Um die Geschichte zu verstehen und auch den ovb-Bericht vom Samstag besser einschätzen zu können, muss man hier von unten nach oben, also meinen Blog vom 15.07.2023 lesen. Damit wird auch deutlich, dass wir über einen Vorgang sprechen, der seit etwa einem Jahr in der Schwebe ist. Auf meinen Fragenktatalog vom 27. April 2024 an das Rathaus gab es zunächst gar keine Reaktion. was mich am 25. Mai 2023 dazu bewegte, beim Landratsamt nachzufragen, das prompt antwortete. Am 12. Juli 2023 bekam ich dann die Antwort, dass man mir „von betriesbinternen Abläufen, die bei uns gemäß der Trinkwasserverordnung durchgeführt werden, keine weitere Auskunft geben“ könne.
Die Verwaltung glaubte tatsächlich, dass ich mich mit dieser Auskunftsverweigerung zufriedengebe? Seltsam, dass die gleiche Verwaltung im gestrigen ovb-Bericht sehr wohl „Stellung bezog“.
Warum ist es notwendig, die Themen immer erst an die ganz große Glocke zu hängen, bevor etwas passiert, in diesem Fall die Nachfrage beim Landratsamt und den Bürgerantrag bei der Bürgerversamlung?
Der Grundwiderspruch jedoch bleibt.
Original-Auszug aus der Reaktion des LRA vom 30. Mai 2023 per Mail an mich: „Der Brunnen IV war vom Netz genommen, da die Untersuchungswerte nach der Trinkwasserverordnung im Bereich der Mikrobiologie auffällig waren.“
Aussage gestern im ovb auf die Frage von Stadtrat Geltinger, ob es eine mikrobakterielle Verunreinigung gegeben hätte: „Bei den Proben hätten sich keine Auffälligkeiten ergeben“.
Und auch die Verwaltung hatte mich in ihrer Mail darauf verwiesen, dass das LRA geantwort hätte, und meine Fragen daher gegenstandslos seien. Hätte es keine mikrobakteriellen Auffälligkeiten gegeben, hätte die Verwaltung der Aussage des LRA widersprechen müssen. Stattdessen hat sie die Aussage faktisch bestätigt. Einen solchen Widerspruch kann man nur schwerlich im Raum stehen lassen. Der ovb schafft diesen Spagat.
Völlig schräg ist der Verweis auf Schaulustige. Letztes Frühjahr hatte es längere Zeit nicht geregnet. Es war völlig unlogisch, dass urplötzlich ein munteres Bächlein zwanzig Meter von meinem Haus lustig vor sich hin plätscherte. Ein einfacher Vorab-Hinweis zur Situation hätte für mich ausgereicht, um nicht zum Schaulustigen zu mutieren und die Quelle für das Wasser zu suchen. Weder hätte es Mailtapeten zwischen allen Beteiligten gegeben, noch hätte es für die Bürgerversammlung einen Bürgerantrag gegeben. Es ist somit genau andersherum: Schaulustige gibt es dann nicht, wenn alle über die Situation informiert sind. Es gibt sie aber immer dann, wenn plötzlich ein Ereignis eintritt, niemand informiert ist, und sich alle wundern.
Wenn der Stadtrat als Überwachungsorgan voll inhaltlich über den Ablauf informiert wurde – warum stellte dann Stadtrat Geltinger bei der letzten Sitzung überhaupt die Frage nach der mikrobakteriellen Belastung? Dann musste er doch wissen, um was es geht. Und Stadtrat Spirkl hätte sich letztes Jahr auch nicht darüber überrascht gezeigt, dass er plöztlich neben einem plätschernden Bach wohnt.
Seltsam bleibt, dass die Verwaltung letztes Jahr der Meinung war, über betriebsinterne Abläufe keine Auskunft geben zu müssen, während man jetzt bei größeren Wartungsarbeiten die Vorgänge über die Internetseite mitteilen will.
15.07.2023, Trinkwasser
Wie schon berichtet, wurden in unserem Grüngürtel über Wochen – subjektiv eingeschätzt – große Mengen Wasser aus einem der Trinkwasserbrunnen im Waldboden versenkt. Wegen der Wichtigkeit des Themas Wasser beließ ich es nicht bei einem Blog auf meiner Homepage. Diesmal war folgender Fragenkatalog fällig, den ich an das Rathaus schickte:
- Warum wird mit Trinkwasser der Waldboden gewässert?
- Handelt es sich um eine Entkeimungsaktion?
- Um welche Typen von Keimen geht es?
- Welche Grenzwerte wurden mit welchen Werten überschritten?
- Wie läuft so eine Aktion ab?
- Wieviel Kubikmeter Wasser gehen durch jede Säuberungsaktion verloren?
- Wie oft werden diese Aktionen in Neumarkt-Sankt Veit pro Jahr durchgeführt?
- Liegt die Ursache in der landwirtschaftlichen Nutzung der Böden, z.B. durch das Austragen von Gülle?
Einen Monat lang kam keine Antwort. Ich dachte mir: Michael, nicht verzagen, Bürgernähe ist das jetzt nicht, aber es gibt ja als Kontrollbehörde noch das Landratsamt. Da laufen die Dinge anders. Der Landrat antwortete sofort und versprach Aufklärung. Drei Tage später kam die Erklärung, dass es mikrobiologische Auffälligkeiten gegeben hätte. Während ich noch über den nächsten Schritt nachdachte, kam eine Mail aus dem Rathaus. Man hätte meine Mail nicht gefunden, auch nicht im Spam. Eventuell wäre mein beigefügtes Bild zu groß gewesen.
Jetzt sind zwar meine tief technischen Kenntnisse über das SMTP-Protokoll in den letzten Jahren etwas verblasst, doch gibt es beim Mailversand über das genannte Protokoll nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich bekomme als Absender eine Fehlermeldung (z.B. Bild zu groß, Adresse falsch, als Spam zurückgewiesen), oder die Mail hat die Empfangsadresse erreicht. Eine Fehlermeldung kam keine, die Mail ist also – zumindest auf dem Mailserver der Stadt – angekommen. Und wenn ich mit der Mailadresse info@neumarkt-sankt-veit.de eine Adresse genommen habe, die von der gängigen Mailadresse info@vgnsv.de abweicht, so ist die Mail dennoch angekommen. Wichtig ist halt, dass diese nicht mehr aktuelle, aber technisch noch funktionierende Mailadresse durch entsprechende Programmierung zu einer genutzten Mailbox umgeleitet wird, damit der Absender eben nicht einen Monat im Unklaren gelassen wird, ob die Mail gelesen wurde, oder nicht. An veralteter IT-Technik kann es auch nicht gelegen haben. Das Rathaus hatte wegen „Server-Erneuerung“ neulich erst drei Tage zugesperrt.
Korrekt wäre es, den Eingang jeder einzelnen Mail automatisiert oder manuell zu bestätigen. Dann weiß ich wenigstens, woran ich bin.
Der Inhalt der Antwort-Mail aus dem Bauamt war ernüchternd. Das LRA hätte geantwortet, meine Anfrage wäre somit gegenstandslos. Fand ich nicht. In meiner Antwort wiederum versuchte ich zu erklären, dass ich auf meine acht Fragen ja nur die kurze Antwort der “mikrobiologischen Auffälligkeiten” bekommen hätte, und ich mich hier noch etwas ungenau informiert fühle.
Man ahnt es, wir nähern uns mit der neuerlichen Antwort aus dem Bauamt dem Höhepunkt des Geschehens: Man könne mir leider keine Informationen über innerbetriebliche Abläufe geben. Und Wasser würde nicht verschwendet, es würde ja dem natürlichen Kreislauf wieder zugeführt. Hatte ich das Wort „verschwendet“ in meinem Fragenkatalog überhaupt verwendet? Nein.
Neumarkt hat also lediglich den natürlichen Wasserkreislauf angekurbelt? Auch ein Erkenntnisgewinn.
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