Letztens ging die Meldung viral, dass die Deutsche Bahn nachts Geister-ICE-Züge um Berlin herum im Kreise fahre lässt. Schlichte Begründung: Für die Abstellmöglichkeiten fehlen die Gleise. Also rollen fünf oder sechs ICE stundenlang vor sich hin, verbrauchen sinnlos Strom, verursachen Lärm und binden sinnlos Personal, das am Tage fehlt. Aber einen Vorteil hat die Sache. Sprayer haben es unglaublich schwer, einen fahrenden Zug zu verunstalten.
Scheinbar ist es günstiger, die Züge umherfahren zu lassen, als ein paar Abstellgleise zu bauen. Diese kosten laut Tagesspiegel einen mittleren Millionenbetrag. Die Deutsche Bahn erhält jeden Monat einen neuen ICE, der zwischen 18 und 25 Millionen Euro kostet. Da müssten so ein paar Abstellgleise eigentlich „drin“ sein. Laut Bahnsprecher sind die Planungen im Gange, aber es dauert eben. Und so lange drehen wir uns fröhlich im Kreis.
Söder war vor ein paar Tagen in die Kritik geraten, weil er die Fortführung des Deutschlandtickets in Frage gestellt hatte. Es fließe zu viel Geld in die Subventionierung der Fahrkarten aber zu wenig in den Ausbau der Infrastruktur: „Schiene, Verkehr, Brücken, Wohnungen können noch mehr Geld vertragen. Deutlich mehr Geld.“ Bayern bezahlt 400 Millionen Euro pro Jahr.
Söder hat komplett Recht. Bund und Länder finanzieren die Deutschlandtickets mit drei Milliarden Euro. Zu welchem Zweck? Damit ich lustig zweimal pro Woche nach München oder am Wochenende zu einem Ausflugsziel in der Umgebung düsen kann. Das kann doch niemals im Sinne des Erfinders. sein. Und es ist ungerecht. Menschen, die niemals Zug fahren, subventionieren mit ihrem Steuergeld meine privaten Reiseaktivitäten.
Schauen wir uns noch einmal die Beweggründe für die Einführung des Deutschlandtickets an und streuen sogleich ein paar Bemerkungen ein.
1. Förderung des Klimaschutzes
- Reduktion des CO₂-Ausstoßes: Durch die Verlagerung von Verkehr vom Individualverkehr (vor allem Autos) auf den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) soll der CO₂-Ausstoß gesenkt werden. Das Deutschlandticket ist ein wichtiger Baustein der Klimaschutzstrategie der Bundesregierung.
- Nachhaltigkeit im Verkehr: Die Förderung des ÖPNV als umweltfreundliche Alternative zum motorisierten Individualverkehr unterstützt die Ziele der deutschen und europäischen Klimapolitik.
Bemerkung: Man hört relativ wenig über die Effekte, aber angeblich wurde 7% weniger Auto gefahren und es wurden 6,7 Millionen Tonnen CO2 eingespart, bei 36 Milliarden Tonnen CO2-Ausstoß weltweit. Und dafür drei Milliarden Steuergeld plus die direkten Einnahmen aus dem Verkauf der Tickets.
2. Soziale Entlastung
- Kostengünstige Mobilität: Mit einem einheitlichen, bundesweiten Preis von 49 Euro pro Monat wurde der ÖPNV für viele Bürgerinnen und Bürger erschwinglicher gemacht, insbesondere für Pendler, Rentner, Studierende und einkommensschwache Haushalte.
Bemerkung: Einkommensschwache Haushalte werden sich das Ticket nicht leisten können, zumal Kinder ab 6 Jahren auch ein Deutschlandticket benötigen. Eine Familie mit zwei Kindern muss dann schon 200 Euro pro Monat investieren. Und das besonders Lustige geschieht am Ausflugsziel. Denn dort fallen dann die echten Kosten an. Einmal mit der Familie zum Essen gehen: 100 Euro. Und da genügen schon drei Personen. Drei Essen, fünf Getränke, Trinkgeld. Und schon war im ‚Irmi‘ in München der Hunderter weg. Da relativiert sich das günstige Deutschlandticket recht schnell.
- Inflationsausgleich: In Zeiten steigender Lebenshaltungskosten, insbesondere durch hohe Energiepreise, bietet das Deutschlandticket eine finanzielle Entlastung für viele Haushalte.
Bemerkung: Demnächst sind 116 Euro monatlich für zwei Deutschlandtickets fällig, womit wir wieder bei der Grundsatzlogik wären, dass man sich grüne Politik leisten können muss. Das Deutschlandticket als Kompensation für die steigende Inflation? Seltsamer Ansatz. Eine Entlastung sehe ich nicht.
3. Einheitlichkeit und Vereinfachung
- Abbau der Tarifvielfalt: Vor der Einführung des Deutschlandtickets war der ÖPNV in Deutschland durch eine hohe Komplexität geprägt, mit unzähligen Tarifzonen, Preisen und Regelungen. Das Deutschlandticket schafft hier eine bundesweite Einheitlichkeit.
Bemerkung: Ja, für den alten weißen Mann ist die Sache jetzt einfacher. Ich habe Ticketautomaten noch nie verstanden.
- Einfachheit und Attraktivität: Der einfache Zugang und die klare Preisstruktur machen den ÖPNV auch für Gelegenheitsnutzer und Touristen attraktiver.
Bemerkung: Das sehe ich anders. Der wirklich befriedigende Effekt kommt erst, wenn man das Tickt oft benutzt.
4. Förderung der Verkehrswende
- Stärkung des ÖPNV: Das Deutschlandticket unterstützt die langfristige Verkehrswende in Deutschland, indem es die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs erhöht und mehr Menschen dazu bewegt, diesen regelmäßig zu nutzen.
Bemerkung: Ich vermute eher Mitnahmeeffekte. Wer immer Auto gefahren ist, fährt weiter Auto. Wer immer Bahn gefahren ist, freut sich über die Subvention.
- Reduktion von Verkehrsstau und Umweltbelastungen: Durch den verstärkten Umstieg vom Auto auf Bus und Bahn soll der Verkehr in Städten und Ballungsräumen entlastet werden.
Bemerkung: Diesen erwünschten Effekt bezweifele ich.
5. Wirtschaftliche Effekte
- Stärkung regionaler Wirtschaftszentren: Ein verbesserter Zugang zu Mobilität kann wirtschaftliche Aktivitäten fördern, insbesondere in ländlichen Regionen, die besser an urbane Zentren angebunden werden.
Bemerkung: Welche wirtschaftlichen Aktivitäten sollen das sein?
- Arbeitskräftemobilität: Die erleichterte Mobilität unterstützt Arbeitnehmer dabei, auch entferntere Arbeitsstellen zu erreichen.
Bemerkung: Das ÖPNV-Netz hat sich nicht verbessert. Wie soll es auch gehen. Unsere Fahrkarten werden subventioniert, nicht die Infrastruktur.
6. Langfristige Modernisierung
- Anreize für Investitionen: Mit einer erhöhten Nachfrage wird erwartet, dass Bund und Länder stärker in den Ausbau und die Qualität des ÖPNV investieren, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden.
Bemerkung: Davon ist nichts zu sehen. Es fehlen sogar Abstellgleise für ICE’s.
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