Als Gegner von Windkraftanlagen mitten in unseren Wäldern war mir völlig klar, dass ich am vorletzten Samstag in Altötting keine bahnbrechenden Neuigkeiten erfahren würde. Alle Demo-Teilnehmer waren natürlich vehement dagegen, dass im Altöttinger Forst 40 Windräder hingestellt werden. Aber: Man fühlt sich halt in der eigenen Echokammer stets am wohlsten.
Mir ging es darum, die Stimmung der Demo-Besucher einzufangen. Die war erschreckend. Hauptfeindbilder: Söder von der CSU, Aiwanger von den Freien Wählern und der Bund Naturschutz. Nichts davon überraschte mich. Söder hat die 10h-Regel abgeschafft und Aiwanger die Kommunalklausel, was Bürgerbegehren verunmöglicht. Der BN hat sich mit seinem „Windkraft, ja, aber“ nie wirklich klar positioniert und steht somit zwischen allen Stühlen. Wann immer von einem der drei die Rede war, ging ein höhnisches Raunen durch die Reihen.
Den Rednern ging es auf dem Dultplatz um die bekannten Dinge: Intakter Wald als Wasserspeicher, Mikroklima, 284m hohe Flügelspitzen. Alles bekannte Argumente. Das Motto der Investoren scheint zu sein: Viel hilft viel. Aber wenn der Wind schwach ist, hilft auch das höchste Windrad nichts.
Viel hilft viel? Nicht bei Windrädern.
Der Ex-Grüne Robert Stein von NuoViso.tv, der sich selbst als Journalist ohne Ausbildung bezeichnet, wurde in seiner Kritik gegen die deutsche Politik grundsätzlicher. Weil er ständig so unterwegs ist, muss er sich deshalb schon mal als Verschwörungstheoretiker bezeichnen lassen. Er sprach über Deep State, den Klimaschwindel, Grundrechtseinschränkungen und auch darüber, dass die Golfstromabschwächung nicht stimme.
Uhu2 bei Landshut sei das weltweit beste AKW mit der besten Leistungsbilanz gewesen, seine Abschaltung einfach absurd. Sein völliges Unverständnis wurde deutlich, als er von den 97% Wissenschaftlern sprach, die sich bei der Klimahysterie einig seien, bis hin zur Aushöhlung des Rechtsstaates. Der Totalitarismus sei wieder da und beinahe unumkehrbar. Eigentlich sei er nie weggewesen, er habe sich nur umgezogen. Der MSM (Mainstreammedien) sorge für Vereinnahmung und Verängstigung.
Al Gore schwirrt noch in den Köpfen herum
Der US-amerikanische Politiker Al Gore hatte 2007 zwei vielbeachtete Dokumentarfilme zum Thema ‘Menschengemachte globale Erwärmung’ erstellt, für die er den Friedensnobelpreis erhielt. Laut Stein hätten sich die Menschen von den dadurch ausgelösten Angstpsychosen noch nicht erholt. Nach Steins Theorie sei die Welt in eine Situation geraten, in der die Mehrheit immer recht habe. Es gebe Gruppenzwang bis zur geistigen Verbiegung. Einem notwendigen Aufwacheffekt beuge man durch die totale Kontrolle vor. Corona habe die Welt hinters Licht geführt. Man solle sich nicht betäuben lassen und das tiefe Tal durchschreiten. Dann gehe es wieder aufwärts.
Ein wenig ging er dann doch noch auf die Windkraft ein. Im Altöttinger Forst soll die größte Onshore-Anlage entstehen, die es je in einem Schwachwindgebiet geben wird. Ich sehe das als ausgemachte Sache und benutze die Möglichkeitsform nicht. Denn wie auch immer sich eine neue Bundesregierung aufstellen wird: Sie wird niemals den Willen und/oder die Kraft aufbringen, das Windkraftgesetz wieder abzuschaffen. 1,8% der deutschen Landfläche sollen mit diesen Monstern übersät werden. Zu tief hat sich der links-grüne Ökofaschismus im ganzen Land festgesetzt.
Stein erklärte einen psychologischen Effekt, nämlich den des Gruppenzwangs. Schon immer fanden es die Menschen bequemer, an der Mehrheitsmeinung nicht zu rütteln. Niemand wolle ausgeschlossen werden. Im Mittelalter bedeutete es den Tod, aus seiner angestammten Siedlung geschmissen zu werden. Und so hätten nur Mehring und Emmerting Bedenken gehabt. Ansonsten hätte blinder Gehorsam regiert. Einer totalitären Kontrolle gehe immer Spaltung voraus.
Erst die Spaltung, dann die Kontrolle.
Zur totalitären Kontrolle gehört auch die Einschränkung der Meinungsfreiheit. Laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach im Rahmen des Freiheitsindex 2023 gaben nur 40 Prozent der Befragten an, dass man in Deutschland seine politische Meinung frei äußern könne. Dies ist der niedrigste Wert seit Beginn der Befragungen im Jahr 1990, als noch 78 Prozent dieser Aussage zustimmten. Ich füge hinzu: Was für politische Meinungen gilt, lässt sich vermutlich auch auf die Unternehmen übertragen, wo die Schönfärberei fröhliche Ausmaße annimmt.
Stein führte weiter aus, dass es in Marktl am 13. Mai 2024 eine Bürgerversammlung mit einer Podiumsdiskussion gab. Im Vorfeld hätte man vereinbart, dass zwei Befürworter und zwei Gegner teilnehmen. Weil die Angst umging, dass sich die Vorgänge in Mehring wiederholen könnten, sei das Verhältnis zunächst auf 5:1 und dann auf 9:1 pro Windkraft geändert worden. Damit brachte man die Antiwindkraftstimmung zum Kippen. Das Ratsbegehren fiel aus.
Die Rolle des Bundesverfassungsgerichtes
Eine volle Breitseite gab es noch für das Bundesverfassungsgericht, wo für eine Mitgliedschaft das Parteibuch entscheiden würde. Stephan Habarth sei zwar Präsident des BVG, wäre aber überhaupt kein Richter. Das kann ich bestätigen. Seine Vita liest sich wie folgt:
Stephan Harbarth ist seit Juni 2020 Präsident des Bundesverfassungsgerichts und Vorsitzender des Ersten Senats. Zuvor war er von November 2018 bis Juni 2020 Vizepräsident des Gerichts. Vor seiner Tätigkeit am Bundesverfassungsgericht war Harbarth als Wirtschaftsanwalt tätig und Partner in der Kanzlei SZA Schilling, Zutt & Anschütz. Parallel dazu war er von 2009 bis 2018 Mitglied des Deutschen Bundestages für die CDU und ab 2016 stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Seit 2018 ist er Honorarprofessor an der Juristischen Fakultät der Universität Heidelberg.
Die Medien würden schweigen und das politische Trauerspiel in Deutschland mitspielen. Sie hätten ihre Unabhängigkeit aufgegeben.
Schweigende Medien
Auch wenn die AfD klarer Wahlsieger würde, müsse man sich die Sache wie bei einer Diskus-WM vorstellen. Der Sieger gewinnt mit 65m, die Zweit- und Drittplatzierten kämen auf 60m und 55m. Sie würden anschließend zum Wettkampfgericht gehen, dieses davon überzeugen, dass die Summe aus 60 und 55 doch deutlich besser sei als 65m und damit den Sieg für sich proklamieren.
Die Unabhängigkeit von Staatsanwälten und Richtern bezweifelte Stein. Die Demo-Teilnehmer pflichteten ihm durch höhnisches Gelächter bei.
Die deutsche Wirtschaft sei im freien Fall. Hier die BIP-Wachstumsraten für das Jahr 2023:
Stein schloss mit der Empfehlung, Demos, Spaziergänge und Mahnwachen durchzuführen.
Haiming ist von Projekten eingekesselt
Christine Neudert von der Haiminger BIG – ich nehme an, dass das für Bürgerinitiative Gegenwind steht – führte aus, dass das Bürgerbegehren bereits zweimal abgelehnt worden sei. Sie beklagte, dass Haiming schon jetzt große Problem habe. Mit PFAS vergiftetes Erdreich könne nirgends hingebracht werden. Eine Unterkellerung eines neu zu bauenden Hauses ist fast nicht möglich. Neudert hatte sich als Zugezogene über die vielen Erdwälle vor Häusern gewundert und an Lärmschutz gedacht. Richtig ist aber, dass Hausbesitzer Erdaushub in den eigenen Gärten lagern. Das ist dann so eine Mischung aus Sicht- und Lärmschutz. Meine Frage dazu: Kann man bei so einem Erdreich überhaupt noch Obst und Gemüse anbauen oder doch nur noch Blumen? Blumen vielleicht aber auch nicht, weil dann die Bienen tot von den Stengeln fallen?
Es fiel auch der Begriff Monodeponie. Denn insbesondere Rotorblätter können noch nicht wirklich gut recycelt werden. Es gibt Hinweise darauf, dass ausgediente Rotorblätter von Windkraftanlagen teilweise in der Erde vergraben werden. Dies geschieht vor allem in Ländern, in denen die Entsorgungskapazitäten begrenzt sind oder Recyclingtechnologien noch nicht weit genug entwickelt sind.
Hintergrund
- Materialien der Rotorblätter:
- Rotorblätter bestehen häufig aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) oder auch aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK).
- Diese Materialien sind sehr langlebig, stabil und schwer recycelbar.
- Entsorgungsprobleme:
- Nach einer Lebensdauer von etwa 20 bis 25 Jahren müssen Windkraftanlagen demontiert werden. Die Rotorblätter stellen dabei eine der größten Herausforderungen bei der Entsorgung dar.
- Recycling ist kostenintensiv und technisch anspruchsvoll, was dazu führt, dass einige Betreiber auf Deponien oder andere Entsorgungsmethoden zurückgreifen.
Hinweise auf Vergrabung von Rotorblättern
Verschiedene Berichte und Bilder aus dem Internet zeigen, dass Rotorblätter in einigen Regionen einfach vergraben wurden. Diese Praxis ist vor allem in Ländern zu beobachten, in denen die Abfallwirtschaft weniger stark reguliert ist. In den USA wurde berichtet, dass große Mengen an Rotorblättern auf herkömmlichen Mülldeponien oder in eigens dafür geschaffenen Bereichen vergraben werden, weil die Entsorgung auf Deponien günstiger ist als Recycling. Die Demontage und das Zerschneiden der Blätter ist aufwändig und teuer. In der EU gelten strengere Umweltvorschriften, die das Vergraben von Abfällen wie Rotorblättern regulieren. Trotzdem gibt es Berichte, dass auch in Europa ausgediente Blätter auf Deponien landen, da es bislang keine flächendeckenden Recyclinglösungen gibt.
Toll. Eines der Hauptargumente für die Sinnlosigkeit von Atomkraftwerken waren die fehlenden Endlager. Und jetzt haben wir mit den Windrädern die gleiche Situation?
Was steckt eigentlich drin, in einem einzigen Rotorblatt?
Wie gesagt: Wir sprechen von einem einzigen Rotorblatt. Bei 40 Windrädern brauchen wir 120 Rotorblätter, also die 120-fache Menge der in der Tabelle dargestellten Werte. All dieser Materialeinsatz taugt nicht für eine zuverlässige Grundlast. Man rechnet mit 280 Tagen Stillstand. Der November ist schon 16 Tage alt. Ich kann mich nicht entsinnen, dass im November auch nur ein kleines Lüftchen gegangen ist.
Zurück zu Haiming und den Einkesselungs-Problemen der Bewohner. Auf der einen Seite wird die A94 weitergebaut. Von Nord nach Süd wird eine Höchstspannungsleitung gebaut werden. Wegen der Dunkelflauten wird ein Gaskraftwerk gebraucht. Und zu guter letzt braucht es ein sehr großes neues Umspannwerk. Geplant war eine Fläche von 26ha, mittlerweile sind wir bei 30ha. Und über allem thronen die Windräder.
Die Einkesselungsthemen Haimings
Hinzu kommt der Umstand der zeitweisen Überproduktion. PV-Anlagen müssen dann abgeschaltet werden. Auch Windräder kann dieses Schicksal ereilen. Dieser Ausfall muss finanziell kompensiert werden. Teuer sind die Technologien also obendrein. Die Energiepolitik müsse – laut Neudert – folglich dringend von ideologisch auf sachlich umgestellt werden, zumal die Queer-Bewegung darauf keine Antworten hätte.
Im Anschluss war Stefan Spiegelsberger an der Reihe, der zunächst ein paar allgemeine Floskeln losließ (Fachwissen ist scheinbar überflüssig, der Gelernte ist der Depp), dann aber sehr schnell ins Detail ging. Einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 8m/s im Norden steht eine Windgeschwindigkeit von 5,8m/s im Süden gegenüber. Somit ist die Nabenhöhe im Norden 120m und im Süden knappe 200m. Im Süden träfen höhere Kosten und weniger Leistung aufeinander. Das bedeute eben auch, dass es keinen Bau ohne Förderung gibt. Dann warf er mit den Hunderten von Milliarden Investitionskosten nur so um sich. So schnell konnte ich das nicht mehr mittippen. Bis 2039 stehen Investitionen zwischen 400 und 800 Milliarden Euro im Raum, während China 3.000 Kohlekraftwerke bereits gebaut habe und weitere 700 plane, zu den 67 Atomkraftwerken.
China: 67 Atomkraftwerke.
Spiegelsberger stellte die Frage, was unsere Nachkommen wohl sagen werden, wenn sie in 1.000 Jahren diese riesigen Betonfundamente im Waldboden entdecken. Ach, das war diese Zeit der Irrungen und Wirrungen, als man energietechnisch kurzzeitig überhaupt keinen Plan hatte.
Ingo Hahn als promovierter Wissenschaftler und Mitglied des Umweltausschusses (AfD) wurde dann wieder etwas politischer und erinnerte daran, dass der jetzige Bayerische Ministerpräsident Söder 2011 als damaliger Umweltminister zurücktreten wollte, wenn der Beschluss für die Abschaltung der AKWs nicht kommt. Jürgen Trittin war 2004 noch realitätsfremder, als er meinte, die Energiewende werde für den Durchschnittshaushalt nicht teurer werden als eine Kugel Eis im Monat. Die Kugel Eis kostete damals 50 Cent. Man geht davon aus, dass wir heute über 46 Kugeln Eis sprechen. Auch hatte Trittin vorausgesagt, dass die EEG-Zulage 0,25Cent kosten werde. Am Ende waren es 6,756Cent. Dann zog seine grüne Partei als Teil der Ampel die Reißleine und stampfte das EEG-Wunderwerk Ende 2022 vollständig ein.
Hahn sprach über die Logik, dass ein Mensch nicht CO2-neutral sein könne. Windräder sollen in den Wäldern verborgen werden. Er sagt Temperaturerhöhungen in den Wäldern voraus und verstärkte Sturmschäden. Die Waldbrandgefahr steige. Ein Rückbau nach 20 Jahren koste eine Million Euro, obwohl die Fundamente wohl im Boden bleiben werden. Er sprach über getötete Bussarde und Fledermäuse, aber eben auch über die Losbrechgeschwindigkeit von Windrädern mit bis zu 150 Tonnen schweren Rotorblättern und einem entsprechenden Generator. Die Kräfte auf das Material seien gigantisch, die Wartung und die Reparaturen entsprechend erheblich. Bei Windrädern handele es sich um einen riesigen Schaden für unsere Volkswirtschaft. Und satirisch fügte er hinzu, dass das Material zum Bau von den ach so bösen Diesel-LKWs herangekarrt würde.
Diesel-LKWs karren Material heran.
Wind sei ein Kind der Sonne. Wenn die Sonne nicht scheint, lässt auch der Wind nach. Das ließe sich an den Meeren im Norden bestens beobachten, wenn es Abend wird. Damit kann im Fall der Fälle PV die Windräder nicht ersetzen und auch nicht andersherum. Und schon 1880 wären Windmühlen mit einem Nebenantrieb ausgestattet worden. Schon vor 140 Jahren wussten die Menschen, dass man sich auf Wind nicht verlassen kann. Die Antwort der Grünen darauf ist offensichtlich: Ist der Wind zu schwach, dann brauchen wir eben noch mehr Windräder, um das auszugleichen. Selten so gelacht.
Ist nach der Lektüre noch irgendjemand ernsthaft für den Ausbau von Windkraft?
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