Während der aktuellen Dunkelflaute, in der Wind- und Solarenergie nur begrenzt bis gar nicht zur Verfügung stehen, steigen die Strompreise in Deutschland erheblich. Am 6. November 2024 erreichten die Spotmarktpreise im Day-Ahead-Handel Spitzenwerte von bis zu 82 Cent pro Kilowattstunde (kWh), wohlgemerkt ohne Steuern und Abgaben. Der Tagesdurchschnitt war aber auf einem moderaten Preis von 23,1 Cent pro kWh.
Für Verbraucher mit dynamischen Stromtarifen führten diese Marktbedingungen zu noch höheren Kosten. Einige Kunden mussten am selben Tag bis zu 1,20 Euro pro kWh zahlen.
Preise von über einem Euro pro kWh
Von „dynamischen Stromtarifen“ hatte ich bis heute nichts gehört. Anbieter offerieren ihren Kunden Stromverträge, bei denen der Strompreis stündlich an die gerade geltenden Einkaufspreise angepasst werden. Beide Beteiligte wetten sozusagen darauf, dass es sich über die Zeit auszahlt, keinen fixen Vertrag mit einer bestimmten Laufzeit anzubieten, bzw. sich als Stromkunde nicht an feste Preise zu binden. Sie sind der Ansicht, dass der Kapitalismus im Energiesektor funktioniert und man nur im richtigen Moment auf günstige Preise spekulieren muss, um Geld zu sparen. Natürlich funktioniert der Markt nicht. Das links-grüne Kartell hat die Energiewende ausgerufen. Die letzten AKWs wurden abgeschaltet, die Elektromobilität gepusht, die Weichen aber nicht richtig gestellt.
Ich kann mit dem Konzept dynamischer Stromtarife nichts anfangen. Bei Preisspannen zwischen 8 Cent und 120 Cent wäre man nur noch damit beschäftigt, auf der App zu schauen. Wann rentiert es sich, die Waschmaschine einzuschalten? Weil man nicht ständig zu Hause ist, muss die ganze Wohnung smart werden und sich die Waschmaschine per App einschalten lassen. Aber welchen Stromverbrauch könnte man ansonsten noch in Zeiten verschieben, wo der Strom am günstigsten ist? Ich sehe wenig Möglichkeiten. Dennoch setzt Deindustrialisierungsminister und Kanzlerkandidat Habeck auf dieses Konzept, weshalb ab 2025 jeder Anbieter mindestens einen Tarif dieses Typs anbieten.
Dynamische Stromtarife – eine Habeck-Idee
In der Werbung sehe ich öfters Spots von ‚ostrom‚. Das dürfte so ein Anbieter sein. Scheinbar werden aber nur Kunden mit einem Verbrauch von mehr als 6.000 kWh pro Jahr angesprochen. Das ist nicht ganz unlogisch. Nur große Verbraucher haben die Flexibilität, auf sich stündlich ändernde Strompreise sinnvoll zu reagieren.
Wir sind immer noch die viertstärkste Wirtschaftsnation. Wer sich den Import-Export-Handel von elektrischem Strom in Europa anschaut, der sieht, dass wir in diesem Jahr seit der KW7 keine Woche mehr hatten, in der wir nicht hätten mehr Strom importieren müssen, als wir exportierten. Nur an 57 Tagen produzierte Deutschland mehr Strom als es benötigte. An allen anderen 259 Tagen musste Deutschland Strom aus europäischen Nachbarländern importieren, besonders aus Frankreich. Woher würden wir die benötigte elektrische Energie nehmen, wenn alle europäischen Länder unsere Energiepolitik kopiert hätten. Haben sie aber nicht, weshalb die Durchschnittspreise für Energie wie folgt ausschauen
Die Übersicht lässt nicht darauf schließen, dass Preise bis 84 Cent pro kWh (ohne Steuern und Gebühren) nach oben schießen könnten. Wenn aber in Deutschland die kalte Dunkelflaute einsetzt (kein Wind, keine Sonne und kalt obendrein), dann lassen sich die Nachbarstaaten die gelieferte Energie gut bezahlen.
Über „negative Strompreise“ möchte ich hier nicht referieren. Jemand produziert Energie und gibt dem, der diesen Strom abnimmt noch Geld dazu. So kann Energiepolitik niemals funktionieren. Das ist Schwachsinn. Nur so viel dazu: In den ersten acht Monaten des Jahres 2024 wurden in Europa insgesamt 7.841 Stunden mit negativen Strompreisen registriert. Dies ist auf den raschen Ausbau von Solar- und Windenergie zurückzuführen, der die Fähigkeit des Kontinents, überschüssige Energie zu managen, überstieg. Die negativen Strompreise traten in Europa somit rechnerisch an allen Tagen in einzelnen Stunden auf. Genau mein Humor. Wir produzieren Solar- und Windenergie und können sie nicht managen.
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