Mittwoch, 11. Dezember 2024, Reiseblog: Gelsenkirchen, Düsseldorf, Heimfahrt

Von Bayern-Fans war heute in der Stadt nichts mehr zu sehen. Die meisten reisten noch in der Nacht zuück nach München.. Ich dagegen residierte im Ambient Hotel Zum Schwan, frühstückte nicht zu üppig, und warf noch einen Blick in die Stadt, die gegen 09.30 Uhr langsam aus dem Schlaf erwachte.

Dieses Gebäude nenne ich Architektur. Schaut ein wenig aus wie Walter Gropius, wurde aber 1924-1927 von Alfred Fischer errichtet:

Dieses “Ding” dagegen ist Mist, wenn nicht gar ein Verbrechen am Auge des Betrachters:

Eigentlich bin ich nicht befugt, über Kunst zu urteilen, weil ich nicht einmal eine Kuh malen kann, die als solche dann auch erkannt werden würde. Dennoch frage ich mich, ob man bei einem Kunstwerk auch als Minderbegabter nicht doch einen Anfangsverdacht haben sollte, um was es geht. Das ist hier nicht der Fall, Selbst der Name gibt nichts her. Raumplastik halt:

Beim Effner-Platz in München kann man sofort erkennen, dass da jemand an den Kühlturm des stillgelegten AKW’s OHU2 in Landshut erinnern möchte, auch wenn ich das Gebilde trotzdem für Material-Verschwendung halte:

Man muss der Künstlerin aber lassen, dass sie das mit dem AKW-Aus gut vorausgesehen hat. Unseren Kindern und Enkeln können wir anhand dieser Installation gut erklären, wie wichtig AKW’s für unseren Wohlstand waren.

In dem Moment, wo man solche Selbstverständlichkeiten in großen Lettern an ein Gebäude kleben muss, läuft im Land gewaltig etwas schief.

Hass und Hetze sind auf den Sozialen Medien an der Tagesordnung. Aus allen Richtungen. In alle Richtungen. Und “Gemeinsam für alle” ist eine Floskel. Was will mir die Botschaft sagen, wenn ich im nächsten Moment das da sehe:

Was ist die Empfehlung? Die gewerbsmäßig bettelnde Frau ist auch “alle”.

Letztens kassierte ich im facebook einen Shitstorm, weil ich früh um 07.50 Uhr einen jungen afrikanisch aussehenden Mann an meiner Haustür abgewiesen hatte, der Bauchschmerzen vorgab und unbedingt nach Gabersee wollte. Er zählt auch unter “alle”. In dem Moment dachte ich aber rational. Wenn er es mit seinen Schmerzen in den letzten Winkel der Neumarkt-Sankt Veiter Dichtersiedlung geschafft hatte, dann hätte er eigentlich auch an der richtigen Stelle abbiegen und auf dem Stadtplatz zum Arzt gehen können.

Ich wollte daraufhin auf facebook wissen, bei wem der Zugereiste noch so alles geklingelt hatte. Wie gesagt: Auf facebook bekam ich darauf keine Antwort, sondern einen Shitstorm. Die Antwort bekam ich dann von der Nachbarin. Die hatte tatsächlich den Sanka gerufen, aber mit welchem Ergebnis? Zwei Stunden später wurde der junge Mann, mit seinen Freunden durch die Stadt spazierend, in Mühldorf gesichtet. Ich habe überlegt, ob ich mich im facebook nicht doch noch einmal final wehren sollte, kam aber zu dem Schluss, dass das mit dem “Kein Hass” in Deutschland eben überhaupt gar nicht funktioniert, allen Aufrufen zum Trotz.

Bei diesem Werbewürfel musste ich zunächst zweimal hinschauen, um zu checken, um was es geht. Kinder sollen mittels Computertrainings fit für die Zukunft gemacht werden. Das ist sehr wichtig. Denn unsere Kids können zwar Apps super benutzen und Nachrichten in einer Geschwindigkeit schreiben, dass uns der Kopf brummt – aber was wissen sie über das www, was über Serverkonzept, was über einfache Dinge wie DSL-Router, Firewalls und Router. Eher nichts. Hoffen wir, dass der Anbieter mit seinem Ansatz Erfolg hat.

Anstatt das Problem der Vermüllung der Erde ernsthaft anzugehen, verstricken wir Deutsche uns darin, Tag und Nacht zu diskutieren, wer die Deutungshoheit über “Hass und Hetze” hat, und wer wen als Nazi und Faschist betiteln darf. Aber es gibt auch schlichtere Gemüter:

Hier hat offensichtlich jemand Tauben gefüttert. Ich hätte für die Tiere eher eine Ladung Schrot parat. Die Strafe für diese Selbstjustiz wäre aber vermutlich drakonisch.

In Düsseldorf hatte ich noch Zeit, meinen Schrittzähler ein wenig zu beschäftigen. Die traurige Botschaft für die Landeshauptstadt von NRW ist, dass ich fast kein Fotomotiv gefunden habe, was es wert gewesen wäre, das iPhone aus der Tasche zu ziehen.

Diese Stolpersteine findet man überall, nur nicht in Neumarkt-Sankt Veit. Bei der Stadtplatzsanierung hätte man seine eigene Stadtgeschichte hier verankern können, auch wenn es die Schattenseiten offenbart. Es ist seltsam, dass es in der Heimatzeitung ovb gefühlt in jedem zweiten Bericht auf der Lokalseite um die Vergangenheit geht – beim Thema jüdisches Leben in der Nazizeit wird man aber schmallippig. Wenn ich in meinem Leben wieder einmal Zeit habe, dann werde ich recherchieren, welche jüdischen Familien in NSV enteignet und welche Neumarkter Familien zu Nutznießern wurden. Mir kribbelt es schon in den Fingern…

Das war’s aus Gelsenkirchen. Heute geht es über Düsseldorf heim. Dort habe ich den ICE629 bestiegen, der wiederum aus zwei zusammengekoppelten Einzel-ICE besteht. Hoffentlich hält die Verbindung, ich sitze immerhin im hinteren Teil des Zuges…

…und hier im letzten Waggon, der aber mal gerade noch so auf den Bahnsteig gepasst hat.

Köln war schnell erreicht. Man sieht es an der Hohenzollernbrücke. Normalerweise geht man außen vorbei und schätzt erfolglos die Anzahl der Vorhängeschlösser:

Hier im Waggon wird telefoniert, was das Zeug hält.

Die Strecke zwischen Köln und Frankfurt ist eine Hochgeschwindigkeitsstrecke:

Braucht es diese irren Geschwindigkeiten? Als ehemaliger Techniker weiß ich, was mechanisch und elektronisch so alles kaputtgehen kann. Hoffen wir mal, dass Siemens ganze Arbeit geleistet hat und sich das ICE-Unglück von Eschede (1998, 100 Tote) niemals wiederholen wird.

Das war’s vom Zweitagesausflug zum CL-Vorrundenspiel Donezk – FCB 1:5 (1:2) auf Schalke in der Veltins-Arena.


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