtige Überschrift wäre gewesen, dass Helene Fischer ein bei der selbsternannten deutsch-orwellschen Sprachpolizei umstrittenes Kinderlied singt.
Helene Fischer hat jüngst ein Album mit Kinderliedern veröffentlicht. Darauf findet sich auch ein Song, der in der Vergangenheit bereits kontrovers diskutiert wurde.
Rückfrage: Wer hat über den Song wann und wo kontrovers diskutiert und mit welchem Ergebnis. Ich habe nichts diskutiert.
Manches von dem, was über Jahrzehnte hinweg Teil unseres Alltags war, wird inzwischen neu betrachtet: Um problematische Begriffe, stereotype Faschingskostüme und sogar Kinderlieder wird hierzulande mittlerweile ein hitziger Kulturkampf ausgefochten.
Antwort: Bitte Ross und Reiter nennen. Wer – außer ein paar armen links-grünen Irren – führt einen hitzigen Kulturkampf wegen Kinderliedern?
Doch letztgenanntes Stück ist inzwischen umstritten: „In ‚Aramsamsam‘ singt man ein Pseudo-Arabisch und ahmt zusätzlich die muslimische Gebetshaltung parallel zum Singen nach“, erklärt Dr. Nepomuk Riva (47), Musikethnologe an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, in einem Interview mit dem Klett-Verlag.
Antwort: Endlich outet sich jemand. Hoffentlich ist der Vorname Nepomuk keine kulturelle Aneignung.
Auch das ZDF sieht das beliebte Kinderlied problematisch.
Antwort: Wieder so eine Verallgemeinerung. Beim ZDF arbeiten 3.900 feste Mitarbeiter. Sind wirklich ausnahmslos alle Mitarbeiter auf Linie, was das Lied „Aramsamsam“ angeht? Das glaube ich nicht. Auch beim ZDF muss es doch noch Menschen geben, die der Meinung sind, dass man die Kirche im Dorf lassen müsse.
Laut des von ZDF-kultur betreuten Instagram-Kanals „aroundtheworld“ könne das populäre Kinderlied „als Verballhornung der arabischen Sprachen gedeutet“ werden.
Antwort: Was ich wie und in welcher Weise deute, kann man ruhig mir selbst überlassen. Aber mir wird langsam klar, warum die GEZ-Gebühr nicht mehr steigen wird. Es geht den Menschen nicht um die 60 Cent pro Monat. Diese Erhöhung könnten wir locker verkraften. Vielmehr stimmt die Leistung nicht mehr. Und die Leistung passt nicht mit den Gehältern der Manager zusammen.
Die „gebetsähnliche Verbeugung während des Liedes“ könne man gar als (mögliche) „Ablehnung des Islam“ interpretieren.
Antwort: Ach, ist es verboten, den Islam abzulehnen?
Die Debatte darum, was man noch sagen darf und soll, ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Antwort: Nein. Die Debatte ist nicht längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wichtigtuer wollen uns das einreden. Ich verorte mich in der Mitte der Gesellschaft. Ich führe aber mit niemandem eine Debatte.
In verschiedenen Bereichen hat ein Umdenken eingesetzt – auch, was Kinderlieder angeht.
Antwort: Was sind denn „verschiedene Bereiche“? Es gibt nur einen Bereich: Den Bereich der deutschen Möchtegern-Sprachpolizisten, hinter denen ich vor allem die Grünen verorte, die testen wollen, ob das einfache Volk aufmuckt oder diese Umgewöhnungs-Vorgaben still akzeptiert.
Denn „Aramsamsam“ ist keineswegs ein Einzelfall: Auch den Liedern „Drei Chinesen mit dem Kontrabass“, „C-a-f-f-e-e“ oder „Hab‘ ne Tante aus Marokko“ wird vorgeworfen, rassistische Stereotype zu reproduzieren.
„Wird vorgeworfen“. Klingt unpersönlich, und das muss es wohl auch sein. Denn die Kritiker kann man nicht erstnehmen. Wie kann man eigentlich Liedern etwas vorwerfen? Man kann höchstens den Liedtextern etwas vorwerfen. Ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der mit mir über „rassistische Stereotype“ in Liedtexten diskutieren wollte. Das interessiert niemanden. Woke Spinner wollen eine Debatte entfachen, wo es nichts zu entfachen gibt.
Dabei stammt „Aramsamsam“ ursprünglich aus genau diesem Kulturkreis: Denn bei dem Kinderlied, das seit Mitte der 1950er auf der ganzen Welt gesungen wird, handelt es sich um ein arabisches Stück im marokkanischen Dialekt, auch „Darija“ genannt. Kinder, deren Wurzeln in jenen Regionen zu verorten sind, würden „mit diesen Liedern aufgezogen oder gemobbt“, so Experte Nepomuk Riva im Interview mit der Deutschen Welle. Weil es mittlerweile „so viele Beispiele“ dafür gebe, fordert er, das Feedback der Betroffenen ernst zu nehmen.
Antwort: Wer zieht wen mit solchen Liedern auf? Dieser Vorwurf ist an den Haaren herbeigezogen, um beim Wort „ziehen“ zu bleiben. Mobbing durch Kinderlieder, es wird immer lächerlicher. Bitte die „vielen Beispiele“ belegen und das „Feedback“ der „Betroffenen“ anhand von Beispielen aufzeigen, danke.
Ich habe auch geschaut, inwieweit der Bericht vielleicht von einer Presseagentur übernommen wurde, oder ob der Bericht tatsächlich die Schöpfung des Merkur-Journalisten Jonas Erbas ist. Aber ach. auf msn.com lese ich den wortgleichen Bericht. Man hätte ja zumindest die Überschrift ändern können, um damit den Anschein zu wahren, tiefer in die Sache eingestiegen zu sein. Die Geistesleistung von Jonas Erbas beträgt exakt 0%. Wenn er richtig was auf dem Kasten hätte, dann hätte er sein Herz in beide Hände genommen und die Sache mit ein oder zwei Sätzen entspannen können. So vielleicht:
Tipp der Redaktion: Nehmen Sie die Debatte nicht allzu ernst. Wenn Sie oder ihre Kinder Helene Fischer mögen, dann kaufen Sie sich einfach das Album. Vorab schon einmal Schöne Weihnachten.
Und sollte jemand morgen in der Neumarkt-Sankt Veiter ovb-Zeitung die gleiche Überschrift sehen, dann ist alles gesagt und es gibt nichts Sinnvolles zu lesen. Den Artikel kann man dann ganz einfach überspringen.
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