Friedrichroda lag gewissermaßen auf der Strecke auf dem Weg zu einer Familienfeier in Thüringen. Warum also nicht einmal zwei Tage vorher in diese Richtung fahren und sich den Thüringer Wald anschauen. Wir konnten uns nicht recht erinnern, wann wir diesem Landstrich das letzte Mal einen Besuch abgestattet hatten. Abgestiegen sind wir im…
…Waldhotel Friedrichroda. Vom Äußeren der Gebäude darf man sich nicht täuschen lassen. Das ist der Stil vieler Häuser.
Die Gebäude kommen sehr mondän daher.
Man hat das Gefühl, dass Friedrichroda zwei Glanzzeiten hatte. Einmal so an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. Und ein zweites Mal nach der Wende, als hier sicherlich Aufbruchstimmung herrschte. Man kann sich nie ganz sicher sein, ob dort jemand wohnt oder das Gebäude leersteht. Bei diesem Prachtstück…
…herrscht eher Abbruchstimmung. Doch gibt das meistfotografierteste Haus im Nachbarort Bad Tabarz alles, um auf den Beinen zu bleiben. Ich befragte sofort eine Nachbarin des Anwesens, was es mit diesem Geisterhaus auf sich hat. Große Pläne hätte man gehabt. Sogar der MP Ramelow wäre da gewesen, um hier ein Projekt zu starten. Aber man sähe ja, was daraus geworden sei.
Ich bin mir nicht sicher, ob die junge Generation diesen Kinderbuch-Autor noch kennt. Vielleicht dämmert es bei diesem Anblick:
Man meint, Friedrichroda erlebe eher schwere Zeiten. In der Wirtschaft, in der wir abends waren – gleiche Straße, irgendwo gegenüber – war von schweren Zeiten nichts zu spüren. Die Preise waren…
…beträchtlich höher als es der Oberbayer gewohnt ist, aber im Urlaub wird bekanntlich nicht aufs Geld geschaut. Für mich wurde es erst am unteren Rand interessant. Die Hütte war voll, auch mit Einheimischen. Am Stammtisch gegenüber ging es natürlich um Politik.
Kommen wir aber jetzt zu des Pudels Kern, zu den Resten des Thüringer Waldes. Der Borkenkäfer hat hier ganze Arbeit geleistet. Hier gleich der Beweis, was Wald mit Wasser zu tun hat.
Wir halten fest: Oberhalb des Brunnens ist noch Wald zu sehen. Das Wasser fließt.
Hier ist oberhalb des Brunnens kein Wald mehr zu sehen, und somit gibt es auch kein Wasser mehr. Bittere Wahrheiten. Jede Schulklasse sollte ihren Wandertag in dieser Gegend planen.
Warum das Backofenloch…
…zum Unesco-Welterbe oder so etwas gehört, erschließt sich mir nicht.
Das zarte Bäumchen im Vordergrund kann die Lage nicht kaschieren. Die halbhohen Stämme stehen zu lassen…
…mag seltsam ausschauen, hat aber seinen Sinn. Es ist der Versuch, den Borkenkäfer in dem Gebiet zu halten. Er soll sich mit dem Stämmen beschäftigen und ja nicht weiter zu gesunden Waldbeständen fliegen. Das gleiche Bild zeigt sich auch in Neumarkt-Sankt Veit, in weit geringerem Ausmaß, Gott sei Dank.
Diese Bilder sind keine Ausnahmeerscheinung, denn zum Borkenkäfer kommt/kam auch noch der eine oder andere Sturm hinzu, aber: Keine Wanderung ohne Gipfelerlebnis. Hier schaut man vom Bärenbruchsgraben mit seiner sagenhafte Höhe von 565m (immerhin locker 100m höher als Neumarkt-Sankt Veit)…
…hinüber zum Inselsberg.
Wenn man sich dem berühmtesten Rennsteig aller Rennsteige nähert, fällt einem diese von Menschenhand errichtete Unebenheit auf. Rechts im Bild: Ein Starthäuschen.
Dämmert es? Genau. Das war früher eine Bob- und Rodelbahn, die 1910 in Betrieb ging. Auf diese Bahn lassen sich einige sportliche Erfolge zurückführen, die bis in die Jetztzeit reichen. Man denke an den Rennrodler Max Langenhan, der in Friedrichroda geboren ist. Die Spießbergbahn ist im oberen Teil nicht mehr benutzbar. Die Natur holt sich ihr Terrain wieder. Im unteren Teil gibt es aber immer noch Wettkämpfe.
Und manchmal frage ich mich, ob das Mitführen einer Farb-Spraydose…
…nicht doch seinen Sinn hätte.
Leider gibt der Thürwinger Wald ein sehr trauriges Bild ab.
Es ist eine Jahrhundertaufgabe, ihn wieder aufzuforsten. Doch davon ist man noch weit weg. Außer Kahlschlag war bei unserer Wanderung kein Konzept erkennbar.
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