Dienstag, 17. Dezember 2024, Scholz fordert Mindestlohn von 15 Euro.

Gestern war der Tag, als Bundeskanzler Scholz im Bundestag die Vertrauensfrage gestellt hat. Ein einfacher Rücktritt wäre um einiges logischer gewesen. Das Wahlvolk findet es nicht besonders toll, wenn das politische Berlin zum Zirkus wird. Scholz stellte die Vertrauensfrage in der Hoffnung, dass ihm das Vertrauen entzogen wird. Der Bundestag hatte in der Tat und mehrheitlich kein Vertrauen zu Olaf Scholz und entzog ihm dieses.

Während die SPD ihrem eigenen Kanzler pflichtgemäß das Vertrauen aussprach, muss die Rolle der Grünen gesondert betrachtet werden. Die Erwartungshaltung wäre gewesen, dass die Grünen als verbliebener Koalitionspartner ganz selbstverständlich zu ihrem Fortschrittskanzler stehen. Aber ach. Die Grünen enthielten sich. Wie das? Wir ahnen es. Die Grünen rochen puren Verrat durch die AfD. Es hätten einige lustige AfD-Abgeordnete ausgereicht und SPD, Grüne und AfD hätten dem Kanzler wider Willen das Vertrauen ausgesprochen. Der Mann wäre Bundeskanzler geblieben. Das Chaos wäre perfekt, die Peinlichkeit nicht mehr zu überbieten gewesen.

Fehlende sittliche Reife

Ich habe mir gestern die Reden angehört. Scholz war mit seinem Vorwurf der fehlenden „sittlichen Reife“ gegen Christian Lindner einfach unterirdisch. Die SPD hat an Vorschlägen nichts zu bieten, außer den eh schon ausufernden Sozialstaat weiter auszubauen. Mit geballten Fäusten fordert Olaf Scholz, den Mindestlohn auf 15 Euro zu erhöhen.

Die Sozis verstehen nicht, dass damit die Arbeitslosigkeit in Deutschland zementiert wird. Ein Mensch, der für einen Arbeitgeber Arbeit erbringt, muss die Fähigkeit besitzen, in einer Stunde eine Wertschöpfung in Höhe von weit mehr als 15 Euro zu erbringen, um für die Firma, in der er arbeitet, einen Mehrwert darzustellen. Schauen wir uns eine solche Berechnung an:

Berechnung

  • Stundenlohn brutto: 15 Euro
  • Lohnnebenkosten: Im Durchschnitt 20-25 % des Bruttolohns.
  • Gesamtkosten für den Arbeitgeber: 18,75 Euro 
  • Betriebliche Kosten, Durchschnittswert: 20-30%
  • Gesamtkosten inkl. Betriebskosten =18,75×1,25=23,44 Euro
  • Gewinnspanne des Unternehmens: mindestens 15-20%
  • Erforderlicher Mehrwert: 23,44×1,2=28,13€

Was kann Menschen hindern, um für einen Arbeitgeber einen Mehrwert von 28,13€ zu erbringen?

  • Niedriger Schulabschluss
  • keine Ausbildung
  • fehlende Fachkenntnisse und Fertigkeiten
  • körperliche oder geistige Behinderung
  • fehlende Erfahrung
  • Kompetenzdefizite
  • Sprach- und/oder kulturelle Barrieren
  • keine besondere Motivation

Schauen wir uns die Schätzungen darüber an, wieviele Menschen zu diesen Kategorien zählen und wieviel Arbeitslosigkeit unter ihnen herrscht:

  • Geringqualifizierte Personen: Im Jahr 2019 lag die Arbeitslosenquote unter Geringqualifizierten bei etwa 17%.
  • Junge Erwachsene ohne höheren Bildungsabschluss: Knapp 16 % der 25- bis 34-Jährigen in Deutschland verfügen weder über Abitur noch über einen berufsbildenden Abschluss. Besonders betroffen sind Männer mit einem Anteil von 18 %.
  • Chronische Erkrankungen: Etwa 49 % der beschäftigten Männer und 53 % der beschäftigten Frauen in Deutschland berichten über eine oder mehrere chronische Krankheiten.
  • Behinderungen: Rund 13 % der Menschen in Deutschland haben eine amtlich anerkannte Behinderung, was etwa 10,2 Millionen Personen entspricht.
  • Gratifikationskrisen: Ein Ungleichgewicht zwischen erbrachter Leistung und empfangener Anerkennung kann die Motivation beeinträchtigen. Hohe Krankenstände können ein Indikator für solche Probleme sein. Im ersten Halbjahr 2024 erreichte der Krankenstand in Deutschland mit 5,7 % ein neues Hoch.
  • Berufsabschluss: 2,9 Millionen Menschen unter 34 Jahren keinen Berufsabschluss.
  • Schulabbrecher: Fast jeder achte junge Mensch im Alter von 18 bis 24 Jahren in Deutschland verlässt die Schule oder Ausbildung vorzeitig.

Somit ist eine beträchtliche Anzahl von Arbeitnehmern in Deutschland mit individuellen Hinderungsgründen konfrontiert, was ihre Fähigkeit, den notwendigen Mehrwert von 28,13 Euro pro Stunde zu leisten, beeinträchtigt. Die SPD kennt für diese Thematik außer Bürgergeld keine Lösung. Es wird auch die Frage des Lohnabstandes nicht beantwortet.

Arbeitnehmer 1:

  • kein Schulabschluss
  • keine Ausbildung
  • keine Deutschkenntnisse
  • keine Berufserfahrung
  • körperliche Behinderung
  • 15 Euro Mindestlohn.

Arbeitnehmer 2:

  • Realschulabschluss
  • dreijährige Facharbeiterausbildung
  • beste Deutschkenntnisse
  • fünf Jahre Berufserfahrung
  • körperlich topfit
  • 20 Euro Stundenlohn.

Der Lohnabstand zwischen den zwei Arbeitnehmern beträgt bei 160 Arbeitsstunden: 5€ x 8h x 20Arbeitstage = 800 Euro. Man muss ja auch bedenken, dass Arbeitnehmer 1 die Zeit, in der Arbeitnehmer 2 seine Ausbildung macht, bereits Mindestlohnempfänger ist. Wenn er die Schule nach der achten Klasse verlassen hat, hat er gegenüber Arbeitnehmer 2 unglaubliche fünf Jahre Vorsprung.

Ein Mindestlohn von 15 Euro ist kein Konzept, sondern purer Populismus, gemischt mit Wahlkampfgetöse.


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