Die Außenministernde Annalena Baerbock ist das populäre Feindbild aller Menschen, die die Grünen in Gänze ablehnen. Zu denen gehöre ich auch. Leicht kopfschüttelnd nehme ich zur Kenntnis, was sie für sprachliche Fehler begeht.
- Der „bacon of hope“ anstatt ‚beacon of hope‘ ist unvergesslich. Südafrika = Speck der Hoffnung, anstatt ein „Leuchtfeuer der Hoffnung“.
- Das Video-Schnipsel „Was sind die Folgen für ein Nachbarland, oder ein Land, das 100.000e km entfernt liegt.“ war auch nicht schlecht.
- Richtung Putin sagte sie bezüglich des Ukraine-Krieges: „He can decide, that he changes his course by 360 degrees tomorrow“, was so viel heißt, dass Putin eine 360-Grade-Wende hinlegen könnte (um den Krieg zu beenden).
- Hier hat sie in einem deutschen ARD-Interview den Begriff „Kobold“ benutzt, obwohl sie Kobalt meinte. Später erklärte sie das damit, dass sie das chemische Element auf Englisch ausgesprochen hätte. Das ist schon eine eher schwache Ausrede. Denn auch die Amerikaner sprechen das ‚a‘ als ‚a‘ aus. Nur die Briten sprechen das ‚a‘ in der Tat als ‚o‘ aus. Es bleibt ein fragwürdiger Rettungsversuch.
Sprachlich passt es Bei Baerbock nicht immer.
Jetzt haben wir folgende neue Aussage, die sie bei der OSZE-Konferenz in Richtung des russischen Außenministerin Lawrow formulierte. „Sie können sich selbst etwas vormachen, nicht aber der Welt, nicht den 1,3 Milliarden Menschen in Europa.“
Jetzt hat Europa aber gar keine 1,3 Milliarden Menschen, sondern nur etwas mehr als 742 Millionen. Wie kommt sie auf 1,3 Milliarden? Das hat sich die Nachrichtenagentur dpa (Deutsche Presse Agentur) auch gefragt, und entgegen ihrer eigenen Regeln das Zitat wie folgt verändert: „Sie können sich selbst etwas vormachen, nicht aber der Welt, nicht den 1,3 Milliarden Menschen in der OSZE-Region.“
Daraufhin begann das Netz zu toben. Nicht ganz zu Unrecht, wie ich meine. Zitat ist Zitat. Man kann von mir aus in zwei Nachsätzen den Lapsus richtigstellen und mitteilen, was sie eventuell gemeint haben könnte. Aber ein Original-Zitat zu verändern, hat ein Geschmäckle. Das Netz sieht sofort einen Zusammenhang mit der einen Million Euro an Subventionszahlungen durch die Bundesregierung. Wollte dpa die Außenministerin vor einer weiteren Peinlichkeit bewahren? Offensichtlich.
Die Nachrichtenagentur dpa verändert ihr Zitat.
Der Schuss ging jedenfalls nach hinten los. Denn auch mit der korrigierten Version wurde/wird es nicht besser. Wer von uns kann überhaupt mit dem Begriff „OSZE-Region“ etwas anfangen. Wer von uns hätte auch nur ansatzweise schätzen können, dass rund um den Globus 57 Länder in der OSZE sind? Und noch weniger wüsste ich, welche wichtigen Länder vertreten sind bzw. fehlen. Ich weiß aber, dass Russland mit seinen 148 Millionen Menschen in der OSZE ist. Selbst den Begriff „OSZE-Region“ hätte sie wegen Russland somit einschränken müssen. Wenn Baerbock in ihrem Zitat tatsächlich auf die Gesamteinwohnerzahl der OSZE wollte, hätte sie klarstellen müssen, dass sich die Einwohner von Russland zumindest nur teilweise von Lawrow etwas vormachen lassen. Insofern wäre folgende Aussage sinnvoller und staatsmännischer gewesen:
„Sie wissen, Herr Lawrow, dass die meisten Menschen in Europa und auch im gesamten OSZE-Raum Ihre Aussagen missbilligen. Sie können sich weiterhin etwas vormachen, doch selbst in Ihrem eigenen Land mehren sich die Stimmen, die ein Ende des Krieges möchten. Hören Sie ihnen bitte zu.“
Mit so einem Statement vermeidet man alle Zahlen, die man sich in der Vorbereitung auf eine Rede evtl. falsch eingeprägt hat. Und das trifft auch auf ihre 360Grad-Wende zu. Aber was soll sie machen, wenn ihr bei der Podiumsdiskussion der Begriff U-turn nicht einfällt – oder sie ihn nicht kennt.
Aber auf mich hört ja niemand.
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