
https://www.telepolis.de/features/Wann-kommen-die-Gleichstromnetze-10229987.html
Formalitäten vor Inhalt. Schauen wir uns zunächst an, wer hier unserem Land prophezeit, dass die Wechselstromnetze in der Industrie langsam auslaufen. Der Schreiber des Essays heißt Christoph Jehle. Was befähigt Herrn Jehle, uns die Zukunft in Sachen AC/DC aufzuzeigen? Er hat Theologie studiert – schon mal günstig. Wenn man an einem großen Trafo vorbeigeht, kann man zumindest zu Gott beten, dass der Magnetismus einem nicht die Brille mit dem Metallgestell vom Gesicht zieht. Geografie ist auch nicht schlecht. Wenn man einen Hochspannungsmasten in der Landschaft stehen sieht, kann man ihn sofort genau orten. Konferenzen auf Fachmessen in Shanghai und das Knüpfen umfangreicher Kontakte helfen dem technischen Knowhow extrem auf die Sprünge, weil man sich auf den langen Flügen in Fachlektüre vertiefen kann.
Es stellt sich somit die Frage, wie nah unser Theoretiker elektrischem Strom schon einmal gekommen ist. Ich habe mal einen 500V-Schlag abbekommen. Da war ich hinterher leicht benommen. Und ich hatte in der Berufsausbildung das Fach Elektrotechnik, bei Herrn Lederer, in der Postschule, auf dem Kaßberg.
Ahnung von Elektrotechnik kann nie schaden.
Wenn man sich das eigene Haus anschaut, dann könnte man in der Tat zu dem Schluss kommen, dass Gleichstrom mehr Sinn haben könnte als Wechselstrom. Denn alles, was wir an die Steckdose anschließen, braucht eigentlich gar keinen Wechselstrom, sondern Gleichstrom. Laptop, Bildschirm, Fernseher, Mobiltelefone, jede LED-Lampe arbeitet mit Gleichstrom. Somit ist jedem Gerät das vorgeschaltet, was wir als „Netzteil“ bezeichnen. Technisch gesehen handelt es sich aber um einen Gleichrichter. Links gehen die 220V Wechselstrom hinein, Richtung Endgerät verlässt das Netzteil jedoch Gleichstrom, und dies mit Verlusten. Warum also nicht gleich den notwendigen Gleichstrom aus der Steckdose herauspurzeln lassen und nutzen? Dann können wir uns doch alle Netzteile sparen. Das wäre doch ein unfassbarer Gewinn.
Praktisch wäre das aber nur dann denkbar, wenn alle Endgeräte die gleichen Spannungen benötigen. Also 5V. oder 9V oder 24V, oder 48V. Höher geht grundsätzlich nicht. Nicht umsonst wurden frühere TK-Anlagen mit 48V betrieben und nicht etwa mit 60V oder mehr? Die 48V-Stromversorgungen halten sich somit an das Prinzip der „Schutzspannung“. Es nennt sich deshalb so, weil man einen Stromschlag von 48V noch relativ gut vertragen kann. Man bekommt einen Schreck, das war es aber dann.
Zauberwort Schutzspannung
Weil aber viele Endgeräte unterschiedliche Spannungen benötigen, wäre der Effekt von Gleichstrom an der Steckdose der, dass man statt AC/DC-Wandlern dann DC/DC Wandler bräuchte. Damit hätte man nichts gekonnt. Ein weiterer Effekt wäre, dass es mit der Verdrehsicherheit Essig ist. Heutzutage ist es egal, wie herum ich einen Stecker in die Steckdose stecke. Bei Gleichstromsteckdosen müsste man auf Plus und Minus achten. Somit wären alle Steckdosen zu tauschen.
Desweiteren ist die Abschaltung bei Gleichstrom mit Lichtbögen verbunden. Niemand, der jemals einen Stecker aus der Steckdose gezogen hat, wird jemals einen Lichtbogen bemerkt haben. Vielleicht hat man einen Funken gesehen, weil sich noch irgendwelche Kondensatoren entladen. Aber Lichtbögen sind nicht logisch, weil durch das ständige Wechseln der Stromrichtung, Strom und Spannung immer wieder gegen Null gehen.
Bei Gleichstrom wären Lichtbögen an der Tagesordnung. Das kann niemand wollen. Wenn man bei hohem Gleichstrom an einen blanken Draht fasst, kommt man unter Umständen nicht mehr los. Diesen Effekt hat man bei Wechselstrom nicht. Es haut einen Menschen vielleicht um (oder man ist kurz benommen, wie in meinem Fall), aber man ist dann zumindest weg von der stromführenden Leitung und kann sich von der Wucht des Stromschlages erholen.
Zauberwort Lichtbogen
Warum arbeiten manche S-Bahnen denn dann mit hoher Gleichspannung und entsprechen hohen Strömen über frei zugängliche Stromschienen? Weil eine Stromschiene günstiger zu installieren ist als eine Oberleitung. Diesen Stromschienen darf man nicht zu nahe kommen.
Testfrage: Gibt es bei Gleichstrom Magnetismus? Grundsätzlich nicht. Magnetismus gibt es grundsätzlich nur bei Wechselspannung. Dennoch gibt es bei Gleichstrom ein statisches Magnetfeld. Deshalb müssen die Adernpaare bei Gleichstromkabeln verdrillt sein, damit sich die Magnetfelder wenigstens teilweise aufheben. Tut man das nicht, oder nicht richtig, führte das in der analogen Telekommunikation zum Übersprechen. Was ist das nun schon wieder? Antwort: Zwei Menschen telefonierten miteinander und konnten ein fremdes Gespräch mithören, weil die Adernpaare nebeneinander lagen. Wir erinnern uns: Der Magnetismus eines Adernpaares führte zur Induktion von Spannung in einem Nachbar-Adernpaar. Und wieso kann es denn nun bei Gleichstromkabeln nun doch zu Magnetismus kommen? Weil die Sprache auf die 48V sozusagen draufmoduliert wird, weil die Sprache mit dem Gleichstrom ja nun irgendwie übertragen werden muss. Damit entstehen dann unterschiedlich hohe Spannungen. Und damit hat man dann eben doch den induktiven Magnetismus. Das lässt sich mit Theologie aber nicht herleiten.
E-Autos fahren mit Gleichstrom und Wechselstrom zu gleich.
E-Autos fahren alle mit hohem Gleichstrom von 400 bis 800V. Warum geht man absichtlich auf diesen hohen Voltzahlen, obwohl diese weit über die Schutzspannung von 48V hinausgehen? Ganz einfach: Wirtschaftliche Gründe. Wir erinnern uns an die Formel für die elektrische Leistung: P = U x I. Leistung = Spannung x Strom. Erhöht man die Spannung, kann weniger Strom fließen, und dennoch erhält man die gleiche Leistung. Und warum entscheidet man sich für mehr Spannung und weniger Strom? Weil man dann dünnere Drähte nutzen kann. Die Investition in Kupfer ist somit geringer, und das Auto wird leichter.
Die Begrifflichkeit „E-Autos fahren mit Gleichstrom“ ist tatsächlich ein wenig oberflächlich formuliert. Natürlich hat ein Tesla Gleichstrombatterien, was auch sonst? Aber der Motor, der einen Tesla letztlich antreibt, ist ein Wechselstrommotor. Weil für die Umwandlung jetzt zwar nicht Gleichrichter, dafür aber Wechselrichter notwendig sind, müsste unser Theologe auch diese Technologie kritisieren.
Über die Auswirkungen dieses Gleichstromwahnsinns wissen die Feuerwehrler mehr zu berichten. Ein in Brand geratenes E-Auto lässt sich faktisch nicht löschen. Man muss es komplett in ein Wasserbad tauchen, denn: Ohne Sauerstoff kein Brand. So die Theorie. Lithium-Ionen-Batterien sehen das aber anders. Sie können sich wieder selbst entzünden. Das Auto muss 24 bis 48 Stunden nach dem Brand im Wasser abkühlen.
Und so bekommt unser Fachmann in den Kommentaren ausschließlich kritische Kommentare. Die meisten tippen auf Lobbyismus.
https://www.elektroniknet.de/automation/industrie-40-iot/ac-ist-definitiv-am-ende.220735.htmlhttps://www.weka-fachmedien.de/event/markttechnik-dc-konferenz/
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