Freitag, 14. Juni 2024: Fußball-EM, München: Deutschland – Schottland 5:1 (3:0)

Ich hatte mich darauf eingerichtet, das Eröffnungsspiel ganz gemütlich in der Nähe von Gangkofen bei einem Public Viewing anzuschauen. Aber unverhofft kommt eben oft. Am Mittwoch schwebte – wie von Geisterhand – ein Ticket in meine Euro24-Ticket-App hinein. Es war völlig klar, dass der Freitag somit komplett im Zeichen des Fußballs stand. Natürlich ging es direkt am Vormittag nach München, um den ganzen Tag in der Landeshauptstadt zu verbringen.

Die Atmosphäre in der Landeshauptstadt war einfach gigantisch. München war fest in schottischer Hand. Die Schotten waren alle in Kilts in der Stadt unterwegs, besetzten die Biergärten und die Bars. Sie feierten, waren laut, sangen Schmählieder auf England oder „No Scotland, no party“. Sie unterstrichen die bekannte Theorie, dass die sie das friedfertigste Völkchen sind, dass man sich vorstellen kann.

Im Augustinerkeller auf der Anrnulfstraße war es um 1200 noch relativ ruhig. Wir hatten reserviert und waren ein internationales Grüppchen, zusammen mit Australiern und Neuseeländern. Das Wetter war cool, wobei cool tatsächlich für kühl steht. Es hätte drei oder vier Grad wärmer sein können.

Der Marienplatz war natürlich der Münchens Hotspot von München. Gegen 1600 war schon fast kein Vorwärtskommen mehr. Ich legte meine finale Stadionkleidung an. Der Zylinder war Sachen Contact-Mgmt. wirklich der „Bringer“. Weil der Nachmittag noch relativ jung war, fuhr ich mit der U-Bahn zur Münchner Freiheit, ein mir bis dato unbekanntes Stadtviertel. Ich war von der Gegend hin und weg. So viele Bars und Restaurant. Ich war aber unterzuckert und fand vor dem Café Berta ein Plätzchen, dort, wo es einen riesigen Pott schwarzen Tee und ein Stück Käsekuchen für mich gab.

Links neben mir saß ein Herr, mit dem ich gleich die Münchner Geschichte der letzten 50 Jahre durchgegangen bin. Rechts neben mir zwei Damen, die eigentlich zur Fan-Meile in den Olympiapark wollten. So, wie aber die Zufahrtsstraßen, die Plätze, die Biergärten und die U-Bahnen „zu“ waren, so war auch die Fan-Meile am Nachmittag geschlossen. Bei bis zu 200.000 Schotten in München wundert es mich nicht, dass die 25.000 Plätze in der Fan-Meile ein Tropfen auf den heißen Stein bei dem Bestreben sind, die Fußball- und Feierlaune der Münchner und der Schotten zu befriedigen.

Irgendwann musste ich mich dann doch von meinem Platz in der Sonne vor dem Café trennen. Durchaus widerwillig. Ich hätte jetzt einfach in die U6 wieder einsteigen und zum Stadion fahren können. Wie aber dies bewerkstelligen, wenn die U6 schon übervoll – weil mit Fußball-Fanks vollgepackt – vom Marienplatz ankommt. Das war aussichtslos. Die Alternative war, zunächst einmal in die andere Richtung und am Marienplatz vorbei noch weiter in die falsche Richtung zu fahren. Gesagt, getan, Im Schlepptau hatte ich noch ein paar Schotten mit Kindern, die das gleiche Problem hatten.

In der Bahn wurden wir von Münchnern mit den richtigen Tipps ausgestattet. Die Leichtigkeit des Seins in der Landeshauptstadt war einfach schön. An der Station Poccistraße sahen wir auf der Gegenseite unsere Bahn – nur halbvoll. Also spurteten wir die acht Meter über den Bahnsteig und stiegen in die andere (richtige) Bahn ein. Das ganze Chaos am Marienplatz und allen anderen Stationen schauten wir uns relativ bequem von innen an.

Am Stadion (der Allianz-Arena-Schriftzug war demontiert) ging alles geordnet zu. Die Tickets wurden zweimal kontrolliert, einmal manuell von einer Kontrollperson durch Einscannen des QR-Codes und zum anderen über das bekannte Drehkreuz. Der Zugang war überhaupt nur mit Smart-Phone und Ticket-App möglich. Die notwendigen QR-Codes wurden – um Missbrauch und Kartenschiebereien zu unterbinden – erst am Nachmittag auf die Mobilphones gesendet. Warum man am Stadioneingang zusätzlich noch Bluetooth aktivieren musste, habe ich nicht verstanden. Vorsichtshalber hatte ich eine Powerbank dabei, damit technisch nichts schiefgeht.

Im Stadion war die Stimmung überirdisch. Mich hat die Kürze des Vorprogrammes gewundert. Keine Reden, nur 15 Minuten Show. Der Schallpegel beim Abspielen der schottischen Hymne war unmenschlich.


Und schon ging es los. Der Rest ist Geschichte und klingt nach Sommermärchen 2.0. Es war ein unvergesslicher Tag.

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