Italienische Ermittler haben kürzlich einen umfangreichen Datenklau-Skandal aufgedeckt, der als einer der größten in der Geschichte des Landes gilt. Eine ganze Bande, darunter der ehemalige Polizist Carmine Gallo, soll seit 2020 systematisch sensible Daten von Prominenten, Politikern und Geschäftsleuten quer durch die Gesellschaft gesammelt haben. Mit den Daten wurden Dossiers erstellt und genutzt. Naheliegend ist der weltweite Verkauf der Daten. Im Zentrum der Ermittlungen steht eine Firma, die einen unscheinbar klingenden Namen hat: Equalize. Die Firma beschäftigte sich mit dem Sammeln von Informationen, was grundsätzlich legal ist. Irgendwann bog die Firma wohl falsch ab.
Im Fadenkreuz: Equalize
Die Ermittlungen der Mailänder Staatsanwaltschaft führten zur Festnahme von mindestens sechs Verdächtigen, Gallo eingeschlossen. Insgesamt stehen rund 60 Personen unter Verdacht, in das Netzwerk involviert zu sein. Die gestohlenen Daten umfassen persönliche Infos, Geheimdienstdaten und Abhörprotokolle.
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zeigte sich alarmiert und forderte eine gründliche Aufklärung. Solche Vorgehen gefährdeten die Demokratie.
Der Skandal hat auch Auswirkungen auf die Verwaltung: Ein Beamter der Finanzpolizei steht im Zentrum der Ermittlungen. Er soll über 33.000 Dateien aus staatlichen Datenbanken kopiert haben, die er sicherlich an Dritte weitergegeben hat, was auch sonst? Die Tragweite des Skandals ist enorm.
Der Fall hat in Italien eine breite Debatte über den Schutz persönlicher Daten und die Sicherheit staatlicher Informationssysteme ausgelöst. Die Ermittlungen dauern sicherlich noch Monate an. Wir können sicher sein, dass die Ermittler in den kommenden Wochen weitere Details ans Licht bringen.
Daten seien auch ins Ausland verkauft worden. Kann Deutschland in diesen Sumpf verwickelt sein? Hoffen wir es nicht. Könnte es in Deutschland einen ebensolchen Fall geben? Hoffen wir es nicht. Wir betrachten die Sache aber nüchtern: Die Geldgier und die kriminelle Energie sind grenzenlos. Deshalb sollten wir nie nie sagen. Ich erinnere stets an den Korruptionsindex, wo wir bei weitem nicht auf Platz 1 stehen, obwohl wir mit unserer Vorbildfunktion und unserem deutschen Moral-Zeigefinger dort eigentlich hingehören müssten.
Discover more from Michael Behrens
Subscribe to get the latest posts sent to your email.